Goch-1

Pferdesegnung in Kessel, der Tradition verpflichtet 

Die Niers hatte ihr Bett verlassen und ragte bis an den großen grünen Anhänger auf dem Kirchvorplatz heran. Spannend für die jüngsten Besucher, das Hochwasser zu beobachten. Und während sich mehr und mehr Zuschauer zur traditionellen Pferdesegnung am Kirchenvorplatz versammelten, erklang aus der Pfarrkirche noch das „Oh, du Fröhliche“. Die Glocken läuteten, als Pfarrer Uchenna Aba, Diakon Lothar Elbers in Begleitung der Messdiener und Schützen auf den Kirchvorplatz zum grünen Anhänger zog. Pünktlich zur traditionellen Pferdesegnung waren die grauen Wolken verschwunden und die Sonne schien von einem nahezu blauen Himmel auf die rund 70 Reiter und sieben Gespanne herab die sich, angeführt von der Musikkapelle Kessel, versammelten. Einige Reiter hatten sich und ihre Pferde weihnachtlich dekoriert und das bedeutende Ritual, mit der die Verbindung zwischen Mensch und Pferd geehrt werden sollte, konnte beginnen.  

Damit wurde zugleich den Pferdebesitzern die Gelegenheit geboten, ihre Dankbarkeit für die treuen Begleiter auf vier Hufen auszudrücken, wie es in der Gocher Niersgemeinde seit Jahrzehnten am zweiten Weihnachtstag Tradition ist, an der St.-Stephanus-Kirche gesegnet zu werden. Mehr noch. Denn laut Chronik geschieht dieses Zeremoniell bereits seit 400 Jahren, wobei der Märtyrer St. Stephanus als Schutzpatron der Pferde und Reiter gilt. Beim Blick in die Runde wurden Erinnerungen daran wach, dass die Pferdesegnung tiefe historische Wurzeln hat und stark mit landwirtschaftlichen Traditionen verbunden ist. Schließlich versammelten sich früher Bauern und Reiter, um ihre Pferde vorzustellen, sei es für die Feldarbeit, den Transport oder für sportliche Aktivitäten. Dabei sollte der Segen, so wie heute, Schutz und Wohlwollen für die Tiere sicherstellen und gleichzeitig die Gemeinschaft stärken.  

Daher bleibt noch heute in der modernen Welt, in der maschinelle Fortbewegungsmittel dominieren, die Pferdesegnung ein wichtiger kultureller Aspekt, der die Verbundenheit mit der Natur und den landwirtschaftlichen Wurzeln bewahrt. Darüber hinaus gilt es nach wie vor, die Beziehung zwischen Mensch und Pferd zu würdigen, sowie die Werte der Gemeinschaft zu stärken, die oft durch die gemeinsame Arbeit und den Einsatz mit dem Pferd geprägt waren und sind. Daran schienen sich am zweiten Weihnachtstag nicht nur die Teilnehmer der traditionellen Pferdesegnung im Gocher Ortsteil Kessel zu erinnern, sondern auch die zahlreichen umherstehenden Besucher, die sich diese Veranstaltung nicht entgehen lassen wollten und sich einmal mehr der Tradition verbunden fühlten. „Um 11 Uhr gibt es bei mir an der Garage Glühwein und Schnaps. Ihr braucht also nicht gleich nach Hause zu gehen. Kommt alle zu mir und lasst mich nicht im Stich“, so Pfarrer Uchenna Aba, ehe er Gespanne, Pferde und Reiter, sowie die Menschen, die sich mit ihren Hunden angeschlossen hatten, segnete. Damit erlebte die Pferdesegnung in Kessel zu Weihnachten erneut eine festliche Atmosphäre und schaffte es wieder einmal, die Bedeutung eines gemeinschaftlichen Ereignisses zu unterstreichen. 

Stephan Derks

Foto: Stephan Derks

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