Suche
Close this search box.
Die beiden „super sisters“ genießen bei Hartings ganzjährig gemeinsamen Weidegang.

Vielseitigkeit als Familienangelegenheit

Mit seinen „super sisters“, den von seiner Familie selbst gezogenen Vollschwestern Cigaline und Conil, gehört Konstantin Harting aktuell dem Bundeskader der deutschen Vielseitigkeitsjunioren an. Doch nicht nur in Bezug auf die Pferde ist der Erfolg des 17-jährigen Deutschen Vizemeisters voll und ganz „familymade“. 

Gemeinsam mit seiner Familie – das sind Mutter Alexandra und Vater Roland, der jüngere Bruder Valentin und seine Tante Bettina Flötgen – lebt Konstantin Harting auf dem familieneigenen Hof in Königswinter. Hier kann er den Pferden nicht nur während des Frühstücks im Garten beim Grasen zusehen, sondern auch in Ruhe für die Einsätze auf nationalen und internationalen Vielseitigkeitsturnieren trainieren. „Wir haben einen Reitplatz für das Dressur- und Springtraining und einen eigenen kleinen Geländeplatz, außerdem kann man von hier aus im Siebengebirge super ausreiten und trainieren“, berichtet Konstantin Harting. „Nur im Winter muss man etwas spontan sein, so ohne Halle.“ Doch der von Weiden umrandete Reitplatz hat sich in den vergangenen Jahren als relativ wetterfest bewährt. „Und wir sind zum Glück nicht aus Zucker, ein bisschen Wasser von oben und unten scheuen wir nicht“, erzählt der sympathische junge Mann mit einem Grinsen im Gesicht. „Außerdem nehmen wir im Winter auch einfach mal den Druck raus und schalten einen Gang zurück. Das brauchen die Pferde nach einer anstrengenden Turniersaison. Und da sie bei uns ganzjährig auf die Weide gehen, haben sie immer genügend Bewegung“, betont Roland Harting. „So müssen wir nur ab und zu verladen, um im Winter zum Reiten in eine der umliegenden Hallen zu fahren.“  

Mit den selbst gezogenen Vollschwestern Conil (links) und Cigaline (rechts) gehört Konstantin Harting dem Bundeskader der Vielseitigkeitsjunioren an. Sein Erfolg ist dabei Familiensache: Ausgebildet wurden die Pferde von Vater Roland und Mutter Alexandra. Auch Bruder Valentin ist bei großen Turnieren stets mit von der Partie.

Für die Dressur trainiert Konstantin mit Volker Eubel, dem Lebensgefährten seiner Tante Bettina. Im Springen wird er seit diesem Jahr von Willi Bettinger unterstützt. Vor Saisonbeginn geht es dann ab Februar, spätestens März regelmäßig zum Galopptraining zum Rodderberg – und zum Geländetraining nach Warendorf. „Dort trainiert man unter optimalen Bedingungen unter Anleitung der Bundestrainer, besser geht es nicht“, freut sich Konstantin Harting, der dafür auch gerne den hohen Aufwand einer Fahrt von über 200 Kilometern pro Strecke auf sich nimmt. „Zum Glück liegt unser Hof nur einen Katzensprung von der Autobahn entfernt, das ist für Fahrten zum Training und zu Turnieren ein Vorteil, man kommt einfach gut und schnell von hier weg.“ Ein Punkt, der auch entscheidend war, als sich Alexandra und Roland Harting 2007 entschlossen haben, den Hof zu übernehmen. Denn Roland Harting arbeitet als Bauingenieur für ein norwegisches Energie-Unternehmen und ist entsprechend viel unterwegs. „Ohne die verkehrsgünstige Lage wäre ein Umzug für uns damals eher nicht in Frage gekommen. Obwohl es natürlich schon immer eine verlockende Vorstellung war, die Pferde direkt am Haus zu haben.“ Denn die Liebe zu Pferden und zum Pferdesport haben sowohl der Vater als auch die Mutter vererbt. 

