
Doch, es hat schon mal ein Pony gegeben, das S-Springen gegen Großpferde gewonnen bzw. sogar olympische Medaillen gewonnen hat: Marion Coakes‘ Stroller. Aber das war vor fast 60 Jahren. Nun gibt es wieder eines: Mylord Manolito.
Die Geschichte liest sich wie ein Märchen. Im März 2024 bekam Jona Jolie Schwamborn den Ponyhengst Mylord Manolito unter den Sattel und ritt ihn in A-Springen. Er war damals gerade achtjährig, hatte schon auf dem Bundeschampionat geglänzt, war danach aber nicht weiter in Richtung Spitzenponysport gefördert worden. Das änderte sich auf einen Schlag, als er und Jona zusammentrafen, für die es die letzte Saison im Ponysport war.
Ihr Trainer Volker Kämper von der RTG Silberberghof erinnert sich: „Als wir ihn bekamen, haben wir langsam mit A angefangen, dann L. Aber bereits im April konnten die beiden ihr erstes M-Springen bestreiten und im Juni waren sie das erste Mal auf einem internationalen Turnier im Einsatz. Von da an haben sie alles gewonnen.“
Übertreibung mag anschaulich machen, aber in diesem Fall entspricht sie fast der Wahrheit. Gleich beim internationalen Debüt in Samorin gewannen Jona und Mylord Manolito das erste Springen, wurden Vierte im zweiten und sicherten sich im Großen Preis den zweiten Platz. In dem Stil ging es weiter. Bei den meisten internationalen Auftritten waren sie wenigstens einmal siegreich, zumindest aber platziert. Hinzu kam im Sommer der Sieg bei den Rheinischen Meisterschaften und als Krönung Bronze bei den Deutschen Jugendmeisterschaften. Mylord Manolito und Jona Jolie Schwamborn – das ist ein Match! Wie ihr Trainer sagt: „Reiterin und Pony passen einfach perfekt zusammen.“
Wohl auch deshalb, weil beide so überdurchschnittlich talentiert sind. Kämper unterrichtet die 17-jährige Jona seit sieben Jahren und hat festgestellt, dass sie zum einen über einen „bedingungslosen Siegeswillen“ verfügt, zum anderen aber auch bienenfleißig ist. Kurz: „Sie hat alles, was man sich so vorstellen kann.“ Sie war 13, als sie ihr erstes S-Springen gewann. Mit 15 hatte sie das Goldene Reitabzeichen in der Tasche.
Jona hatte also bereits bewiesen, dass sie S kann, als sie Mylord Manolito unter den Sattel bekam. Während ihr vierbeiniger Neuzugang noch lange nicht so weit war. Damit dass er mit seinen 1,47 Metern Stockmaß einmal über 1,40 Meter-Parcours fliegen würde, hatte Volker Kämper anfangs nicht gerechnet. Das änderte sich allerdings grundlegend, als sich die erste Saison mit Jona im Sattel dem Ende zuneigte. „Ich habe gesagt, ich weiß gar nicht, wo bei diesem Pony Ende ist“, erinnert er sich. „Er macht das mit einer Leichtigkeit und hat eine solche Kraft, das ist wohl nur mit den Pferden zu vergleichen, die in Aachen über 1,70 Parcours springen.“
Ein Pony siegt in Klasse S
So kam die Idee auf, Mylord Manolito auch mal gegen Großpferde antreten zu lassen. Schnell stellte sich heraus, dass auch das nicht das von Kämper angesprochene „Ende“ für ihn war. „In der Hallensaison hatte er zunächst ein M**-Springen gegen 100 Großpferde für sich entschieden. In den ersten S-Springen hatte er dann zunächst immer einen Fehler.“
Dann richtete die RTG Silberberghof Anfang Mai ein Turnier aus und Mylord Manolito und Jona hatten ihren großen Auftritt vor heimischem Publikum in der schweren Klasse. Und was für einen! Sie waren über eine Sekunde schneller als der Rest des Feldes, ob mit oder ohne Abwurf. Aber diesmal blieben bei ihnen alle Stangen in den Auflagen. Damit war ihnen der Sieg sicher.
Zukunftspläne
Das soll es dann aber auch gewesen sein mit der S-Karriere des Ponyhengstes, einem Sohn des Mylord Carwyn aus einer Oosteinds Ricky-Mutter, der von Gudrun Keller gezogen worden war und im Besitz der Sportpferde Wohlgemuth steht. „Er hat nun einmal gewonnen, alles bewiesen und deckt auch ohne Ende“, erklärt Kämper. Dementsprechend soll er zurück in den Ponysport gehen. Da Jona dem nun entwachsen ist, hat Kämper ein anderes Mädchen gefunden, das nun das Glück hat, den kleinen großen Kracher demnächst turniermäßig vorstellen zu dürfen.