Früher war er selbst hocherfolgreich im Vielseitigkeits-, Spring- und Dressursattel auf Turnieren unterwegs, heute ist er als Richter bis zur schweren Klasse und als Trainer gefragt. Die Rede ist Adolf Vogt, dem langjährigen Landestrainer der Ponyreiter.
Seit 25 Jahren führt Adolf Vogt als Landestrainer bei den Ponyreitern Regie – sowohl im Dressurviereck als auch im Springparcours. Und das mit beachtlichem Erfolg! Seit seinem ersten Einsatz auf den Deutschen Jugendmeisterschaften 1999 in Würselen wurden 50 Goldmedaillen, 25 Silbermedaillen und 26 Bronzemedaillen auf Europameisterschaften und Deutschen Jugendmeisterschaften von Spring- und Dressurreitern für das Rheinland errungen.
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Kein Wunder, denn Adolf Vogt war als Reiter in der Dressur, im Springen, als auch in der Vielseitigkeit bis zur schweren Klasse erfolgreich. Der 76-Jährige machte schon früh Bekanntschaft mit den Vierbeinern – sein Großvater war im Trabrennsport aktiv und sein Vater fuhr mit der Kutsche zum Markt. „Der Pferdebazillus hat mich sofort infiziert, jedes Spielzeug musste ein Pferd sein“, erinnert sich Adolf Vogt, der mit fünf Jahren sein erstes Pony bekam. „Kurz nach dem zweiten Weltkrieg gab es natürlich keine Sportponys, wie man sie heute kennt. Aber mein Pony ging gut auf Kandare und beherrschte einige Zirkuslektionen, sodass ich auf Turnieren auch so manche Shownummer zum Besten gegeben habe.“
Zu Beginn seiner Reitkarriere sammelte Adolf Vogt zahlreiche Erfolge bis zur schweren Klasse im Springparcours und Dressurviereck, da lag es nicht fern, sich auch in der Krone der Reiterei zu versuchen: „Je nachdem, welches Pferd ich hatte, bin ich auch Vielseitigkeit geritten und bin damals auch in Luhmühlen in der S-Vielseitigkeit an den Start gegangen.“
Wechsel hinter den Richtertisch
Zum Trainieren kam Adolf Vogt erst später. Im Turniergeschehen immer nur als Amateur unterwegs, wechselte Vogt bald hinter den Richtertisch und ist seitdem als Richter bis zur schweren Klasse in Springen und Dressur tätig. Darüber hinaus lag Adolf Vogt immer das Vereinsleben am Herzen und richtete in seinem alten Heimatverein, dem 1.Duisburg-Hamborner RV 1926, große Turniere aus. Der Duisburger wurde für seine Verdienste um den Reitsport vom Pferdesportverband Rheinland bereits in den Jahren 1984 mit der Ehrennadel mit Lorbeerkranz und 2001 mit der St. Georg Plakette ausgezeichnet.
Dr. Hanno Dohn, der damalige Geschäftsführer des PSVR, fragte Adolf Vogt 1999, ob er die Ponyreiter trainieren wollte. Und so betreut der Duisburger seit der Deutschen Jugendmeisterschaft in Würselen die rheinischen Ponyreiter – bei zwei Disziplinen nicht immer ganz einfach. „Auf den Championaten muss ich immer ganz schön viel hin und her rennen. Bei den Rheinischen Meisterschaften stehe ich oft oben auf dem Wall – so habe ich das Viereck und den Springparcours gut im Blick“, berichtet Vogt. „ Und wenn an einem Wochenende zwei wichtige Turniere stattfinden, sehe ich es mir ein Turnier später auf Clipmyhorse an um immer auf dem neuesten Stand zu sein.“
Als Doppelbelastung hat er seine Berufung als Landestrainer für Dressur- und Springreiter aber nie angesehen: „Von Anfang an habe ich beide Disziplinen trainiert und ich habe es nie als Belastung gesehen – ganz im Gegenteil, die Ponyreiter und die Eltern haben mich jung und fit gehalten.“
Als Trainer von zwei Disziplinen muss Adolf Vogt auf Turniere nicht nur zwischen zwei Abreite- und Prüfungsplätzen wechseln, sondern hat dementsprechend auch doppelt so viele Kinder, Eltern und Heimtrainer, mit denen er in Kontakt ist. Da klingelt das Telefon bestimmt pausenlos. Doch Vogt, der für seine herzliche, aber doch direkte Art bekannt ist, wiegelt ab: „Momentan arbeite ich nur mit Heimtrainer zusammen, die die Leistung ihrer Schützlinge reell einschätzen, und auch die Eltern hören auf unseren Rat. Das ist noch wichtiger“, erzählt Vogt mit einem Schmunzeln hinzu.

