Mit kluger Taktik und Horsemanship sprang Frankreichs Julien Epaillard gestern erstmals aufs oberste Treppchen eines Weltcup-Finales. Der verdiente erste Titel für einen echten Pferdeman. Aus deutscher Sicht konnte sich vor allem ein Stall in Szene setzen.
Zweimal Frankreich, einmal Großbritannien – so sah gestern Abend das Podium des Weltcup-Finales der Springreiter 2025 in Basel aus. Julien Epaillard und der selbstgezogene Donatello d’Auge holten den Sieg nach Frankreich. Platz zwei ging an den britischen Mannschaftsolympiasieger 2012 und 2024 sowie Einzelolympiasieger 2021, Ben Maher, mit Point Break. Knapp geschlagener Dritter war Epaillards Landsmann Kevin Staut im Sattel von Visconti du Telman.
Bereits mit ihrem Sieg in der ersten Wertung hatten Epaillard und Donatello Anspruch auf den Titel erhoben. In der zweiten Wertung, einer 1,60 Meter-Prüfung mit Stechen, qualifizierten die beiden sich zwar als eines von sechs Paaren für die Runde gegen die Uhr, doch Epaillard verzichtete. Er wollte Donatellos Energie für den entscheidenden Tag X aufsparen, wissend, dass er potenziell auf mehr Preisgeld verzichten würde. Die Entscheidung war goldrichtig, wie sich am Sonntag zeigte. Epaillard kennt seinen Jarnac-Sohn nicht umsonst von Geburt an.
„Schon nach der ersten Runde hatte ich den Eindruck, er ist ein bisschen müde“, berichtete der 47-jährige frisch gebackene Weltcup-Sieger. Umso besser, dass er ihm am Freitag das Stechen erspart hatte, denn im zweiten Umlauf gab Donatello noch einmal alles. „Wir hatten eine kleine Berührung, aber er hat eine super Einstellung und damit will er mir immer helfen. Für die zweite Runde war er vielleicht ein bisschen frischer.“
Als die beiden in den entscheidenden Umlauf gingen, wurde es spannend. Einen Abwurf konnten sie sich leisten. Zwei, und Aus wär’s gewesen mit dem Sieg. Am drittletzten Hindernis passierte es dann. Die Stange fiel. Doch dabei blieb es. Im Ziel war Epaillard neuer Weltcup-Champion. Den Fehler nahm Epaillard auf seine Kappe.
„Ich habe total die Konzentration verloren“, resümierte der Franzose. „Nach dem roten Oxer (Hindernis neun, Anm. d. Red.) dachte ich ,Ich habe es fast geschafft, fast geschafft‘, habe meine Konzentration verloren und kam zu dicht zu der Zweifachen. Wenn ich ihm ein bisschen mehr geholfen hätte, hätte ich eine Doppelnull springen können. Aber okay, auf jeden Fall war es okay so“, grinste er und fügte spaßeshalber hinzu, er würde aus dem Fehler lernen, er sei ja noch grün hinter den Ohren.
Duell Maher/Staut
Sowohl Ben Maher als auch Kevin Staut hatten jeweils einen Abwurf und beendeten das Weltcup-Finale mit jeweils sieben Fehlern. Die schnellere Zeit von Maher und seinem elfjährigen schwedischen Action-Breaker-Sohn Point Break entschied schließlich zugunsten des Briten.
Auch der ging mit sich ins Gericht: „Ich bin ein bisschen enttäuscht. Ein kleiner Fehler von mir selbst am Freitag bedeutete, dass ich mich selbst ins Hintertreffen gebracht habe und mir keinen Fehler mehr leisten konnte. Point Break hätte ein bisschen mehr von mir verdient gehabt.“
Dabei war der dreifache Olympiasieger schon mit einem Handicap in Basel angereist. Er hatte sich kurz vorher den Fuß gebrochen und konnte nur mit einem Spezialschuh reiten.
Mit seinem vierbeinigen Sportspartner war Maher hingegen mehr als zufrieden: „Mehr kann ich von dem Pferd nicht verlangen. Heute ist er vielleicht besser gesprungen denn je – flüssig und sicher. Am Ende lief es einfach nicht nach unseren Vorstellungen.“
Kevin Staut hingegen sagte, er sei kein bisschen enttäuscht. Im Gegenteil: „Ich kann nicht traurig sein, denn es war ein großartiger Titelkampf. Visconti hat alles gegeben und ein Franzose hat gewonnen.“
Vor allem über die Auftritte seiner 16-jährigen Toulon-Tochter war er glücklich: „Mit ihrem 16 Jahren wird sie noch immer besser und besser, was mich sehr zufrieden macht. Wir sprechen immer über Pferde, die es genießen und glücklich sind in diesem Sport. Mit Visconti haben wir ein super Beispiel. Am Ende eines Championats ist sie immer noch bereit zu kämpfen, und wenn es wirklich wichtig ist, macht sie keine Fehler.“
Zwei Deutsche unter den Top Ten, Ehning gewinnt Großen Preis
Hinter dem Trio an der Spitze behauptete sich der Titelverteidiger und Weltranglisten-Erste, Henrik von Eckermann. Der Schwede hatte seinen King Edward, der ihn 2023/24 zum Sieg getragen hatte, diesmal zuhause gelassen. Stattdessen setzte er auf die Stute Iliana, die ihn nicht enttäuschte: Platz vier mit zehn Fehlern.
Dahinter reihten sich zwei deutsche Paare ein: Stilistin Sophie Hinners im Sattel von My Prins auf Rang fünf und ihr Lebensgefährte Richard Vogel im Sattel von United Touch S direkt dahinter. Hans-Dieter Dreher war als 13. der Endwertung ebenfalls noch in der Platzierung. Mario Stevens wurde mit Starissa 18. Marcus Ehning hatte sich mit Coolio zwar für das Finale qualifiziert, verzichtete aber, da der Holsteiner sich auf dem Abreiteplatz „etwas schlapp“ anfühlte.
Kleiner großer Trost für den Horseman und dreifachen Finalsieger: Mit DPS Revere hatte er am Samstag den Großen Preis für sich entschieden, eine 1,55 Meter-Prüfung mit Stechen, die nicht zum Weltcup-Programm gehörte. Der Schweizer Bryan Balsiger konnte sich im Sattel von Castiel – übrigens wie Ehnings Coolio ein Holsteiner Sohn des Casalito – über Rang zwei freuen. Dritter wurde Julien Epaillard auf einem Pferd, auf das er große Hoffnungen für die Zukunft setzt: Easy Up de Graundry.