Pferd in der Box
Pferd in der Box

Herpes-Fälle im Rheinland

Im Rheinland sind mehrere Pferde am Equinen Herpes Virus erkrankt. Im Kreis Mettmann ist ein Pferd gestorben, zwei weitere Betriebe haben positive Fälle. Auch im Kreis Krefeld wird von einem Todesfall berichtet und Solingen soll ebenfalls betroffen sein.

Dr. Paul Hagelschuer, Amtsveterinär des Kreises Mettmann, berichtet von derzeit drei betroffenen Pensionsställen in seinem Einzugsgebiet mit einem Bestand von jeweils rund 80 Pferden. „Im ersten Betrieb hat es nur ein serologisch positives Ergebnis ohne klinische Symptome gegeben“, so Hagelschuer. Da weder das positiv getestete Pferd noch die anderen Tiere im Stall Krankheitsmerkmale (Fieber, Atemwegsinfektionen, neurologische Ausfallerscheinungen, Fehlgeburten bei Zuchtstuten) aufweisen, muss das Testergebnis nicht notwendigerweise ein Hinweis auf einen wirklichen Ausbruch der Krankheit sein, denn ca. 80 bis 90 Prozent aller Pferde tragen Herpes Viren in sich, die latent schlummern.

Anders sieht es aus im zweiten Betrieb, den Hagelschuer erwähnt. Hier zeigte ein Pferd die typischen Symptome für die neurologische Form des Virus (EHV 1/4) und ist nun tot. Das Pferd habe keinerlei Fremdkontakt gehabt, sagt Hagelschuer. Und dann weiß er noch von einem dritten Betrieb ähnlicher Größenordnung, auf dem ebenfalls Pferde betroffen sein sollen. 

Einen Grund zur Panik sieht Hagelschuer nicht: „Wir sind weit entfernt von einem Seuchenzug wie 2021 in Spanien. Im Grunde ist das Risiko zur Zeit nicht höher als sonst auch. Die betroffenen Ställe haben sofort reagiert, Quarantänemaßnahmen ergriffen und gehen offen mit der Situation um.“ 

Turniere, die abgesagt werden müssten, gebe es derzeit in seinem Umfeld auch nicht, so Hagelschuer. Allerdings finden sich in den sozialen Medien mehrere Absagen anderer Veranstaltungen mit Pferden – ein verantwortungsbewusster Umgang und eine Informationspolitik, die der Amtstierarzt nur befürworten kann. „Wir machen kein Rundschreiben. Der Kontakt der Pferdehalter untereinander ist über die Sozialen Medien ohnehin sehr intensiv. Aber bei Anfragen informieren wir natürlich.“ Ausdrücklich lobt Hagelschuer den Umgang der Betriebe mit der Situation.  

Kreis Krefeld

Auch im Kreis Krefeld wird von Herpes-Fällen berichtet. Die Rheinische Post schreibt von zwei toten Pferden. Das wollte Julia Günther vom Kreisverband der Reit- und Fahrvereine Krefeld e.V. so nicht bestätigen. „Da Herpes keine anzeigepflichtige Krankheit ist, haben wir keine verlässlichen Informationen.“

Sie habe von drei bis vier Ställen gehört, die betroffen sein. Die Anzahl der erkrankten Pferde kann sie nicht nennen, „gefühlt unter 10“. Sicher sei, dass ein Pferd gestorben ist. Allerdings habe es sich hier um ein sehr altes Pferd gehandelt, bei dem nicht mit Sicherheit gesagt werden kann, dass sein Tod im Zusammenhang mit der Herpesinfektion steht. 

Ein Turnier ist im Einzugsgebiet erst wieder für Ende April geplant. „Wir werden abwarten, wie die Situation sich bis dahin entwickelt“, so Günther. 

Besser vorbeugen

Nägel mit Köpfen haben Brigitte und Karl-Heinz Dreßen vom Pferdesportzentrum Krefeld gemacht. Zwar haben sie aktuell in ihrem Betrieb keine Pferde mit Symptomen, aber so weit wollen sie es auch gar nicht erst kommen lassen, selbst wenn das manchem Einsteller nicht behagen sollte. „Ich verliere lieber Kunden als Pferde“, so Brigitte Dreßen. Daher haben sie den Betrieb geschlossen und Quarantänemaßnahmen ergriffen.

Das bedeutet, kein Pferd kommt auf den Hof, keines geht runter. Reitabzeichenlehrgänge etc. finden nur intern statt. Reiter, die auf mehreren Betrieben im Einsatz sind, wurden Es wurden Desinfektionsschleusen eingerichtet. Für jedes Pferd darf nur das eigene Zubehör verwendet werden (Putzzeug, Schabracken usw.). Quarantäneboxen stehen für den Fall des Falles bereit, damit kranke Pferde isoliert werden können. Die Tiere stehen unter Beobachtung und es wird täglich Fieber gemessen, um eine Infektion frühzeitig erkennen zu können. 

Das sind die wirksamsten Methoden. Außerdem gilt für die Menschen: regelmäßiges Händewaschen nicht vergessen, um potenziell anhaftende Viren nicht zu verteilen!

Dr. Paul Hagelschuer rät außerdem, den Empfehlungen der StIKo Vet (Ständige Impfkommission) zu folgen, und die Pferde bestandübergreifend gegen Herpes impfen zu lassen. „Ich kann mich dem nur anschließen“, so der Amtsveterinär aus dem Kreis Mettmann. Selbst wenn die Impfung keinen Ausbruch verhindert, reduziere sie doch die Viruslast, weil geimpfte Tiere weniger Viren ausscheiden. 

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