EM-Erfolge liegen im Blut 

 „Meine Schwester und ich sind hier aufgewachsen und haben seit ich denken kann die von meinem Vater selbst gezogenen Pferde geritten“, erinnert sich Alexandra Harting, geborene Flötgen. Dabei galt ihr Herz schon immer der Vielseitigkeit, während Schwester Bettina vor allem dem Springen zugeneigt ist. „Mein Vater hat in viel größerem Stil gezüchtet als wir es heute tun. Wir züchten eigentlich nur für den Eigenbedarf, weil es einfach viel zu teuer ist, fertige Pferde für den Sport zu kaufen. Daher hatten wir auch Konstis Wechsel vom Pony aufs Großpferd schon sehr frühzeitig im Hinterkopf und haben ganz bewusst daraufhin gezüchtet und ausgebildet. Das hat zum Glück wunderbar geklappt“, freut sich Alexandra Harting, die selbst zweimal Rheinische Meisterin der Vielseitigkeitsjunioren war und einmal im Lager der Reiter/Senioren den Titel erreiten konnte. 1989 nahm sie mit ihrer Stute Hibernia (von Hyllos – Salut) außerdem erfolgreich an den Europameisterschaften der Jungen Vielseitigkeitsreiter teil (Platz 13). „Hibernia war in fünfter Generation selbst gezogen, allein daran sieht man, wie intensiv mein Vater gezüchtet hat.“ So verwundert es nicht, dass auch Lux, das Erfolgspferd von Roland Harting, aus dieser Linie stammt. Mit dem Lancer II – Sohn aus der Hibernia war Konstantins Vater international bis CIC2*-Prüfungen platziert und gewann mit ihm unter anderem Gold mit dem deutschen Team bei den Europameisterschaften der ländlichen Vielseitigkeitsreiter und bei den Deutschen Mannschaftsmeisterschaften. „Lux ist jetzt 23 und erfreut sich immer noch bester Gesundheit. Er bringt mittlerweile in Gahlen meinen Nichten das 1×1 des Reitens bei“, freut sich Roland Harting. Und auch Konstantin hat dem Braunen seine ersten „Busch“-Erfahrungen im Großpferdesattel zu verdanken. Doch der Reihe nach. 

„Wir züchten und bilden für den Eigenbedarf aus und hatten Konstantins Wechsel vom Pony- zum Juniorenlager dabei schon lange im Hinterkopf.“ 

Alexandra Harting 

Vom Ponyspaß zu ersten Titeln in der Vielseitigkeit 

Geboren wurde Konstantin Harting im September 2001 in Münster. Denn dorthin hatte es Mutter Alexandra zum Lehramtsstudium verschlagen, dort lernte sie auch ihren späteren Mann Roland kennen – und Ingrid Klimke, mit der sie bis heute eine enge Freundschaft verbindet. „Ingrid ist meine Patentante“, verrät Konstantin strahlend. „Das ist natürlich super praktisch, weil sie mir auf Turnieren auch ganz oft hilft, wenn sie mit Greta unterwegs ist.“ Denn Ingrid Klimkes Tochter Greta Busacker ist bis heute Konstantins beste Freundin. „Wir haben früher ständig zusammen gespielt – und auch zusammen reiten gelernt“, erinnert er sich. „Ich durfte ihr Pony mit reiten, bis ich mit vier Jahren von meinem Opa mein erstes eigenes Pony, Schnee, bekommen habe.“ Schnee hatte vorher schon Anais Neumann, die 2016 Doppel-Gold bei den Europameisterschaften der Junioren gewinnen konnte, den Spaß am Reiten vermittelt. Mit ihr raste Konstantin gemeinsam mit Greta und ihrem Pony regelmäßig über die Rennbahn oder galoppierte an der Ems entlang. „Wir haben die Kinder schon ganz früh mit ins Gelände genommen“, erinnert sich Alexandra Harting. „Erst am Strick, später dann frei. Sie hatten immer einen riesen Spaß mit den Ponys.“  

Nach dem Tod von Heinz Flötgen im Jahr 2006 standen Alexandra und Roland Harting vor der Frage, umzuziehen oder den Hof der Familie Flötgen aufzugeben. „Meine Schwester wollte den Hof nicht alleine weitermachen. Wir hätten es aber alle nicht übers Herz gebracht zu verkaufen. Und da Rolands damalige Arbeit in Köln von hier aus sowieso besser zu erreichen war und der Zeitpunkt vor Konstantins Einschulung für einen Umzug optimal war, habe ich einen Versetzungsantrag gestellt und wir sind zurück in die rheinische Heimat.“  

Die beiden „super sisters“ genießen bei Hartings ganzjährig gemeinsamen Weidegang.

