2025 steht die turnusmäßige Überarbeitung des FEI Reglements an. Der Internationale Springreiter Club (International Jumping Riders Club/IJRC) fordert die Anpassung der Regel 241.3.30, die den Ausschluss von Paaren wegen Blut an der Flanke regelt. Das war einer der größten Diskussionspunkte beim FEI Sportforum 2025 in Lausanne.
Zur Einordnung: Bei den Olympischen Spielen in Paris schied Brasilien nach der ersten Runde der Mannschaftswertung aus, weil bei Pedro Veniss’ Pferd nach fehlerfreier Runde Blut an der Flanke gefunden worden war. Da es bei Olympia bekanntlich kein Streichergebnis mehr gibt, bedeutete der Ausschluss von Veniss zugleich das Aus für das Team. Solche Situationen will der International Jumping Riders Club in Zukunft vermeiden, wie der Präsident François Mathy Jr. erklärte.
Zumal die Regel so angewandt den Sport nicht schütze, was eigentlich beabsichtigt war, sondern ihm im Gegenteil schade, sagte Mathy. „Wir kennen die Regel. Aber wenn in der Presse steht ,Reiter eliminiert wegen Blut‘ sieht es so aus, als ginge es um das Wohlergehen der Pferde, obwohl es ganz klar ist, dass dies nicht der Fall ist“, meinte der IJRC Präsident.
Bei einer „Mikroläsion“, wie der, die zum Ausschluss von Veniss führte, handele es sich laut Mathy um einen „Kratzer“. „Die direkte Eliminierung in dieser Situation ist etwas, das wir ansprechen möchten, weil wir es für unfair halten.“ Er sprach in diesem Zusammenhang den Rechtsgrundsatz am, dass es eine Verhältnismäßigkeit zwischen Vergehen und Strafe geben müsse. Diese sei hier nicht gegeben.
Dabei wolle der IJRC die Regel nicht abschaffen, im Gegenteil: „Natürlich brauchen wir diese Regel, denn weder die Reiter noch die Offiziellen oder das Publikum wollen blutende Pferd aus dem Parcours kommen sehen.“ Und dass es seit der Einführung der Regel sehr viel weniger Ausschlüsse wegen Bluts am Pferd gibt, wurde von allen Anwesenden einmütig bestätigt. Aber der IJRC wünscht sich eine Abstufung im Strafmaß. Zum Beispiel könne man zunächst eine Verwarnung aussprechen, beim zweiten Mal eine gelbe Karte geben und erst dann „beispielsweise eine Sperre für zwei Monate oder was auch immer“, wie Mathy es formulierte.
Reaktionen
Todd Hinde, FEI Jumping Director, ließ eine Tür offen, als er sagte, dies sei eine Diskussion, die man führen müsse und man müsse das Feedback der Interessenvertreter einholen.
Klarer in ihrer Haltung waren die Niederländerin Irene Verheul, Leiterin des Weltcup-Turniers „Jumping Amsterdam“ und der Deutsche Stephan Ellenbruch als Vorsitzender des FEI Jumping Committee. Beide äußerten zwar ihr Verständnis für die Position des IJRC, sorgen sich aber darum, wie eine Aufweichung der Regel in der Öffentlichkeit wahrgenommen werden würde.
Ellenbruch sagte, er würde den Status quo gerne beibehalten, sei aber auch offen für Vorschläge. „Aber wir müssen im Hinterkopf behalten, dass die Überschrift immer die Social License ist.“ Verheul gab zudem zu bedenken, dass es nicht sein kann, dass man in unterschiedlichen Disziplinen mit zweierlei Maß misst. In der Dressur führt das geringste bisschen Blut unweigerlich zum Ausschluss. Wie könne man es der Öffentlichkeit erklären, wenn es beim Springen nun anders gehandhabt würde?
Aktuell können alle Berechtigten, Interessenvertreter, die nationalen Verbände sowie solche, die ein „Memorandum of Understanding“ mit der FEI haben, Vorschläge für Regeländerungen bei der FEI einreichen. Am 8. Juli wird eine Übersicht über die Vorschläge an die FNs sowie die Interessenvertreter geschickt, die dann kommentiert werden können. Im Rahmen der FEI Generalversammlung im Herbst wird über die Vorschläge abgestimmt.