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Isabell Werth siegt im MEGGLE-Preis

Isabell Werth erzielte ihr bisher bestes Ergebnis mit Wendy.

Am Samstagmorgen füllte sich das weltberühmte Turniergelände in der Aachener Soers bereits früh mit einer Menge begeisterter Zuschauer. Denn um 09:00 Uhr startete der MEGGLE-Preis, der Grand Prix Spécial CDIO5*, für den sich noch einmal die internationale Elite des Dressursports im Deutsche Bank Stadion versammelte. Hier konnten Isabell Werth und Wendy de Fontaine ihren zweiten Sieg beim CHIO Aachen 2024 holen. 

Mit 78,085 Prozent konnten die Rheinbergerin und ihre Stute das Ergebnis aus dem Grand Prix dabei noch einmal toppen – und gleichzeitig auch ihr bisher persönliches Bestergebnis zusammen erreichen. Schon am Donnerstag hatten sie die Prüfung mit starken 76,500 Prozent gewonnen. Und auch heute lieferten die erfolgreichste Dressurreiterin der Welt und ihre zehnjährige Sezuan-Tochter eine Vorstellung ab, die von der Konkurrenz nicht zu schlagen war. Konzentriert, sauber und ausdrucksstark meisterten Isabell Werth und Wendy die anspruchsvolle Prüfung. Lediglich ein kleiner Fehler in den Einer-Wechseln drückte die Prozentpunkte kurzzeitig nach unten. Das tat jedoch dem überaus positiven Gesamteindruck des Paares keinen Abbruch. Und auch die Zuschauer zollten der Reiterin vom Reit- und Fahrverein Graf von Schmettow Eversael mit Standing Ovations Respekt für ihre Vorstellung. “Es ist wirklich eine große Freude, dieses Pferd zu reiten”, zeigte sich Isabell Werth glücklich über ihren zweiten Sieg. Wendy steht erst seit Anfang des Jahres im Werth’schen Stall, doch seitdem sind die zehn Jahre junge, talentierte Stute und ihre erfahrene Reiterin immer mehr zu einer Einheit geworden. “Wir lernen uns immer besser kennen”, bestätigt Isabell Werth, “und zwar auch außerhalb des Sattels.” Das sei wichtig, um Höchstleistungen auf diesem Niveau bringen zu können. “Wir haben zum Beispiel herausgefunden, dass Wendy deutlich lieber Bananen als Äpfel mag”, verrät Isabell Werth aus ihrem Stallalltag. Nun freut sich die rheinische Dressurkönigin natürlich auf die morgige Kür: “Ich liebe meine Kür und freue mich darauf, sie hier in dieser ganz besonderen Atmosphäre auf dem CHIO Aachen reiten zu können.” 

Zum zweitplatzierten Paar avancierten die Niederländerin Dinja van Liere und ihr Hannoveranerwallach Vita di Lusso. Der bewegungsstarke, neun Jahre junge Sohn des Vitalis präsentierte sich im voll besetzten Deutsche Bank Stadion nervenstark und akzentuiert. Seine Reiterin setzte ihn gekonnt in Szene und freute sich schlussendlich über 76,872 Prozent. Auf dem dritten Platz landeten, wie auch schon im Grand Prix, Frederic Wandres und Bluetooth OLD. Trotz kleinerer Fehler zeigten der 14-jährige Wallach von Bordeaux und sein Reiter auch zahlreiche Highlights und trotzten dabei dem immer stärker werdenden Regenschauer in der Aachener Soers. So wie Isabell Werth, erhielt übrigens auch Frederic Wandres in der heutigen Prüfung bis zu 79 Prozent in den Einzelergebnissen. “Für mich war das heute vor allem eine mentale Herausforderung”, gesteht der die deutsche Flagge vertretende Reiter nach seinem Ritt. “Es geht hier schließlich auch um die Entscheidung für die deutsche Olympia-Mannschaft und ich wusste, ich muss heute performen. Doch als mir gestern Abend etwas mein Selbstvertrauen verloren ging, kam Isabell zu mir und sagte: ‘Reiß dich zusammen!’. Das hat mir in dem Moment wirklich sehr geholfen.” 