Mittlerweile interessierte sich auch der dreijährige Valentin für Pferde, so dass die Brüder sich Schnee zunächst teilen mussten. „Das war auf Dauer aber nicht optimal. Also hat Konstantin mit Piri ein neues Pony bekommen“, erzählt die Mutter. „Piri kam aus dem Schulbetrieb und ich wollte sie zuerst überhaupt nicht“, erinnert sich dieser. „Aber sie wollte springen und ich auch, auf Dressur hatten wir hingegen beide keine Lust – wir haben also eigentlich doch ganz gut zusammen gepasst.“ Dass Konstantin damals nicht so wahnsinnig viel Interesse an der Dressur hatte, spiegelte sich auch bei der Grußaufstellung nach der ersten E-Dressur wider. „Da bin ich leider falschrum aufmarschiert, so dass wir den Richtern den Hintern zugedreht haben“, verrät Konstantin lachend. „Da hab ich wohl irgendwie nicht so richtig aufgepasst…“  Dennoch sammelte er mit der gerade mal 1,26 m kleinen Piri etliche Erfolge in der Klasse E. „2010 bin ich mit ihr erstmals in einer E-Vielseitigkeit gestartet, außerdem sind wir so einige Jagden zusammen geritten“, erinnert sich der junge Mann, der soeben die Abiturprüfungen hinter sich gebracht hat.  

Als Piri zu klein für ihn wurde, ging es für Konstantin reiterlich mit Moritz weiter. Der Mentos-Sohn, der offiziell den Namen Mephistoveles trägt, kam über seinen zweiten Paten, nämlich Charlotte Fritzen’s Vater Claus Wiesehahn, zu Konstantin. „Moritz ist ein richtiger kleiner Professor, von ihm habe ich unheimlich viel gelernt.“ Auch mit dem Braunen teilte Konstantin damals seine Abneigung gegen die Dressur. „Im Springen und im Gelände waren wir immer super, in der Dressur haben wir uns schwer getan. Aber wir hatten insgesamt super viel Spaß zusammen!“ Neben der ersten Teilnahme an der Goldenen Schärpe im Jahr 2012 galoppierte Konstantin mit Moritz auch zu seinem ersten Kreismeister-Titel. „Mit einer 5,5 in der Dressur“, erzählt er augenzwinkernd.  

Internationales Debüt mit Mariestad  

2012 machte Konstantin außerdem im Sattel von Mariestad auf sich aufmerksam. Die Montpellier-Tochter kam dreijährig in die Familie und wurde von Alexandra Harting angeritten und ausgebildet. „Sie war sechs und ich zehn als wir zusammen in Geländepferdeprüfungen gestartet sind. Und das hat so gut geklappt, dass wir uns sogar für das Bundeschampionatsfinale qualifiziert haben!“ In der Finalqualifikation sicherten sie sich mit einer Wertnote von 8,0 sogar eine Schleife. „Im Finale selbst bin ich dann allerdings runtergefallen. Trotzdem war die Teilnahme ein sehr cooles Erlebnis!“ Im letzten Jahr hat der Reiter auf seinem Instagram-Kanal (@konstantinharting) ein Video von genau diesem Sturz beim Bundeschampionatsfinale 2012 geteilt – welches seither bereits fast 30.000 Aufrufe hat. Trotz des Sturzes bedeuteten seine Auftritte damals aber einen weiteren Meilenstein in Konstantins reiterlicher Karriere, denn im Anschluss an das Bundeschampionat wurde er zu einem Lehrgang bei Bundestrainer Fritz Lutter eingeladen. „Der war vor allem von Konstis Sitz total begeistert“, erinnert sich Roland Harting. Und auch wenn sich Konstantins Schwachstelle in der Dressur mit Mariestad fortsetzte, konnte er mit ihr 2013 im Alter von gerade mal elf Jahren in Haras du Pin sein internationales Debüt geben.  

„Um in der Dressur besser zu werden, haben wir allerbeste Unterstützung von Familie Leuwer bekommen“, betont Familie Harting. „Meine allererste Dressurstunde überhaupt habe ich von Ben Leuwer bekommen, der damals noch im Nachbardorf gewohnt hat“, erzählt Konstantin. „Das war für mich ein Traum, denn er war und ist eins meiner ganz großen Vorbilder. Er und Pia Münker haben sich so viel Mühe gegeben, mir die Dressur nahezubringen. Mit Mariestad war es dann Bens Mutter Gaby, die mit einer unendlichen Geduld und mit wahnsinnig viel Energie mit mir trainiert hat. Und sie weiß genau, wie man Kinder ausbildet.“  

