… zieht Familie Brüse vom Sportpferdezentrum Köln, nicht nur wenn es um sportliche Erfolge geht. Für das gemeinsame Leben und Arbeiten mit den Pferden hat sich die Familie vor den Toren von Köln einen idyllischen Ort geschaffen, an dem es den Vierbeinern an Nichts mangelt und wo die Reiter optimal für ihren Sport trainieren können.

Für die großen sportlichen Erfolge auf nationalen und internationalen Turnieren ist Christoph Brüse zuständig. Der Betrieb steht aber auf mehreren Standbeinen und so sind auch seine Eltern und seine Schwerster Anne wichtige Pfeiler des Erfolges. Seit zehn Jahren betreiben die Brüses das Sportpferdezentrum Köln. Eigentlich aus Wachtberg stammend, fand die Familie den Hof in Köln durch ihre guten Kontakte in der Springsportszene und baute diesen nach entsprechend aus. „Das hier ist ein gewachsener Betrieb. Da wir den Beritt und den Verkauf nicht als einziges Standbein haben wollten, bieten wir auch Einstallern die Möglichkeit ihre Pferde hier unterzubringen“, berichtet Traudel Brüse, deren Eltern den Grundstein für die Pferdeliebe in der Familie legten. Sie ist selbst bis zur Klasse S im Parcours erfolgreich gewesen und bildete das ein oder andere Pferd für den Einsatz im Springsport aus. „Meine Großeltern haben in Wachtberg gezüchtet und obwohl mein Opa nie selbst geritten ist, hatte er ein sehr gutes Auge für Pferde“, erinnert sich Christoph Brüse an die beiden Menschen zurück, die sein Reiterleben immens geprägt haben. „Christoph war als Kind nach der Schule eigentlich immer bei meinen Eltern und dann wurden Zuchtbücher durchgewälzt und Abstammungen analysiert. Schon als Kind und Jugendlicher hatte er dadurch einen engen Bezug zur Zucht“, ergänzt Mutter Traudel. Und auch Christophs Schwester Anne hatte schon früh mit Pferden zu tun. Die gelernte Immobilienkauffrau hat sich mittlerweile ebenfalls ganz den Vierbeinern und dem Familienbetrieb verschrieben. Sie ist für das Management und das Personal zuständig, übernimmt die Kundenbetreuung und ist auch für die Einstaller eine wichtige Ansprechpartnerin. Damit hält sie ihrem Bruder zu Hause den Rücken frei. Aber auch auf den Turnieren sind die Geschwister ein eingespieltes Team. „Anne war bei all meinen wichtigen Erfolgen als Pflegerin dabei und wir haben viele tolle Momente gemeinsam erlebt“, blickt der Springreiter auf das gemeinsam Erlebte zurück. Die Geschwister sind dabei ein absolut eingespieltes Team und können sich in jeder Situation aufeinander verlassen. Die gemeinsamen Turnierreisen gingen dabei schon früh los, denn obwohl Christoph zu Anfang auch noch gut Fußball spielte, ließen die größeren Erfolge nicht lange auf sich warten. „Bei einem Reitunfall habe ich mich am Knöchel verletzt und dann stellte sich die Frage Reiten oder Fußball gar nicht mehr. Von da an lag mein Fokus dann komplett auf dem Pferdesport“, berichtet Brüse von seinen Jugendjahren.
Erfolgreicher Karrierebeginn
„Mit Ruhe zum Erfolg“ war dabei sicherlich von Beginn an das Konzept, nachdem Christoph Brüse ganz intuitiv die Erfolgsleiter nach oben ritt. Die großen Sprünge macht er dabei schon immer mit der nötigen Bodenhaftung. Die erste vierbeinige Sportpartnerin mit der Christoph Brüse im Parcours Schleifen sammelte war Gracia. „Meine Oma wollte für uns keine Ponys, deshalb war ich von Beginn an mit Großpferden unterwegs“, erinnert sich der Springreiter an seine Anfänge. Gracia war eines der Pferde, welches Traudel Brüses Eltern selbst gezogen hatten. Sie war es auch, die die Stute in den Sport brachte und mit ihr von Reitpferdeprüfungen bis hin zum S-Springen platziert war, bevor Christoph Brüse die Zügel der Stute 1999 in Hand bekam.
