
Lion d’Angers ist bereit und die deutschen Teilnehmer ebenfalls. Heute beginnt in Frankreich die WM der jungen Vielseitigkeitspferde 2025. Eine Vorstellung der deutschen Teilnehmer und ihrer bisherigen Ergebnisse.
Was für die Springreiter Lanaken ist und für die Dressurreiter Verden bzw. Ermelo ist für die Vielseitigkeitsreiter Lion d’Angers: der Ort, an dem die Champions von morgen zusammenkommen, an dem Nachwuchspferde gescoutet und Karrieren geschmiedet werden. Sam und ein Chipmunk waren hier ebenso am Start wie ein Opgun Louvo, ein Vassily de Lassos, ein Toledo de Kerser oder ein Lordships Graffalo – häufig übrigens nicht mit den Reitern, mit denen sie heutzutage in aller Munde sind.
Ob eines der Pferde, die dieses Jahr für Deutschland in Frankreich am Start sind, ebenfalls in die Weltspitze schafft, bleibt abzuwarten. Versuchen werden es zwei sechs- und sieben siebenjährige Buschtalente.
Sechsjährige
Die Sechsjährigen treten in Lion d’Angers im Rahmen eines CCI2* an, ausgeschrieben als CH-M-YH-CCI2*.
Für Deutschland sind dabei:
Chocorado mit Wiebke Jaspers
Chocorado ist ein OS-Wallach v. Conthargos aus einer Diarado-Graf Top-Mutter. Gezogen wurde er von Eva und Axel Hartmann, denen er auch noch gehört. Chocorado wurde von Anfang an von Wiebke Jaspers ausgebildet, konnte sich schon als Vierjähriger in Eignungsprüfungen für Geländepferde in Szene setzen.
2024 übernahm dann zwischenzeitlich das Ehepaar Leuwer die Ausbildung des Wallachs. Mit Ben Leuwer belegte er Platz vier beim Bundeschampionat.
Diese Saison hatte Wiebke Jaspers Chocorados Beritt wieder übernommen und wieder qualifizierten sie sich fürs Bundeschampionat. Nach Rang 23 in der Qualifikation hätten sie sich noch übers kleine Finale für die Entscheidung empfehlen können, doch Jaspers verzichtete. Dass es in Lion d’Angers ganz anders laufen kann, zeigen die internationalen Ergebnisse der beiden. Bei fünf Starts in 2025 waren sie dreimal siegreich und einmal sechste. Nur ein einziges Mal hatten sie einen Vorbeiläufer (und waren trotzdem beinahe in der Zeit) und nur ein einziges Mal fiel eine Stange im Parcours. Sonst waren sie sowohl im Cross als auch im Parcours stets fehlerfrei an den Hindernissen und innerhalb der erlaubten Zeit. Dazu kann Chocorado auch eine Dressur unter 30 Minuspunkten gehen.
Ajana mit Julia Krajewski
Konkurrenz bekommt Chocorado nicht zuletzt aus den eigenen Reihen. Olympiasiegerin Julia Krajewski gelang beim Bundeschampionat das Kunststück, die Siegerin, die Vize-Championesse und den Viertplatzierten zu stellen. Mit der Championesse will sie nun auch in Lion d’Angers aufs Podium.
Dabei handelt es sich um die DSP-Stute Ajana v. Karajan-C Trenton, gezogen von Eckhard Kögler für den DSP-Bereich Sachsen-Thüringen und im Besitz des Gestüts Fohlenhof, dem bekanntlich unter anderem auch Krajewskis Olympiasiegerin Amande de B’Neville sowie ihr derzeitiges Toppferd Nickel gehören, mit dem sie für die Weltmeisterschaften 2026 plant.
