Der erste Sieg ist immer etwas Besonderes – erst recht, wenn es die erste goldene Schleife in der schweren Klasse ist. In unserer Siegertypen-Serie geben wir Lesern die Chance, ihre ganz persönliche Geschichte bis zur ersten goldenen Schleife in der Klasse S zu erzählen. Jessica Benninghoven konnte mit ihren Pferden Wolke und Revan direkt einen Doppelsieg verbuchen und gewann beide Abteilungen einer S-Dressur.
Die Liebe zum Dressursport wurde Jessica Benninghoven schon in die Wiege gelegt. Die Eltern betreiben das Gut Krampenhaus, einen Pensionsstall in Ratingen, und sind auch leidenschaftliche Züchter. So ließ der erste Turnierstart nicht lange auf sich warten. „Ich bin gerade vier Jahre alt geworden, als ich mit unserem Shetlandpony Sammy das erste Mal an einer Führzügelklasse in Ratingen-Hösel teilgenommen habe“, erzählt die 27-Jährige, die für den RuFV Meiersberg – Homberg 1925 startet. „Für mich stand immer schon fest, dass ich mich auf die Dressur konzentrieren werde, allein schon, weil mein Vater bei der Zucht eher auf das Dressurpedigree geachtet hat.“ Auch beruflich hat Jessica Benninghoven auf’s Pferd gesetzt. Die Pferdewirtin mit Schwerpunkt klassische Reitausbildung und Veranstaltungskauffrau ist in der Landes- Reit- und Fahrschule in Langenfeld tätig.
Dass sie im Dressurviereck zu Hause ist, hat Jessica Benninghoven mittlerweile erfolgreich bewiesen: Mit Woltino, genannt Wolke, den ihr Vater als Remonte kaufte und mit dem sie ihre Dressurkarriere in den ersten E-Dressuren begann, bestritt sie ihre ersten Rheinischen Meisterschaften bei den Junioren und wurde auf Anhieb zur Vizemeisterin gekürt. In dem gleichen Jahr wurde das Duo in den Landeskader berufen und durfte bei den Deutschen Jugendmeisterschaften in Aachen starten. Im Sattel des selbstgezogenen und selbst ausgebildeten Cordino UB, mit dem Benninghoven Mitglied im Landeskader bei den Jungen Reitern war und mit dem sie in dieser Altersklasse die Bronze Medaille bei den Rheinischen Meisterschaften gewinnen konnte, war sie bis zur S**- Dressur siegreich.
Bei den ganzen sportlichen Erfolgen bleibt der erste S-Sieg trotzdem unvergessen. In besagter Prüfung hatte Jessica Benninghoven gleich zwei heiße Eisen im Feuer: Neben Erfolgspferd Woltino startete sie noch mit Revan, der ihr zur Verfügung gestellt wurde. „Da in der Prüfung über 30 Starter waren und das Turnier nicht so weit weg von zu Hause entfernt war, haben wir Revan erstmal zu Hause gelassen. Nach meinem Ritt mit Wolke haben wir sofort wieder die Heimreise angetreten, um Revan von zu Hause aus abzuholen. Im Internet konnte man die Live-Ergebnisse sehen und dort war Wolke an erster Stelle, wobei ich mir hier nicht viel Hoffnungen gemacht habe, dass es so bleibt, da ja noch sehr viele Starter im Anschluss kamen“, erzählt die Dressurreiterin. „Zwischendurch konnte ich es gar nicht fassen, dass Wolke und ich immer noch an erster Stelle der laufenden Prüfung standen. Dementsprechend bin ich auch sehr entspannt mit Revan ins Abreiten und in die Prüfung gegangen. Da wir nicht unbedingt damit gerechnet haben, dass Revan besser als Wolke ist, sind wir nach der Prüfung sofort zum Hänger, um die Pferde für die Platzierung zu tauschen. Als wir Wolke bereits vom Anhänger geholt hatten, rief meine Mutter mich an und sagte mir, dass Revan vor Wolke rangiert sei.“ Da so viele Starter in der Prüfung waren, wurde die Prüfung in zwei Abteilungen platziert, sodass Jessica Benninghoven direkt beide Abteilungen gewann. „Mein erster S-Sieg war dann direkt ein Doppelsieg. Ich habe auch einige Zeit gebraucht, bis ich das realisiert habe und war einfach unfassbar glücklich. Besonders habe ich mich über das Ergebnis mit Wolke gefreut, weil ich mich mit diesem Pferd von der ersten E-Dressur bis zur S-Dressur hochgearbeitet habe. Durch den S-Sieg konnten wir uns auch den Kreismeisterschaftstitel Dressur LK 1-3 sichern“, fügt Benninghoven hinzu.
Die nächsten reiterlichen Ziele hat die Dressurreiterin schon im Blick: „Ich möchte weiterhin unsere selbstgezogenen Pferde erfolgreich von der Remonte bis in den schweren Sport auszubilden und Erfahrungen auf Grand Prix-Niveau zu sammeln. Allmählich züchten wir schon mit den selbstgezogenen Stuten und es macht einfach unheimlich Spaß, die selbstgezogenen Pferde auszubilden und diese auf dem Turnier zu präsentieren. Aktuell habe ich einen zwölfjährigen Wallach aus unserer Zucht, Fürst Krampenhaus B, den ich auch komplett alleine ausgebildet habe und mit dem ich letztes Jahr meine allererste S*** gegangen bin, in der wir uns direkt platzieren konnten. Für mich ist es immer wieder ein Gänsehautfeeling, wenn wir als Züchter, Besitzer und Reiter auf dem Turnier vorgelesen werden“, bekräftigt Jessica Benninghoven.
Juliane Körner