Der fünftplatzierte Special Blend (73,480 Prozent) nahm die Meriten für Stallkollegin Wendy nach ihrem Grand Prix-Sieg mit Isabell Werth entgegen. Foto: Thomas Hellmann
Der fünftplatzierte Special Blend (73,480 Prozent) nahm die Meriten für Stallkollegin Wendy nach ihrem Grand Prix-Sieg mit Isabell Werth entgegen. Foto: Thomas Hellmann

Balve: Grand Prix an Werth und Wendy, Vayron in Klinik

Der fünftplatzierte Special Blend (73,480 Prozent) nahm die Meriten für Stallkollegin Wendy nach ihrem Grand Prix-Sieg mit Isabell Werth entgegen. Foto: Thomas Hellmann
Der fünftplatzierte Special Blend (73,480 Prozent) nahm die Meriten für Stallkollegin Wendy nach ihrem Grand Prix-Sieg mit Isabell Werth entgegen. Foto: Thomas Hellmann

Auftakt zu den Deutschen Meisterschaften der Dressurreiter 2025 mit unter anderem einer überlegenen Wendy unter Isabell Werth, Olympiakollegen auf den Plätzen und einem vorzeitigen Aus.

Nachdem Wendy das Mannheimer Maimarktturnier verletzungsbedingt verpasst hatte, war der heutige Grand Prix in Balve Auftakt in die grüne Saison für Isabell Werths Olympia-Silbermedaillengewinnerin. Die beiden waren letztes Paar und klare Favoriten. Im ersten starken Trab hätte man sich deutlicheres Überfußen gewünscht. Die Kopf-Hals-Einstellung war vorbildlich, die Anlehnung als solche allerdings recht fest. Die Traversalen waren wunderbar weit kreuzend, wobei die Stute nach rechts geschmeidiger gestellt und gebogen war. Sicheres Halten, etwas hektisches Rückwärtsrichten, bei dem die Stute kurz wegkippte. Auch im zweiten starken Trab hätte man sich mehr Raumgewinn, durch deutlicheren Schub aus der Hinterhand gewünscht. Die Passage danach war gleichmäßig, der Übergang in die erste Piaffe gelang. Die Piaffe selbst war aktiv bei tiefer Kruppe. Allerdings schnaubte die Stute wiederholt hart ab, tauchte dann vorne weg, kam aber nicht aus dem Takt. Geschmeidiger Übergang in die Passage. Daraus guter Übergang zu einem sehr guten starken Schritt mit Dehnung und Raumgewinn. Der versammelte Schritt war recht frei in der Kopf-Hals-Einstellung, der Übergang in die Passage gelang. In der Piaffe trat die Stute hinten rechts weiter unter als links, wieder schnaubte sie wiederholt, kam aber nicht aus dem Takt. Das Angaloppieren war flüssig, die Zweierwechsel aus der Ruhe und Versammlung heraus begonnen, etwa bei X kam etwas Spannung im Rücken auf, wieder schnaubte Wendy, machte aber keinen Wechselfehler. Sichere Rückführung nach dem starken Galopp, exakt gerittene Zick-Zack-Traversalen mit geschmeidigen Stellungs- und Biegungswechseln beim Umstellen. Die Einerwechsel begannen sehr schön – gerade, bergauf und weit durchgesprungen, dann einmal ausgesetzt. Wunderbare Pirouette nach links, die nach rechts mit etwas weniger Lastaufnahme. Schöne Schlusslinie. 78,380 Prozent, ein deutlicher Sieg.

Platz zwei für Wandres und Bluetooth

Bis zum Schluss in Führung gelegen hatten Frederic Wandres und Bluetooth mit 76,70 Prozent, Werths und Wendy Mit-Mannschaftsgoldmedaillengewinner der Olympischen Spiele in Paris. Wie immer bestach Bluetooth durch seine Beständigkeit. Der nun 15-jährige Bordeaux-Sohn präsentierte sich frisch und elastisch. Schon die erste Trabverstärkung war ein Highlight mit gewünschter Schwungentfaltung und deutlichem Raumgewinn dank des energisch ab- und durchflutenden Hinterbeins. Sichere Rückführung, in der Versammlung kam der Wallach dann allerdings kurz hinter die Senkrechte, was Wandres korrigierte. Exaktes, sicheres und ausbalanciertes Halten. Das Rückwärtsrichten diagonal und sicher in der Anlehnung, aber schleppend. Auch die nächste Diagonale war ein Highlight. In der Passage danach bekam Wandres Bluetooth nicht sicher genug aufs Hinterbein, der Wallach wurde eng, es kam Spannung auf und es schlichen sich ungleiche Tritte ein. Die Piaffe war gesetzt und aktiv, allerdings zeigte der Wallach auch hier Zeichen der Unzufriedenheit mit pinselndem Schweif. Der starke Schritt war losgelassen und fleißig, der versammelte Schritt noch im Takt. Sicherer Übergang in die Passage, in der man sich mehr Lastaufnahme gewünscht hätte. In der Piaffe aktives Abfußen. Hinten rechts griff der Wallach weiter vor als hinten links. Der Schweif war ruhiger, die ganze Piaffe nicht ganz gleichmäßig und zum Teil noch im Vorwärts. Sicheres Angaloppieren, ebenfalls sichere Zweierwechsel. Gute Verstärkung, mit gelungener Rückführung. Exakte und fehlerfreie Zick-Zack-Traversalen, bei denen Wandres gegen Ende recht deutlich einwirkte. Das gleiche gilt für die Einerwechsel. Die Linkspirouette gut gesetzt und aktiv, aber ohne Stellung und Biegung. Das war nach rechts besser, allerdings war diese Pirouette zu groß. Guter Übergang zum Trab und erneut ein sehr guter starker Trab. Auf der Schlusslinie fußte der Wallach in der Piaffe hinten breit. Aber alles in allem machte Bluetooth einen frischen und fitten Eindruck.