2025 war Ajanas erste Turniersaison und besser hätte es kaum laufen können. Die Stute avancierte zur Seriensiegerin Geländepferdeprüfungen. International war sie viermal am Start, war zweimal Zweite in einem CCI1*-Intro und einmal Siebte beim CCI2*-S in Hamm. Die Generalprobe für Lion d’Angers war der CCI2*-S in Strzegom. Ausgerechnet dort hatte die Stute dann zum ersten Mal einen Vorbeiläufer im Gelände. Aber es ist ja bekanntlich ein gutes Omen, wenn Generalproben nicht so klappen wie erhofft.
Siebenjährige
Die Siebenjährigen tragen ihre WM auf CCI3*-Niveau aus, also als CH-M-YH-CCI3*. Für Deutschland sind hier gleich sieben Paare am Start. Eine kleine Vorstellungsrunde.
Blaya d’Ha Z mit Antonia Baumgart
Bereits Anfang des Jahres hatte Antonia Baumgart gesagt, sie peile mit Blaya d’Ha Z die WM in Lion d’Angers an, wenn alles nach Plan läuft. Nun stehen sie auf der Teilnehmerliste.
Über ihren Vater Brunetti Z führt Blaya d’Ha Z Baloubet du Rouet-Blut auf der Vater-Seite, angepaart an eine Selle Français-Mutter. Die Stute ist zwar als Zangersheider Warmblut registriert, kam aber in Frankreich zur Welt, bei Hubert Doublet.
Seit 2023 ist sie mit Antonia Baumgart auf Turnieren im Einsatz. Als ausländisches Pferd kam das Bundeschampionat für sie nie infrage, aber sie gewann einige Schleifen in Spring- und Geländepferdeprüfungen. 2024 bestritten die beiden auch die ersten internationalen Turniere und hatten bei acht Turnierstarts im ersten Jahr nur einmal einen Hindernisfehler im Cross.
Zu Beginn der Saison hatten Baumgart und Blaya d’Ha Z sich bei Julia Krajewski und deren Lebensgefährten Pietro Roman in Italien auf die anstehenden Aufgaben vorbereitet. Das ging bereits mit mehreren Platzierungen los. Wieder daheim in Deutschland mussten sie in Münster zwar aufgeben, aber seither schnurrten die beiden nur so durchs Gelände. Der letzte Start vor Frankreich war der CCI3* in Langenhagen, wo sie mit ihrem Dressurergebnis von 32,9 Minuspunkten Fünfte wurden.
Call me Pucky mit Arne Bergendahl
Ausnahmsweise sitzt Arne Bergendahl nicht im Sattel eines selbstgezogenen Pferdes. Die westfälische Fuchsstute Call me Pucky ist über ihren Vater Crusoe eine Cornet Obolensky-Enkelin. Mütterlicherseits geht es weiter mit dem Vollblüter Lenz xx und einem westfälischen Stamm. Züchterisch verantwortlich zeichnet hier Maria Bruns.
In ihren ersten Tuniersaisons war Call me Pucky noch ausschließlich im Springparcours unterwegs. Eike Felix Thamm präsentierte sie 2022 und 2023 in Springpferdeprüfungen, ehe sie 2024 zu Arne Bergendahl kam und das Fach wechselte. Gleich in der ersten Saison konnten die beiden eine VL gewinnen und absolvierten erste internationale Starts. Inzwischen hat die Stute acht Geländestarts absolviert und hatte nicht einen Hindernisfehler – mal davon abgesehen, dass sie bei ihrem allerersten Start ihren Reiter verloren hatte und deshalb ausschied. Aber ansonsten kam sie immer an, oft sogar in der Zeit. Bei den letzten drei Turnieren sprang sie auch jedes Mal fehlerfrei. Auch für die beiden war Langenhagen die Generalprobe, die sie auf Rang acht beendeten.
Diacondiva mit Ann-Catrin Bierlein
Als WM-Viertplatzierte des Vorjahres dürften diese beiden zu den Mitfavoriten zählen. Diacondiva heißt mit vollem Namen Diacondiva FRH, ist also eine Hannoveraner Stute, deren sportliche Erfolge für würdig genug erachtet wurden, das „FRH“ tragen zu dürfen. Sie stammt ab von Diacontinus aus einer Sunlight xx-Gardeoffizier-Mutter. Johannes Hilmer ist der Züchter, die Familie Bierlein selbst Besitzer.