Nur drei Jahre später ritt Christoph Brüse sein erstes S-Springen. „Das war beim Salut Festival in Aachen. Wir waren mit den Pferden schon wieder zu Hause, weil mein Bruder sich eigentlich gar nicht qualifiziert hatte. Dann kam ein Anruf, dass er nachgerückt ist und wir sind wieder zurückgefahren“, hat Schwester Anne dieses Erlebnis noch genau vor Augen. Ein Jahr später kam dann der erste Einsatz bei der Deutschen Jugendmeisterschaft. Mit 16 erhielt Christoph Brüse das Goldene Reitabzeichen, die Siege dafür errang der hauptsächlich mit Pferden aus der familieneigenen Zucht. Als Trainer stand damals Karl Schneider an Brüses Seite. Noch heute in der Nachbarschaft auf dem Rodderberg beheimatet hat der erfahrene Springreiter Christoph Brüse in einer wichtigen Entwicklungsphase seiner Karriere unterstützt. Im gleichen Jahr wie sein erster Start in einem S-Springen übernahm Christoph Brüse die Der Clou-Tochter Denise. Eine rheinische Stute aus der Zucht seiner Oma, die er heute als eines der wichtigsten Pferde seiner Karriere beschreibt. „Denise war sehr schnell und hatte einen unheimlichen Kampfgeist“, erinnert Brüse sich zurück. Mit dem Familienpferd sammelten auch sein Vater Lothar und seine Schwester Anne Schleifen im Parcours. Ebenfalls 2003 übergab Traudel Brüse dann Rhodos an ihren Sohn. Der Rex Fritz-Sohn sollte sich ebenfalls zu einem der wichtigsten Pferde des Springreiters entwickeln. Auch Rhodos stammte aus der Zucht von Traudel Brüses Eltern. Das Besondere: Er war der Sohn von Christoph Brüses erster Turnierpartnerin Gracia. „Rhodos war auch schon zu damaligen Zeiten ein echtes Ausnahmepferd, welches auch Grand Prix gehen konnte“, erinnert sich Christoph Brüse gerne an die gemeinsame Zeit mit dem Wallach zurück. Ab 2004 war der Springreiter dann Mitglied im Bundeskader. Zu seinem ersten großen internationalen Turnier in Hagen begleiteten ihn Rhodos und Denise. Mit zwei Siegen und zwei zweiten Plätzen zeigte Brüse schon damals, dass er eine ernst zu nehmende Konkurrenz ist.


Erfolge auf der großen Bühne
Im Jahr 2005 kauften seine Großeltern dem aufstrebendem Springreiter dann die Stute Avanti D. Der erste gemeinsame Turnierstart war direkt ein Sieg und so sollte es dann auch weitergehen. Im gleichen Jahr zog auch Audrey D in den Stall der Familie Brüse. Die Stute war kurze Zeit auch unter Hugo Simon im Sporteinsatz. Unter Christoph Brüse gewann die Alpha-Tochter 2006 den Preis der Besten bei den Junioren. 2007 sicherten sich Christoph Brüse und Audrey D Silber mit der Mannschaft bei den Europameisterschaften in Auvers. In der Einzelwertung erreichten sie Rang neun. Ein Jahr später galoppierte das Paar dann zum Bronzerang in der Einzelwertung bei den Europameisterschaften der Jungen Reiter in Prag. Im niederländischen Hoofddorp verpasste er mit dem deutschen Team auf Rang vier eine Medaille nur knapp. „Insgesamt durfte ich in meiner Jungendzeit vier Championate für Deutschland reiten. Das waren schon wirklich besondere Momente“, erinnert sich Brüse gerne zurück. „Das war schon super aufregend, als wir zu den Europameisterschaften nach Athen das erste Mal mit den Pferden geflogen sind“, ergänzt seine Schwester Anne beim Blick auf die Karriere ihres Bruders. Doch nicht nur der Flug mit den Pferden lässt den Start bei den Europameisterschaften in Athen zu etwas Besonderem werden. Dort konnte Brüse mit der deutschen Mannschaft Gold gewinnen. Und auch bei Deutschen Meisterschaften konnte Christoph Brüse zwei Medaillen gewinnen. Die erste sicherte er sich 2004 gemeinsam mit Rhodos (Bronze). 