Während morgen also die große CDIO5*-Kür als Prüfungshighlight auf dem Programm steht, konnte sich das Aachener Publikum auch schon heute über musikalisch untermalte Choreographien von Reitern und Pferden freuen. Denn im Preis der Liselott und Klaus Rheinberger Stiftung zeigten die Jungen Reiter heute ihre Küren. Hier siegte, wie auch schon in der ersten Prüfung für Reiter dieser Altersklasse, Lana-Pinou Baumgürtel im Sattel von ZINQ Emma FH. Die zehnjährige Escolar-Tochter mit westfälischem Brand war unter ihrer talentierten Reiterin auch heute wieder das Maß aller Dinge und verzauberte das Publikum mit ihrem Tanz zur Musik. 77,375 Prozent und die Goldschleife wurden es am Ende für das beeindruckende Paar. Und auch die Plätze zwei und drei verteilten sich wie am Vortag. Zu Platz zwei trabten die Australierin Kate Kyros und ihr niederländischer Wallach Intro K. Der 2013 geborene Apache-Nachkomme erzielte 76,470 Prozent. Erneut Dritte wurde Sophia Ludvigsen aus Dänemark mit Blue Hors Touch of Olympic L. Für den Auftritt des dänischen Warmbluts, das ein zehnjähriger Hengst von Blue Hors Don Olymbrio ist, vergaben die Richter 75,470 Prozent. 

Das Abendprogramm im Dressurstadion eröffnete schließlich der WOTAX-Preis, eine Intermediaire I, in der sich mit Julia de Ridder eine Rheinländerin auf dem fünften Rang platzieren konnte. Die Reiterin, die selbst aus Aachen kommt und für den Reit- und Fahrverein Rossheide an den Start geht, kassierte 70,794 Prozent nach einer gelungenen Vorstellung ihres Pferdes. Das war Diamantinos, ein acht Jahre junger Hengst von Dankeschön aus der westfälischen Zucht. Den Sieg in dieser Prüfung holte übrigens Charlott-Maria Schürmann auf Dante’s Pearl. Die 2015 geborene Oldenburgerstute von Dante Weltino OLD und ihre Reiterin wurden vom Richtergremium eindeutig auf Platz eins gesehen und erhielten 75,383 Prozent. Seinen zweiten Tageserfolg konnte außerdem Frederic Wandres erzielen, der hier mit 73,647 Prozent Zweiter wurde. Dieses Mal allerdings mit Quizmaster FRH, einem zwölfjährigen Hannoveranerhengst von Quasar de Charry. Die weiße Schleife für Platz drei erhielt Juliane Brunkhorst mit Diamante Negro, ihrem achtjährigen DeLorean-Nachkommen aus der deutschen Sportpferdezucht. Die Bewertung dieses Paares lag bei 72,500 Prozent. 

Den krönenden Tagesabschluss bildete die CDI4*-Grand Prix-Kür unter Flutlicht, bei der begeisterte Zuschauer die Reiter und Pferde schon auf ihrer Schlusslinie, noch vor der letzten Grußaufstellung, mit Applaus anfeuerten. Es siegte, für Ecuador, Julio Mendoza Loor, der sich mit 78,920 Prozent an die Spitze des Starterfeldes setzte. Schon allein mit seinem Start beim CHIO Aachen erfüllte sich der Reiter einen Traum – und konnte diesen sogar noch vergolden. Er hatte Jewel’s Goldstrike dabei, einen KWPN-Wallach von Bretton Woods, geboren 2011. Mit seiner Darbietung schlug er die Polin Sandra Sysojeva nur knapp, welche die bewegungsstarke Millennium-Tochter Maxima Bella unter dem Sattel hatte. Die acht Jahre junge Stute zeigte eine akrobatische Vorstellung, immer passend zur Musik, und wurde dafür mit 78,510 Prozent belohnt. Rang drei ging in die USA zu Steffen Peters mit seinem Suppenkasper. Der 2008 geborene, in den Niederlanden gezogene Sohn des Spielberg und sein Reiter erhielten 76,430 Prozent.

