
„Hinter allen guten Pferden steckt ein fähiger Züchter, kein Zufall“, sagt Jan Pedersen, der Präsident des Weltzuchtverbandsverbandes WBFSH. Darum zeichnet der WBFSH Jahr für Jahr die Züchter der erfolgreichsten Pferde in den drei olympischen Disziplinen aus, dieses Jahr zwei aus Deutschland.
Freestyle-Züchter Stephan Kurz
Als Dressurzüchter des Jahres 2025 wurde Stephan Kurz aus Baden-Württemberg ausgezeichnet. Er ist der geistige Vater der zweifachen EM-Silbermedaillengewinnerin Mount St. John Freestyle v. Fidermark-Donnerhall-Atatürk. Die Stute kam 2009 bei ihm in Zöbingen zur Welt, wurde bereits als Fohlen von Simon Kohlenbrenner, dem Geschäftsführer der Auktionsplattform Horse24, entdeckt und gelangte dann in den Besitz von Emma Blundell vom Gestüt Mount St. John in England.
Die Ausbildung bis Grand Prix übernahm Charlotte Dujardin, mit der die Stute mit nur neun Jahren Bronze bei den Weltreiterspielen 2018 in Tryon gewann. Bei den Olympischen Spielen 2021 in Tokio gab Dujardin ihrem Nachwuchspferd Gio den Vorzug. Die Wege von Blundell und ihr trennten sich. Blundell stellte Freestyle zwischenzeitlich sogar selbst auf Turnieren vor, vertraute sie dann aber der Dänin Cathrine Laudrup-Dufour an, mit der sich Freestyle seither in nie gesehener Form präsentiert. Bei den Olympischen Spielen in Paris, ihrem ersten Championat, ließen sie im Grand Prix Special die späteren Olympiasiegerinnen Jessica von Bredow-Werndl und Dalera hinter sich.
Danach blieben sie bis zu den Europameisterschaften in Crozet ungeschlagen, gewannen hier auch den Grand Prix, mussten sich in Special und Kür aber den Shooting Stars Justin Verboomen und Zonik Plus geschlagen geben. So haben sie die Spitze der WBFSH Rangliste erobert – und Freestyles Züchter Stephan Kurz zu Ruhm verholfen.
Apropos Zonik Plus – das Gestüt Dressage Plus ist eigentlich auf Lusitanos spezialisiert, hat aber auch einen Rheinländer gezogen und der war ein Volltreffer, eben jener Zonik Plus.
Familienpferd Donatello d’Auge
Bereits 2023 war Susana Épaillard García Cereceda als WBFSH Züchterin des Jahres wegen der Erfolge von Donatello d’Auge ausgezeichnet worden. Nun darf sie die Ehrung erneut in Empfang nehmen. 2013 kam der Selle Français-Wallach v. Jarnac aus der Tequila d’Auge v. Hello Pierville-Galoubet A-Nankin zur Welt. Susana Épaillard selbst ritt ihn in jungen Jahren, ehe sie die Zügel ihrem Mann überließ, Julien Épaillard.
Mit ihm wurde Donatello eines der besten Springpferde der Welt, gewann unter anderem dieses Jahr das Weltcup-Finale in Basel und vertrat Frankreich bei den Europameisterschaften in Crozet. Zahlreiche Große Preise gehen auf das Konto der beiden, beispielsweise bei den Fünf-Sterne-Turnieren in St. Tropez, Monaco und Amsterdam.
London 52 – von der Insel Föhr in die Weltspitze
Normalerweise erwähnt niemand in Deutschland die Nummer hinter einem Pferdenamen. Doch bei diesem Holsteiner Wallach ist es anders. „London Fiftytwo“ – das ist keine Nummer hinter einem x-beliebigen Namen, das ist die Bezeichnung einer Legende des Vielseitigkeitssports, die zumindest in seiner neuen Heimat England jeder in einem Atemzug nennt, wenn von ihm und seiner Reiterin Laura Collett die Rede ist. Doch die Wurzeln des Landos-Sohnes aus einer Quinar Z-Mutter liegen auf einer ganz anderen Insel in der Nordsee: auf Föhr.
Hier kam London 52 vor 16 Jahren zur Welt. Er begann seine Karriere im Springparcours, wo Deutschlands Busch-Bundestrainer Peter Thomsen auf ihn aufmerksam wurde und ihn in seinen Stall holte. Anlässlich Londons Ehrung als „Holsteiner des Jahres 2024“ erzählte Thomsen, der „leichte, langbeinige“ Braune sei ihm aufgefallen, weil er ihn „einfach mochte“. Die gemeinsame Zeit war allerdings kurz. Bereits wenige Monate, nachdem London seine Box in Großenwiehe bezogen hatte, schaute eine talentierte Vielseitigkeitsreiterin aus England auf der Suche nach einem Spitzenpferd bei Thomsen vorbei: Laura Collett. Laura und London, das passte.
Das war 2016. Heute stehen die beiden in einer Reihe mit Michael Jung und Chipmunk was die erfolgreichen Partnerschaften im Busch angeht. 2021 holten sie Mannschaftsgold bei den Olympischen Spielen in Tokio und wurden Neunte der Einzelwertung. 2023 wurde es wieder Mannschaftsgold, diesmal bei der EM in Haras du Pin. 2024 gewannen sie erneut olympisches Mannschaftsgold und dazu Bronze in der Einzelwertung. Dieses Jahr klappte es bei der EM in Blenheim nun endlich auch mit einem Einzeltitel, den die beiden sich schon so lange verdient hatten. Dazu haben die beiden diverse Fünf-Sterne-Erfolge vorzuweisen: Siege in Pau 2020, in Badminton 2022 und in Luhmühlen 2023, Platz drei in Luhmühlen 2025.





