Als größte Sportveranstaltung in Deutschland hat der CHIO Aachen nicht nur regional, sondern weit über die rheinischen Grenzen hinaus eine immense Bedeutung für den Pferdesport. Internationale Reitsportgrößen und zahlreiche Zuschauer strömen jedes Jahr in die berühmte Soers. Traditionell beginnt das Weltfest des Pferdesports mit den Voltigierprüfungen, Pferd und Sinfonie, sowie dem Soerser Sonntag. Dabei ist dieses Mal nicht nur das diesjährige Partnerland – die USA – omnipräsent, sondern auch ein ganz besonderes Jubiläum. Denn in Aachen feiert man 100 Jahre Turniergeschichte.
Denn vor 100 Jahre begann das, was heute als eines der wichtigsten Turniere der Welt gilt, in der Aachener Soers. Damals zwar noch nicht mit dem heute bekannten Ausmaß, doch auch zu Beginn schon mit einem ganz besonderen Flair. Kein Wunder also, dass das Turnier sich über die Jahre seinen Stellenwert im internationalen Turnierkalender erarbeiten konnte. In Aachen wurde Geschichte geschrieben und zwar nicht nur eine. Dabei schaffen es die Verantwortlichen stets, die Tradition zwar fest im Blick zu haben, dabei der Weiterentwicklung aber nicht im Weg zu stehen, sondern dieses Jahr für Jahr entsprechend voran zu treiben. Und deshalb ist es auch kein Wunder, dass die Aachener schon zahlreiche Championate ausrichten durften und dabei immer neue Maßstäbe setzten. Im Rahmen der Show Pferd und Sinfonie blickte man noch einmal zurück und erinnerte an einige besondere Momente der Turniergeschichte. Mit kurzweiligen Schaubildern untermalt von Orchestermusik wurde Jung und Alt, Reiter und auch Nichtreiter sowohl Freitag- als auch Samstagabend eine tolle Show geboten.
In diesem Jahr sind in Reitsportkreisen natürlich alle Blicke gen Paris gerichtet. Und obwohl die Olympischen Spiele kurz nach dem CHIO anstehen hat sich auch in diesem Jahr erneut die Weltelite in die Teilnehmerlisten der Dressur-, Spring- und Vielseitigkeitsprüfungen eingetragen und auch die Fahrprüfung ist erneut hochkarätig besetzt. Doch bevor es im Sattel und an den Leinen um Siege und Platzierungen ging, wussten die Voltigierer drei Tage lang in der Albert Vahle Halle zu überzeugen. Vor vollen Rängen und bei guter Stimmung wurde hier Spitzensport auf höchstem Niveau geboten. Darunter auch wieder zahlreiche rheinische Protagonisten.
Dabei machte es das Team Norka des VV Köln Dünnwald in diesem Jahr besonders spannend. Denn sowohl einige Voltigierer, als auch das Erfolgspferd der Gruppe mussten aus gesundheitlichen Gründen passen. Kurzerhand wurde umdisponiert, hart trainiert und am Ende wurde der Einsatz von allen mit einem Sieg im Preis der Sparkasse belohnt. Auf dem Rücken von Ecuador und an der Longe von Alexandra Knauf setzte sich das Team bereits in der ersten Wertung am Freitag an die Spitze des internationalen Feldes. In der Kür gewann das Team dann erneut mit deutlichem Vorsprung und so führten Hannah Steverding, Thomas Brüsewitz, Justin van Gerven, Mona Mertens, Larina Herpertz und Gianna Ronca die Ehrenrunde an. Zu Rang zwei turnte das ebenfalls deutsche Team Fredenbeck Junior I vor der Gruppe aus der Schweiz.
Bei den Herren ging der Sieg erneut nach Frankreich. Hier setzte sich Quentin Jabet an die Spitze des Feldes. Bei diesem Sieg hatte er deutsche Unterstützung von Ronaldo NRW und Longenführerin Andrea Boe. Der Kölner Thomas Brüsewitz ging auf dem Rücken von William II an den Start. Die beiden wurden von Maik Hunsmann longiert. Sowohl in der Pflicht, als auch beim Technik-Programm platzierte Brüsewitz sich an zweiter Stelle. Mit einer ausdrucksstarken Michael Jackson- Kür rangierte er dann in der abschließenden Prüfung an dritter Stelle. Und so hieß es Rang zwei in der Gesamtwertung. Den dritten Platz sicherte sich Julian Wülfing, der ebenfalls für Deutschland an den Start ging. Rang vier war dann mit Leon Huesgen erneut rheinisch besetzt. Der Einzelvoltigierer aus Neuss musste sich im Vorfeld ebenfalls auf ein fremdes Pferd einstellen, da der eigene Sportpartner sich eine Auszeit nahm. Unterstützung fand Huesgen in Cairo mit Claudia Döller-Ossenberg-Engels an der Longe. Rang vier in der Pflicht, sowie jeweils Rang fünf in Technik und Kür lieferten hier die Punkte für den vierten Platz in der Endabrechnung.
Bei den Damen siegte im Einzel Kathrin Meyer, vor Alica Layher Danielle Bürgi aus der Schweiz. Das Pas de Deux wurde Diana Harwardt und Peter Künne vor Gina Sternberg und Linda Otten gewonnen. Rang drei sicherten sich Emily Scherer und Valentin Schmid.
Beim Nationenpreis wurde es am Sonntag dann noch einmal spannend. Denn Deutschland ging mit zwei starken Teams gegen die internationale Konkurrenz an den Start. Das Team Deutschland 1 bildeten Thomas Brüsewitz und das Team Norka gemeinsam mit Annemie Szemes. Dabei blieb die Prüfung bis zum Ende höchst spannend, denn die Konkurrenz hatte gut vorgelegt. Thomas Brüsewitz überzeugte erneut mit seiner ausdrucksstarken Michael Jackson-Kür und auch das Team Norka begeisterte die Zuschauer mit einer eindrucksvollen Kür. Das Pferd von Annemie Szemes erschrak sich kurz, machte einen kleinen Buckler und so reichte die Gesamtpunktzahl nicht, um Deutschland 2 auf die Plätze zu verweisen. Und so hieß es am Ende im Gesamtklassement. Deutschland 2 vor Deutschland 1 und Österreich. Die Stimmung war aber nicht nur bei den Voltigierern großartig.
Der Soerser Sonntag lud – eintrittsfrei – zu einem ersten Bummel durch die Ausstellermeile und bot im Deutsche Bank Stadion viele interessante Schaubilder. Als Stimmen des Rheinlands bestens bekannt führten Andrea Franken und Volker Raulf kurzweilige und mit vielen Hintergrundinfos durch das bunte Potpourri des Reitsports. Vor vollen Rängen konnte der Pferdesport so zahlreichen Menschen nähergebracht werden, die nicht alltäglich mit den Vierbeinern in Kontakt stehen. Aber auch eingefleischte Pferdefreunde fanden ihren Spaß an den Darbietungen.
Das Wochenende war also ein absoluter Auftakt nach Maß. Am Dienstag geht es in Aachen nicht nur mit der großen Eröffnungsfeier, sondern auch schon mit den ersten Springprüfungen sportlich weiter.