Auf dem heimischen Reitplatz trainiert Konstantin (hier mit Conil) für Dressur und Springen, fürs Geländetraining fährt er meistens nach Warendorf. Fotos: PEMAG

Ein Kompliment, welches Alexandra Harting genauso aber auch der damaligen Landestrainerin der Ponyvielseitigkeitsreiter, Margret Neukäter, ausstellt: „Sie hat die Kinder so oft zu sich nach Hause geholt und nicht nur mit ihnen trainiert, sondern ein Rundum-Programm für sie auf die Beine gestellt mit Übernachtung auf der Tenne und so etwas. Das war fantastisch und hat dazu geführt, dass die Kinder echte Freundschaften aufgebaut haben und als Team zusammengewachsen sind.“ So unterstützt sich die ehemalige Ponytruppe, die mittlerweile im Junioren- oder auch schon Junge Reiter-Lager angekommen ist, heute noch gegenseitig auf Turnieren. „Mein Jahrgang ist insgesamt extrem stark und gerade für die Championate gibt es nun mal nur eine begrenzte Anzahl an Reitern, die mitgenommen werden können. Das heißt aber nicht, dass wir uns gegenseitig den Erfolg nicht gönnen. Ganz im Gegenteil“, betont Konstantin Harting, der mit Mariestad mehrere Jahre in Folge die EM-Sichtungen mitgeritten ist. Schon 2014 und 2015 stand das Paar auf der Longlist, 2016 arbeiteten sie sich bis auf den zweiten Reserveplatz vor. „Tatsächlich sind dann zwei Reiter ausgefallen und wir wurden ganz kurzfristig für die Euro in Dänemark nachberufen. Wir haben quasi im Handumdrehen alles gepackt und sind mit der ganzen Familie in das große Abenteuer EM aufgebrochen. Das war richtig, richtig cool“, erinnert sich Konstantin, der von dem Erlebnis Europameisterschaft so überwältigt war, dass er sogar seinen Sturz im Gelände als nicht so schlimm empfand. Im heimischen Stall hat übrigens seine Tante Bettina alles fest im Griff, wenn der Rest der Familie gemeinsam zu großen Turnieren unterwegs ist. „Sie managed hier auch innerhalb der Woche den Betrieb zum Teil allein, wenn meine Mutter, Valentin und ich tagsüber in der Schule sind bzw. waren und mein Vater beruflich sehr viel unterwegs ist. Ohne Bettina ginge das alles gar nicht, das steht fest!“  

Dressur-Erkenntnisse 

Im Ponylager machte Konstantin Harting aber nicht nur im Sattel von Mariestad auf sich aufmerksam, sondern auch mit Camillo WE. „Camillo ist 2014 zu uns gekommen. Da bin ich nach dem Preis der Besten angesprochen worden, ob ich Zeit und Lust hätte, ein Pony auf das Bundeschampionat vorzubereiten. Camillo war damals fünfjährig und zwischen uns hat es einfach von Anfang an gepasst“, erzählt Konstantin lächelnd. Sowohl im Springen als auch in der Vielseitigkeit gelang die Qualifikation für das Bundeschampionat auf Anhieb problemlos. „Um ihn zu schonen, sind wir in Warendorf aber nur in der Vielseitigkeit an den Start gegangen.“ Und das überaus erfolgreich: Nach einem Sieg in der Finalqualifikation fuhren Konstantin und Camillo schließlich mit der Bronzemedaille im Gepäck wieder nach Hause. Doch damit war die „Mission Bundeschampionat“ erfüllt und es hätte die Trennung von Reiter und Pony angestanden – wären da nicht die Großeltern väterlicherseits gewesen, die der Meinung waren: Never change a winning team! Und so kauften sie Camillo kurzerhand für ihren Enkel. „Ich bin ihnen unendlich dankbar, dass sie mir das ermöglicht haben“, betont der junge Reiter. „Ohne Camillo wäre ich vermutlich heute noch mit der Dressur auf Kriegsfuß… Denn er war es, der mir deutlich gezeigt hat, dass es einfach leichter ist, erfolgreich zu sein, wenn man gut in der Dressur ist.“ Auf Bronze bei den fünfjährigen Vielseitigkeitsponys folgte der Vize-Bundeschampion-Titel bei den Sechsjährigen – mit einer 9,5 für die Bilderbuchrunde im Gelände. Nur zwei Wochen nach diesem Erfolg ging es für Konstantin und Camillo weiter nach Rüspel, wo sie im strömenden Regen den wetterbedingt ungünstigen Bedingungen trotzten und einen achten Platz bei den Deutschen Meisterschaften erritten.  