Renommierte Ponyreiter
Die Namen der damaligen Kaderreiter, die unter seiner Leitung mit ihren Ponys das Rheinland vertraten, sind heute noch in aller Munde und auf Turnierplätzen hocherfolgreich: Marion Op de Hipt, Lydia Camp, Katharina Winkelhues, Louisa Lüttgen, Anna-Christina Abbelen, Anna von Negri, Annabel Frenzen, Stephanie Jansen und Florine Kienbaum in Dressurviereck sowie Judith und Tobias Thoenes, Katrin Eckermann, Andreas Kreuzer, Miriam und Carolin Zell, Franziska Müller, Carla Schumacher und Kristin Dorenkamp im Springparcours. „Da die Kinder bei renommierten Trainern Unterricht bekamen, war ich eher Manager als Ausbilder“, fügt Adolf Vogt hinzu. „Ich verfolge die Karriere im Sattel natürlich mit und freue mich, wenn die Kinder den Sprung in den Profisport schaffen.“
Die Zeiten ändern sich
Der fehlende Nachwuchs machte sich aber auch in den anderen Landesverbänden bemerkbar: „Früher kamen die Ponyreiter fast alle aus Reiterfamilien, das ist heute kaum noch der Fall“, erklärt Adolf Vogt. „Man muss schon Opfer bringen, um mit der ganzen Familie ins Ausland zu fahren, wenn das Kind eine Starterlaubnis auf einem internationalen Turnier bekommt. Aber so etwas ist rar gesät im Moment.“
Denn nicht nur die Turniere sind zeitaufwendig, sondern auch das Training, besonders wenn der Trainer nicht um die Ecke wohnt. „Mein Kind soll nicht im Auto großwerden, höre ich von vielen Eltern“, erzählt Vogt. „Aber ich kenne viele Ponyreiter, die immer ihre Hausaufgaben im Auto erledigt haben, Mannschaftseuropameister geworden sind und trotzdem ein gutes Abitur gemacht haben. In unserem Sport müssen Kinder und Eltern leider sehr viel Zeit aufwenden und auch Opfer bringen.“

Vielseitige Ausbildung ist gefragt
Nicht nur die Einstellung zum Sport habe sich geändert, sondern auch die Ausbildung der Kinder, denn so vielseitig unterwegs wie ihr Landestrainer, sind die Ponyreiter von heute nicht mehr. „Wenn die Kinder anfangen zu reiten, spezialisieren sie sich schon sehr früh“, berichtet Adolf Vogt. „Die Zeiten, in denen man mit einem Pferd mehrere Disziplinen reitet, sind vorbei. Ich bin früher mit einem Pferd morgens L-Dressur geritten und mittags im M-Springen gestartet. Es gibt nur noch wenige Ausnahmen, bei denen die Pferde das noch mitmachen. Die Reiter haben oft kein Interesse an zwei Disziplinen, aber das Pferdematerial gibt es auch nicht her. Man ist schon froh, dass die Kinder bei der Reitabzeichen-Prüfung nicht Dressurspezifisch reiten.“
Auch wenn die Zeit und der Sport sich geändert haben, der Traum, in den Kader berufen zu werden, bleibt bestehen. Oft lohnt es sich auch die Eigeninitiative zu ergreifen und Adolf Vogt auf dem Turnier einfach anzusprechen. „Die Kinder und Eltern brauchen wirklich keine Hemmungen zu haben. Mich kann jeder um Rat fragen, denn wir warten auf die Nachwuchsreiter. Dann können wir Sichtungsturniere nennen, Wege aufzeichnen oder nach Langenfeld zum Sichtungsreiten einladen.“
Juliane Körner