2008 sprang er im Sattel von Atlanta (Bronze) dann noch einmal aufs Treppchen. Fragt man den erfolgreichen Reiter nach den schönsten Momenten seiner Karriere, muss er nicht lange nachdenken: „Jeder Reiter möchte einmal das Gefühl erleben beim CHIO in Aachen in das große Stadion einzureiten. Als rheinischer Reiter ist das noch einmal besonderer. Als Junger Reiter durfte ich Das zwei Mal erleben und werde diese Momente ganz sicher nicht vergessen.“ Noch heute kann er sich an das Gefühl erinnern, als er es schaffte sich für den Großen Preis zu qualifizieren: „Wenn man auf dem Pferd sitzt und vom Einritt aus in dieses Stadion kommt, das ist einfach nur beeindruckend!“ Schwester Anne kann zu diesen besonderen Erlebnissen ein wenig aus dem Nähkästchen plaudern, denn sie war beide Male als Pflegerin an der Seite ihres Bruders: „Beim ersten Mal waren wir so nervös, dass wir beim losfahren vergessen hatten die Klappe vom LKW zu schließen. Wir haben es erst gemerkt, als wir mit der Wand kollidiert sind.“ Beim zweiten Mal wurden sie dann in Stall 1 einquartiert. „Das war wirklich eine besondere Ehre, da mit den ganz großen Reitern des Sports Box an Box zu stehen“, denkt Anne Brüse gerne an dieses Turnier zurück.

Familienbetrieb
Trotz der großen Erfolge im Junioren und Junge Reiter Alter war der Sport für Brüse bis zu seinem Abitur „nur“ Hobby. Er war zwar immer mit großem Ehrgeiz und der nötigen Leidenschaft dabei, doch bevor er beruflich in die Pferdewelt eintauchte studierte er zunächst Betriebswirtschaftslehre und dann Sportmanagement. „Nach dem Abitur war ich ein Jahr lang im Stall Müller in Hückeswagen und wurde dort erstmal von Manni Kötter in der Dressur auf Vordermann gebracht“, berichtet Brüse von der Zeit vor seiner Selbstständigkeit. Dort hat der Springreiter eine wichtige Basis für seine spätere Arbeit geschaffen. Dass er sich dann mit seiner Familie direkt nach dem Studium einen eigenen Betrieb aufgebaut hat, kam aus der Heimatverbundenheit des Reiters. „Meine Großeltern haben zu dieser Zeit noch gelebt und ich wollte hier einfach nicht weg“, fasst Brüse die damalige Zeit zusammen. Ich Wachtberg, wo heute noch fast 20 Pferde stehen, waren zwar die Ländereien vorhanden, Familie Brüse erhielt aber keine Baugenehmigung um den Betrieb dort auszubauen. Deshalb sind im Heimatort der Brüses heute die Zuchtstuten und Jungpferde beheimatet und der sportliche Bereich spielt sich in Köln ab. „Nach der Zeit im Junge Reiter Lager war es gar nicht so leicht den Anschluss an die bisherigen Erfolge zu halten“, erzählt Christoph Brüse ehrlich davon, dass auch in einer solchen Bilderbuchkarriere nicht immer alles ganz einfach ist. „Zur damaligen Zeit gab es die U25-Tour noch nicht und man landete quasi direkt im Haifischbecken des großen Sports“, berichtet er weiter. Das Schwerste am Übergang in den Seniorensport ist es aus seiner Sicht genug Pferde zu haben, die wirklich über die ganz hohen Anforderungen springen können. „Wenn man weiß, dass man am Sonntag im Großen Preis eigentlich gar nicht null reiten kann ist es nicht immer einfach sich zu motivieren“, gibt er unumwunden zu. Damals lernte der Springreiter dran zu bleiben, von Tag zu Tag zu denken und an sich und insbesondere auch an seine Pferde zu glauben. „Wenn Christoph sich etwas in den Kopf gesetzt hat, dann hält er solange durch, bis er sein Ziel erreicht hat“, beschreibt Traudel Brüse ihren Sohn. Für die weiteren Standbeine, den Pferdeverkauf und das Training von Reitern hatte Brüse sich bereits in seiner Jungendzeit ein gutes Netzwerk geschaffen. „Die Kontakte und Freundschaften von damals sind einfach mit Nichts aufzuwiegen“, ist er froh um die vielen Menschen in seinem Umfeld mit denen er freundschaftlich verbunden ist, mit denen er aber auch auf geschäftlicher Ebene zusammenarbeitet.