Olympiareservisten in Top-Form

Rang drei sicherten sich mit 75,160 Prozent Katharina Hemmer und Denoix aka „Purzel“. In Sachen Bewegungsfluss, Aktivität und Energie macht dem Oldenburger Destano-Sohn so leicht keiner etwas vor. Was die Harmonie und die Leichtigkeit angeht, waren die beiden heute absolute Spitzenklasse. Die Traversalen waren das erste Highlight, die nach links noch besser gestellt und gebogen als die nach rechts. Die Durchlässigkeitsprüfsteine Halten und insbesondere Rückwärtsrichten gelangen sehr gut. Danach wieder ein schwungvoller starker Trab. Sehr gute Rückführung in eine aktive, losgelassene Passage. Daraus auch ein guter Übergang in die Piaffe, die allerdings noch recht stark im Vorwärts angelegt war. Was aber auch auffiel: Denoix blieb stabil im Genick und tauchte nicht ab. Guter Übergang in den starken Schritt, bei dem Takt und Losgelassenheit vom ersten Schritt an sicher da waren. Das gleiche galt in der Versammlung. Am Punkt anpassagiert, hier erhaben und aktiv. Die zweite Piaffe ebenfalls etwas im Vorwärts und hinten nicht ganz gleichmäßig fußend. Der Takt jedoch sicher auch mit in die Übergänge genommen. Angaloppieren vom ersten Sprung an ins Bergauf. Daraus herrlich losgelassen-locker nach vorne durchgesprungene Zweierwechsel bei minimalstem Hilfenaufwand der Reiterin. Ganz leicht schwankend waren sie, wenn man meckern will. Gute Verstärkung, daraus sichere Rückführung ohne dass der Fuchs abgekippt wäre. das gleiche galt auch für die fließenden Zick-Zack-Traversalen. Die Einerwechsel ebenso sicher und locker weit durchgesprungen wie die Zweier. Alles wirkte leicht und selbstverständlich. Die erste Pirouette klein und sicher in der Balance, etwas mehr Stellung Biegung wären wünschenswert gewesen. Der fliegende Wechsel bei X wirkte verstolpert. Die Rechtspirouette war bis zum letzten Galoppsprung in der Balance, aber ebenfalls nicht genug gestellt und gebogen. Dann verlor Denoix leicht die Balance und sprang einen Galoppsprung zu weit über die Mittellinie. Das waren allerdings schon die einzigen „Abers“ in deinem ansonsten tollen Ritt, der von einer wunderbaren Schlusslinie gekrönt wurde. Fazit: Da geht noch was!

Titelverteidigerin mit Newcomer auf Rang vier

Nach der Verabschiedung ihrer Dalera BB ruhen die Hoffnungen von der vierfachen Olympiasiegerin Jessica von Bredow-Werndl auf dem elfjährigen Diallo. Anfang des Jahres hatte von Bredow-Werndl den Hannoveraner Dancier-Sohn von seiner Ausbilderin Uta Gräf übernommen. Die hatte eine so gute Vorarbeit geleistet und das neue Paar harmonierte so gut, dass sie vom Fleck weg die ersten Erfolge erzielen konnten, angefangen in Hagen. Nun also die ersten Deutschen Meisterschaften. Schon auf der ersten Diagonalen zeigte Diallo, was für ein Energiebündel er ist. Wo eine Wendy gerade mal einen Huf über die Spuren der Vorderhufe kommt, sind es bei ihm locker vier bis fünf. Er fliegt geradezu. Die Traversalen hätten noch etwas fließender und gleichmäßiger sein dürfen. Da schien Diallo sich etwas zu verhalten, weil es doch einiges außerhalb des Vierecks gab, das sein Interesse weckte. Das merkte man auch beim Halten, wo er wunderbar stand, sich dann aber erst einmal umschaute. Das konnte seine Reiterin aber gefühlvoll korrigieren und das Rückwärtsrichten war noch gerade, die zweite Diagonale mit ähnlich viel Energie wie die erste. Gute Rückführung danach, gleichmäßige Passage mit viel Aktivität und Abdruck. Die Piaffe war aktiv, im Takt und auf der Stelle. Auch senkte der Wallach die Kruppe, fußte allerdings (noch) nicht genügend unter den Schwerpunkt und entzog sich so der Herausforderung der maximalen Lastaufnahme. Das Fazit in der zweiten Piaffe war ähnlich, etwas mehr Gleichmaß hätte man sich zudem gewünscht. Zwischenzeitlich hob er sich leicht heraus, was die Reiterin aber immer wieder unkompliziert korrigieren konnte. Überhaupt gefielen die feine Einwirkung, die leichte Verbindung, die Aktivität des Wallachs und sein offensichtlicher Eifer. Guter Übergang in den Galopp, etwas schwankende Zweierwechsel. Energischer starker Galopp, das Aufnehmen gelang. In den Zick-Zack-Traversalen verlor Diallo etwas den klaren Durchsprung und dadurch den klaren Dreitakt. Sehr gut vorbereitete und sicher nach Hause gerittene Einerwechsel. Die Pirouette nach links war nicht ganz in der Balance, die zweite deutlich besser. Etwas stockender Übergang in den versammelten Trab. Sichere Schlusslinie, wenngleich man hier sah, dass Diallo vorne tendenziell eng und hinten tendenziell breit fußte.

