Pferde spielen im Leben der Menschen seit Jahrtausenden eine wichtige Rolle. Dabei wurden sie besonders in der Geschichte eher als Arbeits- und Kriegshelfer eingesetzt, um das Leben ihrer Menschen zu sichern. Schon immer waren sie aber auch Teil verschiedener Traditionen und haben weltweit das Bild auch dann geprägt, wenn es um die Freizeitgestaltung ging. Und während wir uns in der RRP hauptsächlich dem Spring- und Dressursport, dem Voltigieren und Fahren, sowie der Zucht widmen, lohnt sich ein Blick über den Tellerrand immer! Denn es gibt weiterhin so viel mehr Möglichkeiten, um seine Zeit mit Pferden zu verbringen. Wir waren zu Besuch im Polo-Club in Düsseldorf und durften einen spannenden Teil des Pferdesports kennenlernen.
Der Polosport ist den Meisten als „Das Spiel der Könige“ bekannt, doch diese Sportart bietet so viel mehr als nur die Freizeitbeschäftigung des Adels zu sein. Patricia Joistgen und Otto Blank bieten vor den Toren Düsseldorfs auf ihrem weitläufigen Gelände die besten Möglichkeiten für professionelle Polo-Spieler, vor Allem aber auch für Interessierte, die einfach mal in diesen Sport hineinschnuppern wollen. „Wir empfangen hier Jeden mit offenen Armen“, erklärt Patricia Joistgen während des Rundgangs über die idyllische Anlage, auf der auch zahlreiche Dressurpferde als Einstaller ihr zu Hause gefunden haben. „Das Gute ist, dass das Training der Polo Pferde und der anderen Reitpferde sich überhaupt nicht in die Quere kommt“, erklärt Otto Blank, der die traditionsreiche Anlage vor einigen Jahren kaufte. Und so bieten sie in ihrem Konzept nicht nur Polo Pferden und ihren Reitern ein tolles zu Hause.
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Eine Reithalle, ein schöner Dressurplatz, aber auch die Polofelder und die große Rennbahn bieten beste Möglichkeiten zur Pferdehaltung. Ergänzt durch weitläufige Weiden und winterfeste Paddocks findet man im Polo Club Düsseldorf in sehr zentraler Lage eine Oase mitten im Grünen, um seinen Pferden ein schönes zu Hause zu bieten. „Wenn man Polo Club hört, denkt man natürlich nicht sofort daran, dass wir hier auch Dressur- und Freizeitreiter haben“, erzählt Patricia Joistgen. Doch auch für den klassischen Reitsport wird Einiges geboten. So ist für das kommende Jahr beispielsweise ein Dressurturnier auf der tollen Anlage in Planung. „Trotzdem ist unser Hauptgeschäft natürlich der Polo Sport“, fügt Otto Blank mit einem Augenzwinkern hinzu. Und diesen bringen sie gemeinsam mit ihrem Team Jedem näher, der sich dafür interessiert. Gut ausgebildete Lehrpferde und erfahrene Trainer stehen bereit, um vom absoluten Anfänger bis hin zum Profi ideal trainieren zu können. „Wir bieten auch Schnupperstunden an, damit man einfach mal ein Gefühl dafür bekommt, wie es ist auf einem Polo Pferd zu sitzen“, erklärt Otto Blank. Und Patrica Joisten ergänzt: „Das ist interessant sowohl für Reiter und auch Nicht-Reiter. Die Pferde sind so gut ausgebildet, dass Jeder ein schnelles Erfolgserlebnis hat.“
Polo Academy
In der Polo Academy des Düsseldorfer Poloclubs lernt man zunächst die absoluten Grundlagen. „Die Hilfengebung unterscheidet sich deutlich von den Hilfen im klassischen Reitsport“, erklärt Otto Blank, der selbst aus dem Dressursport kommt und gemeinsam mit seiner Mutter immer noch Dressurpferde züchtet. Beim Polo steht man mehr im Sattel, als das man sitzt. Deshalb müssen sich Reiter aus der klassischen Reitweise zunächst ein wenig umgewöhnen. „Die Hilfen sind aber insgesamt sehr einfach und in der Regel sind Neueinsteiger nach ungefähr einem halben Jahr sogar schon bereit dazu an einem Wettkampf teilzunehmen“, macht Patricia Joisten Mut dazu, den Polo Sport unbedingt einmal auszuprobieren. Zu Beginn erhält man in der Polo Academy in Düsseldorf individuelle Einzelstunden. „Es geht erst einmal darum das Gefühl für die Hilfengebung zu bekommen. Dann kommt der Ball ins Spiel. Beim Erlernen der Basics profitieren die Einsteiger davon, dass Polo Pferde grundsätzlich einen sehr ausgeglichenen Charakter haben“, gibt Otto Blank einen Einblick in die Welt des Polos.