Weiter auf der Erfolgsleiter
Mit dem heimischen Betrieb hat sich Familie Brüse eine ideale Grundlage geschaffen, sodass Christoph Brüse auch weiter an seiner sportlichen Karriere feilen konnte. Mit der selbstgezogenen Crispy gewann er im Seniorenlager beispielsweise in Kreuth den Großen Preis auf Dreisterne-Niveau. Leider verletzte die Stute sich und wird nun bei Familie Brüse in der Zucht eingesetzt. In Crispys Schatten hatten sich aber bereits zwei andere Stuten nach und nach entwickelt: Elalisa und Cosima, mit den Brüse aktuell von Erfolg zu Erfolg springt. Elalisa hat der Springreiter in Holstein entdeckt. Mit zweieinhalb Jahren kaufte er sie aufgrund der Abstammung direkt von der Weide. „Ehrlicherweise sah es erst gar nicht so aus, als würde sie sich toll entwickeln“, blickt Brüse schmunzelnd auf die Anfangszeit mit der Stute zurück. Er verlieh sie an einen Bekannten, dessen Pferd verletzt war und als sie zurück kam, hat es dann „klick“ gemacht. Seitdem springt das Paar von Erfolg zu Erfolg. Nachdem sie im vergangenen Jahr Rheinische Meister bei den Senioren wurden, galoppierten die Beiden in diesem Jahr in Balve bei den Deutschen Meisterschaften zu Rang fünf im großen Finale. 49 Platzierungen ab der Klasse S* bis hin zum Springen auf Viersterne-Niveau konnte das Paar sich gemeinsam erarbeiten. Seine momentan zweite Erfolgsstute Cosima kam 2019 in den Stall von Familie Brüse. Mit Cosima gewann Brüse in diesem Jahr beispielsweise international in Hagen und konnte sich in Riesenbeck an zweiter und in Donaueschingen an dritter Stelle platzieren. „Ich durfte diese Saison wirklich tolle Erfolge feiern, dafür bin ich meinen Pferden, aber auch meiner Familie und meinem Team sehr dankbar“, blickt Brüse auf das Jahr 2024 und ergänzt: „Dass wir es geschafft haben, uns wirtschaftlich so aufzustellen, dass ich mein eigener Sponsor bin, das ist etwas Besonders für mich.“ Fragt man Brüse nach seinen weiteren sportlichen Plänen und Wünschen, erhält man fast die gleiche Antwort wie auf die Frage nach den bisher schönsten Erfolgen: „Ich würde super gerne nochmal in Aachen reiten und natürlich sind auch Starts bei einem Weltcupturnier oder bei einem Nationenpreis weitere Träume.“ Der Springreiter zeigt aber auch hier wieder die ihn auszeichnende Bescheidenheit und Bodenhaftung, denn er fügt direkt hinzu: „Aber ehrlich gesagt ist es am wichtigsten, dass Alle gesund bleiben!“ Mit 645 internationalen Starts und davon 189 Rangierungen im besten Viertel des Starterfeldes, sowie allein 342 Siegen und unzähligen Platzierungen auf nationaler Ebene verfügt der Springreiter über einen großen Erfahrungsschatz auf den er immer zurückgreifen kann.
Aktuell trainiert der Springreiter mit Heinrich Leikert. In seinem Team reitet Bereiterin Stefanie Knauf ebenfalls auf S***-Niveau und so ist man im Sportpferdezentrum Köln bestens für alle Standbeine aufgestellt. Christoph Brüse arbeitet, mit Unterstützung seiner Familie, weiter an seiner sportlichen Karriere, hilft aber auch seinen Schülern mit ihren Pferden immer besser zu werden. „Er kann wirklich gut vermitteln, was er im Sattel selber fühlt“, berichtet Schwester Anne und Traudel Brüse ergänzt: „Als Trainer holt er die Reiter dort ab wo sie momentan stehen. Ganz unabhängig vom Niveau hilft er jedem Schüler mit der gleichen Begeisterung weiter.“
Dieses Porträt erschien in der Novemberausgabe 2024 der Rheinlands Reiter + Pferde
Text: Rebecca Thamm, Fotos: Rebecca Thamm & Lisa Krieger