Calvin Böckmann auf dem Weg zu Platz zwei.

In der Vielseitigkeit steht am Samstag traditionell die beliebteste Teilprüfung auf dem Programm: Der Cross Country. Auch hier konnte das Rheinland einen sensationellen Erfolg verbuchen: Calvin Böckmann katapultierte sich von seinem vorläufigen neunten Rang nach Dressur und Springen auf den zweiten Platz in der Gesamtwertung. Dies gelang dem Reiter vom Reitclub Bergerhof nach einer fulminanten Runde im Gelände und einer undenkbar knappen Entscheidung über die Ränge eins und zwei in der Teilprüfung Vielseitigkeit. Denn nachdem Calvin Böckmann und der letztendliche Prüfungssieger die Einzigen waren, die fehlerfrei blieben, machte unter dem Strich auch nur eine Millisekunde Zeitabstand den entscheidenden Unterschied. Mit seinem 13-jährigen Holsteinerwallach The Phantom Of The Opera, einem Sohn des Quo Vados, kam Calvin Böckmann nach 6:48 Minuten ins Ziel. 6:47 Minuten brauchten Christopher Burton und Clever Louis, die sich damit den Sieg in dieser Prüfung sicherten. Der Australier und sein 14-jähriger Holsteiner von Cyrkon lieferten eine beeindruckende Leistung ab und setzten damit auch ein Statement für ihre Mannschaft. Zu Platz drei galoppierten die Britin Laura und Collett und ihr Pferd Dacapo durch das unmittelbar an das Turniergelände angrenzende Gelände. Der 2009 geborene Holsteiner, abstammend von Diarado, und seine Reiterin ließen sich ebenfalls keine Springfehler zu Schulden kommen, mussten aber bei einer Zeit von 6:55 Minuten zwei Zeitstrafpunkte in Kauf nehmen. Mit seinem Dressur-Ergebnis von 30,90 Punkten konnte Calvin Böckmann somit auch die Einzelwertung im SAP-Cup an zweiter Stelle beenden. Hier siegte Julia Krajewski mit 30,30 Punktendie sie ebenfalls in der Dressur gesammelt hatte. Bei 420 Starts in den letzten Jahren gelang es übrigens nur 20 Paaren, die Prüfung mit dem Dressurergebnis zu beenden – jetzt sind es 22. Dritte wurde wiederum Laura Collet, die zwar auch 30,90 Punkte zu verbuchen hatte, sich aber aufgrund des schlechteren Resultats im Gelände hinter Calvin Böckmann einreihen musste. Im Nationenpreis der Vielseitigkeit siegte das Team aus Großbritannien vor den USA und Irland.

Die spektakuläre Marathonprüfung.

Auch die Fahrsportfreunde lockte heute das Programmhighlight der Vierspänner raus auf die Geländestrecke: Der Marathon. Diese zweite Qualifikation für die Einzel- und Mannschaftswertung im Gespannfahren verspricht eine gehörige Portion Action und Spannung, wenn die Kutschen durch die kniffligen Geländehindernisse fahren und dabei die Zeit gegen sie läuft. Es siegte der Australier Boyd Exell, der auf insgesamt 104,48 Punkte kam und damit an seinen Erfolg aus der Dressurprüfung anknüpfen konnte, die er auf dem zweiten Platz abgeschlossen hatte. Zweiter wurde Michael Brauchle mit 110,56 Punkten vor dem Österreicher Daniel Schneiders mit 112,25 Punkten. Im Einzel-Zwischenstand liegt nun Boyd Exell vor Mareike Harm und Chester Weber (USA), während bei den Mannschaften die deutschen Fahrer ihre vorläufige Führung verteidigen konnten, vor den Konkurrenten aus den Niederlanden und Australien. 