Die Vierbeiner sind schnell und wenig, müssen dem Reiter aber sehr gut zuhören und prompt auf die Hilfen reagieren. Sie denken mit und das kommt dem Anfänger sehr zu Gute. „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass besonders Menschen die zuvor schon geritten sind und sich deshalb grundsätzlich in der Bewegung ausbalancieren können, bereits in der ersten Einheit viel Spaß haben und erste Erfolgserlebnisse erleben“, freut sich Otto Blank darüber, dass immer mehr Interessierte in seiner Academy den Spaß am Polo Sport finden.
Lange Tradition
Wo genau der Polo Sport entstanden ist, lässt sich nicht mehr genau zurück verfolgen, doch die ersten Aufzeichnungen über den rasanten Sport gibt es bereits aus dem 7. Jahrhundert v. Chr. Schnell haben sich viele Staatsoberhäupter für den Sport interessiert und er verbreitete sich rasant. Man sagt, dass teilweise sogar die Kriegsführung auf dem Polospiel aufbaute. In Europa ist der Sport durch das englische Königshaus recht bekannt. Doch schon immer war der Polo Sport deutlich mehr als manches „schickimicki“-Vorurteil vermuten lässt. Beim Polo sind Präzision, Leidenschaft und Vertrauen zwischen Reiter und Pferd die wichtigen Bausteine für den Erfolg. Als der wohl älteste Mannschaftssport der Welt widerlegt, er außerdem das Vorurteil, dass Reiter immer Einzelkämpfer sind. Den ersten Polo Club in Deutschland gründete man 1898 in Hamburg.
Die Anlage in Düsseldorf gibt es zwar noch nicht ganz so lange, 1974 wurde sie aber extra für den Polosport errichtet. „Nur wenige Anlagen europaweit sind direkt für das Polo Spielen geplant worden. Bei uns wurde von Beginn an alles auf die Bedürfnisse des Sports ausgerichtet. Trotzdem haben wir nach der Übernahme natürlich noch einiges modernisiert und besonders auch für die Bedürfnisse unserer Pferde angepasst“, berichtet Otto Blank. Während beispielsweise ein Dressurreiter lediglich ein Pferd braucht, um an einem Turnier teilnehmen zu können, sieht das beim Polo etwas anders aus. Polospieler haben mindestens vier Pferde, denn die Vierbeiner wechseln sich während eines Spiels ab. „Den Pferden wird schon einiges abverlangt, das Tierwohl steht dabei aber immer im Mittelpunkt und deshalb ist es uns wichtig, sie weder im Training noch bei den Spielen zu überfordern“, erklärt Otto Blank. Und so sind über 90 Prozent der Regeln während des Spiels fürs Pferdewohl da. Er selbst nimmt regelmäßig an Turnieren teil. Dabei findet der Polosport für die meisten Reiter aber nebenberuflich statt. „Die größten Nationen sind Argentinien, Amerika und England. Hier gibt es auch einige Vollzeit-Spieler. Die Meisten haben aber einen anderen Job“, gibt Patricia Joisten einen Einblick.
Die deutschen Turnierreiter fahren für ihre Wettkämpfe durch ganz Europa und nutzen so die Möglichkeiten in verschiedenen Teams zu spielen. „Während der Turniersaison kommen auch einige Argentinier zu uns, die dann in Europa an den Wettkämpfen teilnehmen“, berichtet Otto Blank. Und während Deutschland im klassischen Reitsport traditionell eines der wichtigsten Länder für die Pferdezucht ist, spielt das Land in Bezug auf die Zucht von Polo Pferden keine Rolle. „Die meisten Pferde werden aus Argentinien importiert“, weiß Otto Blank zu berichten und erzählt, dass es dort eine fast unendliche Auswahl für jeden Anspruch gibt. Doch nicht nur in der Zucht unterscheidet sich der Polosport vom klassischen Reitsport. Auch das Training der Tiere wird aufgrund der unterschiedlichen Ansprüche anders aufgebaut.
Training der Polo Pferde
Die körperlichen Anforderungen an ein Polo Pferd sind durchaus nicht zu unterschätzen. Schnelles Gallopieren, daraus stoppen und wenden – all Das erfordert eine gewisse körperliche Leistungsfähigkeit. „Deshalb ist es wichtig, ein Polo Pferd langsam an den Sport heranzuführen und aufzubauen“, erklärt Otto Blank die Vorgehensweise und erläutert weiter: „Mit drei Jahren werden die Pferde zwar meist angeritten, haben dann aber noch einmal Zeit auf der Weide und werden nur sehr leicht gearbeitet. Das erste richtige Training mit Schläger und Ball beginnt meistens im Alter von fünf Jahren. Oft gehen die Vierbeiner dann sechsjährig das erste Mal kurz mit zum Turnier, richtig los geht es für die Pferde aber erst mit acht.“ Ein normaler Tagesablauf sieht meistens morgens Konditionstraining vor. Hierfür wird ein Vierbeiner gesattelt, die anderen Pferden gehen als Handpferde mit. Dabei werden bis zu 6 Pferde gleichzeitig bewegt. In sogenannten „Sets“ geht es dann um die Rennbahn. Nach einer langen Schritt-Einheit, geht es an das Konditionstraining.