Gute Besserung für Vayron!

Ein Paar, das mit Spannung erwartet wurde, fehlte: Ingrid Klimke und Vayron. Der Vitalis-Sohn zeigte leichte Kolik-Symptome und wurde in die Klinik gebracht. Hoffentlich geht es ihm bald besser!

Er fehlte heute. In Hamburg zeigten die beiden sich inzwischen so gefestigt, dass schon das Wort „Europameisterschaft“ mit ihnen in Zusammenhang gebracht wurde. Doch Balve wäre die erste Sichtung, die die beiden nun verpassen.

Schölermann auf eins und drei

Nicht nur Katharina Hemmer und Denoix machten Werbung für den Fleyenhof von Hubertus Schmidt. Zuvor war Hemmer Kollegin Anna Schölermann in der Intermédiaire II der U25-Tour am Start gewesen und hatte Eindruck gemacht. Mit ihrem EM-Mannschaftsgoldmedaillengewinner Bon Scolari schnappte sie sich mit 71 Prozent den Sieg. Mit ihrem zweiten Pferd, dem dänischen Hotline-Sohn Springborgs Guardian belegte sie zudem Rang drei (69,974).

Dazwischen schieben konnten sich Moritz Treffinger und Cadeau Noir, die wie Schölermann zum siegreichen U25-EM-Team des Vorjahres gehört hatten. 70,921 Prozent gab es für das Paar vom Gestüt Bonhomme.

Die drei Vertreterinnen des Rheinlands verpassten die Schleifenränge, zum Teil knapp. Luca Sophia Collin und Bonamour belegten Rang acht mit 68,053 Prozent und waren damit „einen raus“. Emma Caecilia Lienert und Windemere J’Obei W, der im vergangenen Jahr noch unter neuseeländischer Flagge bei den Olympischen Spielen in Paris am Start gewesen war, landeten auf Rang zehn mit 67,132 Prozent. Theresa Friesdorf und ihr Ferdinand reihten sich mit 66,184 Prozent auf dem zwölften Platz ein.

Dresing top

Bei den Para-Dressurreitern wurden die Grades I bis III zusammen gewertet. Bestes Paar waren Paralympics-Bronzemedaillengewinnerin Heidemarie Dresing (Grade II) und ihre Oldenburger Stute Poesie mit 76,494 Prozent.

Wiebke Imme Ortmann aus Frechen (Grade III) und ihr erst siebenjähriger Bouvet Bukephalos reihten sich an siebter Stelle ein mit 65,111 Prozent.

Einen Schreckmoment gab es für Silvia Logemann aus Berne (Grade I) und Finale. Die Stute erschreckte sich und die an multipler Sklerose erkrankte Logemann stürzte aus dem Sattel. Sie wurde vom Turnierarzt untersucht mit dem Ergebnis, dass dem ersten Eindruck nach nichts Schlimmes passiert ist. Wir drücken die Daumen!

In der Prüfung für die Grades IV und V hatten Isabelle Nowak und ihre Oldenburger Stute Siracusa die Nase vorn. Mit 73,034 Prozent verwiesen sie die zweifache Silbermedaillengewinnerin der letztjährigen Paralympics aus dem Rheinland, Regine Mispelkamp, auf die Plätze zwei und drei. Mispelkamp hatte der zehnjährigen Barroso-Tochter Pramwaldhof’s Bayala und ihrem neunjährigen Venecio P v. Veneno nämlich zwei Eisen im Feuer. Mit Ayala kam sie auf 72,264 Prozent, Platz zwei, mit Venecio P wurde sie Dritte (70,598).

Kein rheinischer Reiter, aber ein rheinisches Pferd belegte Rang vier: der Statesman-Sohn Staatslegende unter Noah Kuhlmann (68,657).

Alle Ergebnisse aus Balve finden Sie hier.

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