Im Springen eröffnete der Allianz-Preis den vorletzten Turniertag im Hauptstadion. Hierbei handelte es sich um eine CSIO5*-Springprüfung mit Siegerrunde, die von Ben Maher für Großbritannien gewonnen wurde. Mit seinem niederländisch gezogenen Wallach Exit Remo, 2009 geboren von San Remo, blieb er in beiden Runden des anspruchsvollen Parcours fehlerfrei und sicherte sich die schnellste Zeit von 36,54 Sekunden. Zu Platz zwei sprangen Richard Vogel und sein Hannoveraner Cydello. Der zehnjährige Cascadello-Sohn und sein Reiter mussten sich dabei mit zwei Nullrunden und 36,90 Sekunden nur knapp geschlagen geben. Dritter wurde der für das diesjährige Partnerland des CHIO Aachen, die USA, startende Mclain Ward. Er hatte die Holsteinerstute Callas, eine 2008 geborene Tochter des Casall, gesattelt und blieb mit ihr fehlerfrei in 37,01 Sekunden. 

Weiter ging es mit dem Finale des Sparkassen-Youngsters-Cup für junge Pferde. In dieser Springprüfung mit Stechen setzte sich einmal mehr Richard Vogel gegen die Konkurrenz durch. Es war wirklich seine Woche in Aachen, die er bis dato mit vier Siegen und einigen weiteren vorderen Platzierungen verbuchen konnte. Tosender Applaus ging durch das gut besuchte Stadion, als der Reiter und sein achtjähriger KWPN-Wallach namens Levi Noesar in der schnellsten Zeit die Ziellinie überritten. Zwei fehlerfreie Runden und 42,39 Sekunden bedeuteten den Sieg. Nur ein wenig langsamer waren der Brite Ben Maher und Corlander mit 42,93 Sekunden. Somit belegten der Oldenburgerhengst von Cornet Colbert und sein Reiter den zweiten Platz. Rang drei ersprang sich die Zangersheider Stute Marieke Z Santa Rosa, sieben Jahre jung, unter dem Sattel von Erynn Ballard. Dieses Paar startete für die Schweiz.

Calvin Böckmann auf dem Vierspänner von Jérôme Voutaz.

Für ordentlich Stimmung am Abend sorgte zu guter Letzt noch die Kombinierte Spring-, Vielseitigkeits- und Fahrprüfung, die im Hauptstadion ausgetragen wurde und ein echter Publikumsmagnet ist. Tosender Beifall und lautes Jubeln war aus dem Hauptstadion heraus über das ganze Turniergelände hinweg zu hören, als die Teilnehmer in dieser rasanten Prüfung Sieg und Platzierungen unter sich ausmachten. Dabei gingen sechs Teams ins Rennen, die aus jeweils einem Vielseitigkeitsreiter, einem Springreiter und einem Vierspänner-Fahrer bestanden. Zunächst musste der Vielseitigkeitsreiter einen kleinen Parcours absolvieren, danach der Springreiter. Unterdessen war es Aufgabe des Vielseitigkeitsreiters, schnellstmöglich zur bereitstehenden Kutsche zu gelangen, bevor sich auch diese auf den Weg durch einen Hindernisparcours machte. Hier waren Konzentration und Schnelligkeit gefragt – sowohl von den Zwei-, als auch von den Vierbeinern. Es siegte das Team grün mit Kevin McNab und Meluga (Australien), Rodrigo Pessoa und Dhalida (Brasilien) sowie Boyd Exell mit Bajnok, Barny, Conversano Poker und Neapolitano Nimrod. Den zweiten Platz sicherte sich Team orange, bestehend aus David Doel und Captain Kadou (Großbritannien) sowie den Niederländern Lars Kersten auf Hollywood und Bram Chardon mit Casper, First One, Kendi und Maestoso Miszter. Rang drei gab es für Team rot, das mit Calvin Böckmann und Crunchip M auch unter rheinischer Beteiligung startete. Komplettiert wurde das Team von Romain Duguet mit Stawita PS und Jérôme Voutaz mit Belle du Peupe, Folie Des Moulins, Norah und Camedo, allesamt aus der Schweiz.

Fotos: Mirka Nilkens

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