Otto Blank verrät dabei eine Besonderheit im Vergleich zum klassischen Reitsport: „Viele Polo Pferde traben nicht gerne. Das müssen sie dann auch einfach nicht. Dann werden sie hauptsächlich im Schritt und im Galopp gearbeitet.“ Nachmittags werden die Pferde dann noch einmal bewegt. Dabei steht dann entweder noch einmal Konditionstraining oder ein Einzeltraining unter dem Reiter mit Ball und Schläger an. Bei den Club Chukkern wird dann gemeinsam trainiert und analog eines Spieles auch für den Wettkampf trainiert. Bei diesen Club Chukkern nehmen immer auch Reiter auf den Lehrpferden der Academy teil. Außerdem sind Zuschauer herzlich willkommen, sich diese Spiele außerhalb der Turniere anzusehen und so einen Eindruck von der spannenden Sportart zu erhalten. „Neben dem Training ist uns aber auch das allgemeine Wohlbefinden der Pferde sehr wichtig“, macht Patricia Joisten deutlich. Die Vierbeiner verbringen viel Zeit in der Herde auf der Weide und auf den modernen Paddocks. Darüber hinaus erhalten sie ein regelmäßiges Wellness-Programm. Sowohl die Turnierpferde, als auch die Lehrpferde erhalten außerdem regelmäßig Urlaub um sich ausgiebig regenerieren zu können. Es ist daher nicht verwunderlich, dass die Vierbeiner oft noch im hohen Alter im Sport gehen.
Spannender Sport
Und das natürlich auch auf den vereinseigenen Turnieren des Polo Club Düsseldorf, der übrigens als Reitverein auch Mitglied bei der FN ist und so auch für Nicht-Polo-Spieler die Möglichkeit bietet, an Turnieren teilzunehmen. Schon beim Betreten des Turniergeländes spürt man den ganz besonderen Flair des Polosports. Denn während man von Dressur- und Springturnieren zahlreiche Pferdeanhänger auf dem Parkplatz gewöhnt ist, stehen die Polo Pferde in langen Reihen nebeneinander angebunden und warten auf ihren Einsatz. Dabei strahlen sie eine immense Ruhe aus. Lässt man dann aber den Blick auf das Spielfeld schweifen ist das Thema Ruhe schnell vergessen. Denn es geht mehr als rasant zu, wenn die acht Reiter dem Ball hinterher galoppieren und versuchen, diesen in eines der beiden Tore zu befördern. Dabei werden die Vierbeiner in den hochkarätigen Spielen teilweise genauso schnell wie ein Vollblüter auf der Rennbahn. Der Spielablauf ist absolut spannend und die Zuschauer können das Geschehen gespannt von der Seite des Spielfeldes aus beobachten. Das Spielfeld ist dabei in der Regel 300 Yards mal 200 Yards groß und damit sehr weitläufig. Jedes der beiden Tore besteht aus zwei drei Meter hohen Torpfosten und ist ungefähr 7,2 Meter breit. Nach oben sind die Tore offen und zwei Torrichter sind dafür zuständig zu beurteilen ob ein Tor gefallen ist, oder nicht. Zwei berittene Schiedsrichter verfolgen das Spiel vom Pferd aus und ein Oberschiedsrichter ist am Spielfeldrand zuständig. Jedes Spiel ist in mehrere Zeitabschnitte, sogenannte Chukker, eingeteilt. Jedes Chukker dauert sieben Minuten. Die Spielrichtung wechselt dabei nach jedem Tor. Die Pferde werden zwischen den Chukkern gewechselt, kein Tier darf zwei Mal hintereinander geritten werden und teilweise ist auch ein Tausch nach einem halben Chukker möglich. Jede mögliche Gefährdung eines Pferdes führt zur sofortigen Unterbrechung des Spiels. Ein Sturz des Reiters führt hingegen nur zur Unterbrechung, wenn der Schiedsrichter diesen als schweren Sturz einordnet. Um die Unfallgefahr zu minimieren, werden die Schweife der Pferde nach oben bandagiert und die Mähne meist abgeschoren. So wird verhindert, dass ein Schläger im Langhaar hängen bleiben kann.
Die Spieler werden je nach Leistungsstärke mit einem Handicap eingestuft, dieses wird von einer Kommission jährlich festgelegt. Die Summe der vier einzelnen Handicaps bilden dann das Team Handicap. Sobald Mannschaften mit unterschiedlichen Gesamthandicaps gegeneinander antreten, erhält das schwächere Team zu Beginn des Spiels einen Tor-Vorsprung. Der Düsseldorfer Polo Club veranstaltet regelmäßig Turniere und bietet so eine tolle Möglichkeit, diesen interessanten Sport hautnah erleben zu können. Doch auch außerhalb des Turniergeschehens sind Interessierte willkommen in die Welt des Polos hinein zu schnuppern.
Rebecca Thamm
Fotos: Rebecca Thamm