„Ohne Camillo wäre ich vermutlich heute noch mit der Dressur auf Kriegsfuß.“ 

Konstantin Harting

2016 war schließlich nicht nur wegen der EM-Teilnahme mit Mariestad ein besonderes Jahr, auch mit Camillo konnte Konstantin in diesem Jahr nochmal eine Schüppe drauflegen. Nach dem Gewinn der Silbermedaille bei den Rheinischen Meisterschaften steuerte er den nunmehr siebenjährigen Braunen in Lauterbach souverän zum Deutschen Meistertitel – und ließ dabei alle EM-Paare hinter sich. Da verwundert es nicht, dass Konstantin und Camillo 2017 als Einzelreiter zum deutschen Euro-Team gehörten. „Dass wir allerdings als bestes deutsches Paar EM-Sechster werden würden, damit haben wir absolut nicht gerechnet“, so Konstantin. „Auch wenn man sagen muss, dass Camillo von all meinen Ponys und Pferden eindeutig hervorsticht. Er hat eine ganz besondere Qualität, die er seither mit Sophia Rössel regelmäßig unter Beweis stellt.“  

Umstieg auf die super sisters“ von langer Hand geplant 

Mit dem Euro-Erfolg krönte Konstantin Harting seine Karriere im Ponysattel, bevor er altersbedingt seit 2018 ausschließlich im Großpferdesattel unterwegs ist. „Ich habe schon während meiner Ponyzeit Großpferde geritten, nicht nur Lux, sondern auch die Springpferde meiner Tante – und Cigaline“, erzählt der 17-Jährige. Denn mit Ciga hat er bereits 2016 das erste Turnier bestritten, 2017 nahm das Paar unter anderem schon am Preis der Besten der Junioren teil. Im ersten offiziellen Juniorenjahr war es dann auch die jetzt zwölfjährige Schimmelstute, die ihn unter anderem zur Silbermedaille bei den Deutschen Meisterschaften trug. In der aktuellen Saison haben die Beiden bereits an die Erfolge vom Vorjahr angeschlossen und nicht nur einen Nationenpreis mit dem deutschen Team für sich entschieden sowie den Silberrang in der Einzelwertung belegt, sondern mit Blick auf den 2020 anstehenden Wechsel ins Junge Reiter-Lager haben sie bereits den ersten Start in einer 3*-Prüfung absolviert. „Im Gelände lief das schon super, das lässt hoffen“, so Konstantin, der auch mit Candy, wie er Conil liebevoll nennt, erste Starts auf diesem Niveau anstrebt.  

„Auch wenn die beiden Vollschwestern sind – unterschiedlicher geht es kaum“, lacht Konstantin. „Eigentlich gleichen sie sich nur darin, dass sie beide stutig sind.“ Ciga ist die zuverlässigere von Beiden, immer entspannt, spult ihr Programm ohne viel Aufwand ab und zeigt sich stets solide, egal ob im Dressurviereck, im Gelände oder im Parcours. „Candy hingegen ist eine echte Athletin. Sie hat sicher noch mehr Qualität als Ciga – aber bei ihr ist auch alles mit deutlich mehr Aufwand verbunden, weil sie viel schlechtere Nerven hat“, erklärt der Reiter. „Sie fordert einen im Sattel viel mehr und insbesondere in der Dressur mussten wir erstmal Wege finden, um sie ruhig zu bekommen und ihr Potential in die richtigen Bahnen zu lenken.“ Die jetzt zehnjährige Braune stellt Konstantin seit letztem Jahr auf Turnieren vor und konnte mit ihr mehrfach in 1*-Prüfungen vordere Plätze belegen. Der Auftakt der Buschsaison 2019 gelang mit ihr ebenfalls vorbildlich: In Radolfzell beendeten sie die CCI2*-S Prüfung mit ihrem Dressurergebnis von 26,9 auf Platz zwei. „Das kann ruhig so weitergehen“, freut sich Konstantin Harting, der davon träumt, die deutschen Farben noch einmal auf einem Championat vertreten zu dürfen. „Das wäre das Nonplusultra. Dafür muss aber alles stimmen und am Ende benötigt man auch ein Quäntchen Glück. Sollte es nicht klappen, fahre ich trotzdem hin und feuere die anderen an!“  

