
Als Felix Vogg mit Colani den CCI5*-L von Luhmühlen 2022 gewann, war er der erste Schweizer seit Hans Schwarzenbach 1951 in Badminton, der in der Königsklasse der Vielseitigkeit siegen konnte. Zweimal war das einem Eidgenossen noch nie geglückt. Bis letztes Wochenende. Da war Vogg beim CCI5*-L in Maryland, USA, am Start. Ein Plan B, mit dem er nun Sportgeschichte für sein Land geschrieben hat.
Maryland war Plan B, weil Vogg eigentlich in Burghley starten wollte. Doch er war vorher beim einem CCI2* in Frankreich von einem jungen Pferd gestürzt. Zunächst sah es nicht so aus, als hätte er sich schwer verletzt und er wollte das Turnier wie geplant mit seinen anderen Pferden fortsetzen. Aber als er zusehends das Gefühl in seinem rechten Arm verlor, war klar, dass etwas nicht stimmte. Diagnose: eine Nervenverletzung, infolge derer sein Arm teilweise gelähmt war. Ein intensiver Rehabilitationsprozess begann. Vogg berichtete davon auf seiner Instagram-Seite und erzählt, vor den Europameisterschaften habe er täglich vier Stunden mit einem Physiotherapeuten trainiert. Die Europameisterschaften endeten auf Rang vier mit der Mannschaft. Das vergangenen Wochenende auf Platz eins.
CCI5*-L Maryland
Dies war das fünfte Turnier in Fair Hill Maryland. Das Event ist der zweite CCI5*-L neben Kentucky im Frühjahr und der siebte Weltweit. Die Möglichkeit, auf Fünf-Sterne-Niveau zu reiten, ohne dafür nach Europa reisen zu müssen, nutzte die gesamte Elite des amerikanischen Vielseitigkeitssports. Nur der Brite Alexander Bragg mit Quindiva und eben Vogg mit der 14-jährigen Holsteiner Stute Cartania waren aus Europa in die USA gereist. In Voggs Fall war es das „Maryland 5 Star International Riders Travel Grant Program“, das diese Reise finanziell möglich gemacht hat. Während sich der Weg für Bragg nicht gelohnt hat (er gab im Gelände auf), kehrte Vogg als Sieger heim. Er ist nun der einzige Schweizer, dem es je gelungen ist, zwei Fünf-Sterne-Turniere zu gewinnen.
Nach der Dressur lagen er und seine Cartani-Tochter noch an dritter Stelle. Dank einer fehlerfreien Runde konnte er sich im Gelände um einen Platz verbessern. Das einzige Paar, das noch vor ihm lag, war die Neuseeländerin Monica Spencer auf dem Vollblüter Artist.
Die in den USA ansässige Spencer und ihr Artist hatten schon nach der Dressur mit 23,7 Minuspunkten die Führung übernommen und ließen sich im Cross ebenfalls weder Hindernis- noch Zeitfehler zuschulden kommen. So gingen sie am Sonntag als letzte in den Parcours. Einen Abwurf konnten sie sich leisten, ohne ihren Sieg zu gefährden. Felix Vogg und Cartania hatten ihren 28,3 Minuspunkten aus der Dressur noch 0,4 für Zeitüberschreitung im Parcours hinzugefügt, so dass sie 28,7 Minuspunkte auf dem Konto hatten. Doch Spencer und Artist machten nicht einen Fehler, sondern zwei. Die Stangen der Hindernisse sechs und acht fielen, damit rutschten sie auf Rang zwei und Vogg stand als Sieger fest.
Es war das erste Mal, dass Cartania bei einem Fünf-Sterne-Event ohne Hindernis- und Zeitfehler durchs Gelände gekommen und beim Springen alle Stangen liegen gelassen hatte. Das hat der in Deutschland beheimatete Vogg einerseits Marcus Döring zu verdanken, mit dem er viel gearbeitet hat, andererseits einem Zufall. Denn als Cartania dieses Jahr Probleme mit einem Zahn hatte, ersetzte er das Gebiss im Maul durch ein Hackamore. Seither springt die Stute fehlerfrei, wie Vogg dem Portal Eventing Nation verriet.
Über Platz drei konnte sich mit Boyd Martin ein weiterer US-Reiter freuen, der ebenfalls auf einem Holsteiner Pferd saß, dem zwölfjährigen Commander v. Connor, der seinem Dressurergebnis von 30,3 Minuspunkten lediglich 8 Zeitfehler aus dem Gelände hinzufügte.
13 der 22 teilnehmenden Paare haben das Turnier beendet. Fünf gaben im Gelände auf, vier schieden aus. Es gab einen Reiter- und einen Pferdesturz. Als Course Designer fungierte Pierre Le Goupil, der z. B. auch den Olympiakurs in Paris gebaut hat.





