Am 09. Dezember 2023 bekam Svenja Jaedicke in Wickrath ihr Goldenes Reitabzeichen verliehen. Die 28-Jährige aus Nettersheim krönte damit ihre Karriere auf dem Pferderücken. Diese begann sie im Alter von fünf Jahren in Wales, wo sie drei Jahre gelebt hat. Dort ging sie einmal die Woche zur Reitstunde und ritt meistens Roda, eine kleine, flinke Fuchsstute, die eigentlich keine Reiter auf ihrem Rücken mochte. So landete Svenja Jaedicke so gut wie jede Reitstunde im Sand. Man hörte die Reitlehrerin dann nur sagen: “Hm, I am missing a rider” und sie musste mal wieder aus Versicherungsgründen einen Bericht schreiben. Aber die junge Reiterin liebte dieses Pony, klopfte sich den Sand ab, stieg wieder auf und ritt weiter. Das Reitfieber hatte sie gepackt.
Zurück in Deutschland bekam sie ihr erstes eigenes Pony: Dino, einen Norweger, mit dem es einfach nur Spaß machte, über die Felder zu galoppieren. 2007 sattelte Svenja Jaedicke auf ein kleines Pferd um: Sir Leo, einen New Forrest-Appaloosa-Mix. Leo war ein Schimmel mit vielen braunen Punkten und sah dem “kleinen Onkel” aus den Filmen von Pippi Langstrumpf sehr ähnlich. Mit ihm sammelte die Reiterin ihre ersten WBO-Turniererfahrungen, angefangen mit Reiterwettbewerben, E- und A-Dressuren sowie Küren. Oft wurden die beiden aufgrund von Leos Fellfarbe belächelt und nicht selten hörte man beim Ausladen von Leo auf dem Turnier: “Oh, schau mal, Pippi Langstrumpf ist auch hier”. Aber die beiden haben es allen bewiesen, aus dem Punktepony wurde ein Schleifenpony, platziert und gewonnen bis M**. Mit ihm wurde Svenja Jaedicke 2013 Kreismeisterin der Leistungsklasse vier und die beiden holten sich 2014 den “Preis der Besten” im Kreis Euskirchen.
Da Svenja Jaedicke jedoch nicht aufhörte, zu wachsen, war sie irgendwann zu groß für Leo und leider musste ein neues Pferd her. Es fiel ihr sehr schwer, ihren Partner abzugeben, aber zwei Pferde waren neben Beruf und Studium zeitlich und finanziell nicht möglich. Ihr Opa und ihre Mutter, als treueste Fans, die immer an ihr Talent glaubten, fuhren schließlich mit ihr zum Stall Ramsbrock. Dort verliebten sich alle in einen schwarzbraunen, bildhübschen dreijährigen Wallach. Ein Name wurde schnell gefunden: Sempre Nobile, das ist italienisch und heißt “immer nobel”. Die Chemie zwischen den beiden stimmte von Tag eins an und sie wurden beste Freunde. Von nun an verfolgten sie das Ziel: Einmal erfolgreich eine S-Dressur im großen Viereck reiten – nicht zuletzt, weil die Mutter von Svenja Passage und Piaffe so schön anzusehen findet. Nach dem Motto von Walt Disney: “Alle Träume werden wahr, wenn man den Mut hat, ihnen zu folgen”.
Spitznamen für Sempre Nobile waren aufgrund seines unglaublichen Charakters schnell gefunden: Snobbie, Gurke oder auch Norbert wird er genannt, insbesondere wenn er schlecht gelaunt ist. Er mag nämlich kein kaltes, regnerisches Wetter, da wird er zur kleinen Diva. Die beiden wurden schnell zu einer harmonischen Einheit, feierten 2015 die ersten Erfolge in Dressurpferde A, aber galoppierten auch gemeinsam über die Stoppelfelder – wohlgemerkt ohne Sattel. Svenja Jaedicke war und ist es immer wichtig, das Pferd als Partner zu sehen und spielerisch sowie abwechslungsreich weiterzuentwickeln, wie auch sich selbst. In Summe erreichten die beiden über die letzten Jahre 38 Platzierungen, davon allein 23 in der schweren Klasse, was auch der Grund für die Verleihung des Goldenen Reitabzeichens ist. Eva Julia Haubert, seit 2021 Svenja Jaedickes Trainerin, spielt dabei eine entscheidende Rolle, denn sie hat die beiden zum Tanzen gebracht und auf dem Weg nach oben begleitet.
Foto: Pia Gayk Photography