„Auch wenn sie Vollschwestern sind: Unterschiedlicher als Ciga und Candy geht es kaum!“ 

Konstantin Harting 

Vom Anreiten über Schleppjagden bis zum Vielseitigkeits-Bundeskader 

Angeritten und ausgebildet wurden die beiden „super sisters“ wie alle selbst gezogenen Pferde von Roland und Alexandra Harting. „Ciga war vorher hauptsächlich das Pferd meiner Mutter, Candy das meines Vaters. Ich bin froh, dass ich die beiden Stuten nun reiten darf“, betont Konstantin. „Das war für uns von vorneherein klar, wir haben im Grunde alles darauf ausgerichtet“, so Alexandra Harting. „Schließlich wollten wir, dass Konsti ungefähr da anschließen kann, wo er mit den Ponys aufgehört hat. Und dazu braucht es möglichst zwei gute Pferde.“  

Den Einstieg ins Geländereiten finden die Pferde bei Familie Harting in der Regel über das Jagdreiten mit dem Rheinisch-Westfälischen Schleppjagdverein in Schwarzenstein. „Das halten wir immer so – und das funktioniert in der Regel mit allen Pferden ganz hervorragend. Conil ist zum Beispiel ein super Jagdpferd. So wild sie anfangs auch war: Sie kannte ihren Platz bei der Meute und das hat ihr viel Sicherheit gegeben“, so Roland Harting. Doch nicht nur den Vierbeinern der Familie macht das Jagdreiten Spaß, sondern auch den Zweibeinern. „Sogar Valli steigt ab und zu in den Sattel, um eine Jagd mitzureiten“, freut sich der Vater. Denn eigentlich spielt der jüngere Sohn lieber Fußball. „Die Ponys hat er alle noch mitgeritten und war auch bis A-Springen erfolgreich. Danach hatte er keine Lust mehr. Zu großen Turnieren kommt er aber meistens als Unterstützung mit.“  

„Schleppjagden sind ein super Einstieg ins Geländereiten – für Reiter und Pferd.“ 

Roland Harting 

Zukunftshoffnungen 

Mit dem achtjährigen Sheringham Shoal, genannt Sam, steht derzeit noch ein Halbbruder von Ciga und Candy im Stall. „Das ist allerdings der letzte Nachkomme, den wir aus der Mutter Nandinia noch haben. Die Stute selbst lebt leider nicht mehr“, bedauert die Familie. Nandinia hatte Heinz Flötgen dreijährig vom holländischen Pferdemarkt mitgebracht. „Er hat immer erzählt, dass er sie dort über den Bordstein hat treten lassen und dabei ihr gutes Springvermögen festgestellt hat“, verrät Roland Harting lachend.  

Zukunftshoffnung: Die sechsjährige Mount Pleasant, genannt Maya, soll, wenn alles gut läuft, mal in die Hufspuren von Cigaline und Conil treten.

Für die Zukunft im Busch liegen die Nachwuchshoffnungen der Familie allerdings auf zwei anderen Pferden, nämlich auf der sechsjährigen Messenger – Voltaire – Tochter Mount Pleasant und deren Sohn, dem zweijährigen Wallach, der bisher auf den Rufnamen Anton hört. „Maya, so nennen wir Mount Pleasant eigentlich nur, haben wir dreijährig gezielt gekauft, um sie zunächst decken zu lassen und dann erst zu reiten“, so Roland Harting. „Sowohl sie selbst als auch ihren Sohn können wir uns durchaus als potentielle Nachfolger von Ciga und Candy vorstellen.“ Denn ein reibungsloser Übergang erfordert gute und langfristige Planung – und dass Familie Harting diese draufhat, hat sie bereits bei Konstantins von langer Hand vorbereitetem Wechsel vom Pony- ins Juniorenlager bewiesen. „Es macht immer Sinn, an die Zukunft zu denken. Auch wenn Konstantin für die nächsten Jahre mit Ciga und Candy gut aufgestellt ist und hoffentlich alle fit und gesund bleiben!“  

 

Artikel teilen

Empfohlene Artikel

Gesundheit & Fütterung

Der Huf im Fokus

Pferde sind Lauftiere, um dem gerecht werden zu können wurden sie von der Natur mit vier Hufen ausgestattet, deren Mechanismus

Weiterlesen »