Seit sie fünfjährig ist geht Diacondiva Turniere und seitdem sitzt auch Ann-Catrin Bierlein in ihrem Sattel. Gleich die erste Geländepferdeprüfung war ein Sieg und dabei blieb es nicht.
Im Jahr darauf folgte der besagte vierte Platz bei der WM in Lion d’Angers mit einer fehlerfreien Geländerunde. Wäre im Parcours nicht doch noch ein Abwurf hinzugekommen, hätten sie Bronze gewonnen.
Die Saison 2025 begann mit einem Sieg im CCI2*-S von Luhmühlen. Auf Drei-Sterne-Niveau hatten die beiden bislang noch keine Top Ten-Platzierung – aber sie hatten 2024 auch keine auf Zwei-Sterne-Niveau und wurden trotzdem Vierte bei der WM.
Intouchable Tonic mit Julia Krajewski
Julia Krajewski dürfte eine der wenigen Ausbilderinnen sein, die sich auf die Fahnen schreiben können, zwei Olympiasieger in den Sport gebracht zu haben: Amande de B’Neville und Chipmunk, dem sie noch vor Erreichen des gemeinsamen Zenits an Michael Jung abgeben musste. Nicht jeder Spitzenreiter ist ein ebenso guter Ausbilder, Krajewski schon. Auch ihr Partner in Paris, Nickel, war „selbstgemacht“. Bei der WM hat sie nun zwei Eisen im Feuer, neben Ajana bei den Sechsjährigen, Intouchable Tonic bei den Siebenjährigen.
Der Braune ist ein Selle Français-Wallach aus der Zucht der S.c.e.a. Des Bois und entspringt dem direkten Mutterstamm von Kai Rüders einstigem Star Leprince des Bois v. Yarlands Summer Song. Leprince ist der Vollbruder der Mutter von Intouchable Tonic, die passenderweise auf den Namen Olympia hört. Mit Al Capone des Bois brachte sie zudem ein internationales Pferd, das mit dem deutschen Geländetrainer, Rodolphe Scherer, bis 2019 erfolgreich war.
Intouchable Tonics Vater, der anglo-arabische Schimmel Upsilon (der mit Canturo allerdings einen Holsteiner Vater hat), war selbst zweimal bei den Weltmeisterschaften der jungen Vielseitigkeitspferde am Start, wurde erst Fünfter und gewann dann Silber. 2017 vertrat er Frankreich bei der EM in Strzegom.
Rein abstammungsmäßig ist Intouchable Tonic Erfolg also in die Wiege gelegt. Seit Anfang 2023 gehört er Julia Krajewski gemeinsam mit Malte Plagmann und Wilhelm Dumrath. 2024 bestritten Krajewski und der Braune die ersten internationalen Vielseitigkeiten. Nachdem sie auf Intro-Niveau jedesmal null und in der Zeit waren, wagten sie sich in Luhmühlen an einen Zwei-Sterne-Kurs. Hier hatte der Wallach seinen ersten und bis dato einzigen Vorbeiläufer. In Arville löste er im August einmal ein Sicherheitssystem an einem Sprung aus. Ansonsten ist seine Geländebilanz tadellos und bislang hatte er auch nie mehr als einen Abwurf im Parcours.
MBF Senorita mit Sven Lux
MBF Senorita ist eine Vertreterin des Anglo-European Studbooks (AES) und kam bei Brian Flynn in Irland zur Welt. Seine Zucht ist dort recht bekannt und Senoritas Abtammung lässt in der Tat das Herz jedes Vielseitigkeitsfans höher schlagen.
Ihre Mutter Beca v. Fines xx ist nicht nur selbst im Sport gegangen, sie ist die Vollschwester von nicht weniger als vier CCI5* (damals noch 4*) Pferden, darunter der sensationelle Nereo von Andrew Nicholson, der unter anderem dreimal in Badminton und zweimal in Burghley siegreich war.
Senoritas Vater ist der selbst in Springen bis 1,60 Meter erfolgreiche Ramiro B, der wohl als einer der besten Vielseitigkeitsvererber der Gegenwart betrachtet werden kann.
Diese Senorita steht seit 2023 im Stall von Michael Jung, wo Sven Lux als Bereiter tätig ist. Nach den ersten Intro-Starts in 2023 ging es für Senorita eigentlich erst sechsjährig so richtig los mit dem Leben als Turnierpferd. Viermal präsentierte Lux sie bei CCI2*-S Events, jedesmal kamen sie ohne Hindernisfehler ins Ziel. Das änderte sich auch nicht, als noch ein Stern hinzu kam. Und zuletzt ist die Stute auch fehlerfrei durch den Parcours gesprungen. Auf diese Weise hat sie Anfang Oktober ihre Generalprobe, den CCI3*-S in Strzegom gewonnen.
Jungle Drum mit Kai-Steffen Meier
Kai-Steffen Meier ist ja inzwischen mehr als Trainer im Einsatz, unter anderem von seiner Frau, der Fünf-Sterne-Siegerin und Olympiareiterin Lara de Liederkerke-Meier, mit der zusammen er die Reitanlage Arville in Gesves, Belgien, betreibt. Die meisten ihrer Spitzenpferde züchtet die Familie de Liederkerke selbst. Jungle Drum ist allerdings eine Hannoveraner Stute aus der Zucht von Irene Tächl, die den französischen Topvererber Jaguar Mail an eine Contendro-Stute angepaart hat. Die Mutter ist eine Halbschwester zu keinem geringeren als Kaiser Johannsmanns Gralshüter, Landbeschäler in Westfalen, international auf höchstem Niveau erfolgreich im Parcours.
Jungle Drum war bereits letztes Jahr in Lion d’Angers am Start, da allerdings noch mit Lara de Liederkerke-Meier. Es war das letzte gemeinsame Turnier der beiden. Sie kamen mit einem Vorbeiläufer aus dem Gelände. Einen solchen hatte die Stute auch beim Start davor und danach, als sie erstmals mit Kai-Steffen Meier ging. Doch seither nie wieder. Auch für die beiden war Langenhagen das Vorbereitungsturnier, wo sie mit (Hindernis-)fehlerfreiem Gelände und einem Abwurf im Parcours Rang 36 belegten.
Hjoptimus mit Mathies Rüder
Hjoptimus ist ein Schwedischer Warmblüter und kam auch hier zur Welt. Camilla Ericson ist seine Züchterin, inzwischen gehört er aber den Familien Reemtsma und Rüder gemeinsam. Sein Vater ist Willem Greves sensationeller Holsteiner Hengst Carambole. Die Mutter ist eine Kannan-Tochter mit Vollblutstamm dahinter. Großmutter Smart Fair Lady v. Master Imp xx stellte unter anderem auch das Vier-Sterne-Pferd Cooley Bounce, das die Irin Alannah Kelly zu drei Nachwuchseuropameisterschaften begleitet hat und ihr dabei zweimal Mannschaftssilber sowie einmal Mannschafts- und einmal Einzelbronze bescherte.
Wie Jungle Drum kennt Hjoptimus das Gelände in Lion d’Angers bereits. Im vergangenen Jahr war er hier mit Christoffer Forsberg unter schwedischer Flagge im Einsatz und wurde Zwölfter.
Seit diesem Jahr geht der Wallach nun unter Mathies Rüder und das äußerst erfolgreich: sechs Starts, sechs Top Ten-Platzierungen und zuletzt in Mechtersen ein Sieg. Das war allerdings auf Zwei-Sterne-Niveau.
Ab morgen heißt es nun Daumen drücken in Lion d’Angers. Alle Infos zum Turnier gibt es auch unter mondialdulion.com





