
Noch nie hat ein Teilnehmer aus Portugal es geschafft, den Großen Preis der Landeshauptstadt beim Wiesbadener Pfingstturnier zu gewinnen. 2025 war es nun so weit. João Pedro Moreira und seinem wunderbaren Rappen Drosa Fürst Kennedy sei Dank.
Bereits im Grand Prix hatten João Pedro Moreira vom RFV Graf von Schmettow Eversael und sein zehnjähriger Oldenburger Hengst Drosa Fürst Kennedy ein Ausrufezeichen gesetzt. Mit 70,761 Prozent setzte der Fürsten-Look-Sohn aus der Zucht des Gestüts Lewitz sich mit seinem Ausbilder und Besitzer an die Spitze des Feldes. Hier mit 70,761 Prozent. Im Grand Prix Special konnten sie dann noch einen drauf setzen: 71,659 Prozent, Platz eins von allen fünf Richtern.
An zweiter Stelle reihte sich jeweils Dorothee Schneider mit First Romance ein. Im Grand Prix kam das Paar auf 69,891 Prozent, nachdem „Roman“ sich unter anderem nach der Trabtraversale nach links einmal kurz erschrocken hatte, einem Fehler in den auch nicht maximal durchgesprungenen Einerwechseln hatte und in der Linkspirouette den Galopprhythmus verlor. Im Grand Prix Special, wo der Württemberger Wallach v. Fürst Romancier in der Trabtour hinten nicht immer gleichmäßig fußte und Fehler in allen drei Serienwechseltouren hatte, wurden es 69,915 Prozent.
Der dritte Platz ging jeweils in die Schweiz, allerdings an unterschiedliche Paare. Im Grand Prix waren es Delia Eggenberger auf der einst von Nicole Wego-Engelmeyer mit aufsehenerregenden Runden in der Louisdor-Tour präsentierten Santa Maria, die sich die weiße Schleife sicherten (68,587). Im Special ging der dritte Platz an Charlotte Lenherr und Dettori (69,128).
Vom Bundeschampionat zum Sieg in Wiesbaden
2025 ist die zweite Grand Prix-Saison des bildschönen gekörten Rapphengstes Fürst Kennedy mit seinem Besitzer und Ausbilder João Pedro Moreira. Wiesbaden markierte die internationalen Grand Prix-Siege drei und vier, die ersten auf Vier-Sterne-Niveau. Vor ziemlich genau einem Jahr war er in Jardy (FRA) schon einmal CDI3*-siegreich gewesen. Die beiden wären für die Olympischen Spiele nominiert gewesen. Doch kurz einen Tag vor dem Grand Prix entwickelte Fürst Kennedy eine heftige Kolik und musste operiert werden. Den Rest der Saison erholte er sich von dem Eingriff und kehrte im März in Herning zurück ins Turniergeschehen.
Er und sein Reiter sind ein eingespieltes Team. Fürst Kennedy war zweijährig als sein in Lienen beheimateter Reiter ihn entdeckte. Er hat ihn selbst ausgebildet, nahm mit ihm fünf- und sechsjährig am Bundeschampionatsfinale teil und präsentiere ihn bei den Weltmeisterschaften der jungen Dressurpferde. Man könnte sagen, je älter Fürst Kennedy wurde, desto besser wurde er. Siebenjährig wurde er Vierter im Finale der Weltmeisterschaften der jungen Dressurpferde. Und wäre er nicht erstes Pferd des Starterfeldes gewesen, wäre er womöglich noch weiter vorne gelandet. Das war damals großes Kino – ein korrekt gerittenes Pferd mit drei überdurchschnittlichen Grundgangarten, noch dazu bildschön. Schon damals konnte man erahnen, dass die Klasse S nicht das Ende der Fahnenstange für den Oldenburger sein würde.
Als er dann den Einstieg in den Grand Prix-Sport geschafft hatte, wurde deutlich, dass er zudem ein großes Talent für Piaffe und Passage mitbringt, was altersentsprechend aber noch in der Entwicklung steht. Aber auch die Chefrichterin des Grand Prix Special, Dr. Evi Eisenhardt, sagte: „Es war insgesamt eine unheimlich fließende Prüfung. Fürst Kennedy ist ein Pferd mit drei richtig guten Grundgangarten, guten Verstärkungen und Wechseltouren. Die Piaffen dürfen sicher noch ein bisschen mehr auf der Stelle angelegt sein und noch elastischer werden, dann werden auch die Übergänge noch schöner.“ Ihre Prognose: „Dann kann dieses Pferd in den Bereich von 76 oder 78 Prozent vorstoßen.“
Grand Prix Kür
Nicht nur in der Special-Tour waren die Gäste aus der Schweiz erfolgreich. In der Grand Prix Kür-Tour holte Jessica Neuhauser im Sattel des einst von ihrem Trainer und Partner Uwe Schwanz ausgebildeten Rockson beide Male Platz eins, erst im Grand Prix mit 69,870 Prozent, dann in der Kür selbst mit 76,925 Prozent.
Zweite im Grand Prix waren die Louisdor-Preis-Dritten 2024, Shiva NRW und Nadine Plaster mit 69,022 Prozent. Über den dritten Platz (67,50) freuten sich Jennifer Buda und Daily Fun.
In der Kür waren es dann die Grand Prix-Vierten, Delia Eggenberger und ihr Fiderstep-Sohn Fairtrade, die sich mit 74,845 Prozent an die zweite Stelle setzen konnte. Nuno Velar und DSP Lisboa hielten auf Rang drei die portugiesische Fahne hoch.
Auch wenn der Schweizer Nationaltrainer Oliver Oelrich witzelte, das habe es in Wiesbaden noch nicht oft gegeben, dass zweimal hintereinander die Schweizer Nationalhymne gespielt wird, so ganz überraschend war der Erfolg von Neuhauser und ihrem 14-jährigen Dänen v. Rockefeller nicht. Schließlich waren die beiden im April auch beim Weltcup-Finale in Basel dabei gewesen. Und das, obwohl sie eigentlich erst seit kurzem ein Paar sind.
Rockson stammt aus dem Stall Helgstrand. Fünfjährig wurde er von Severo Jurado Lopez bei den Weltmeisterschaften der jungen Dressurpferde vorgestellt. Noch im selben Jahr wechselte er in deutschen Besitz. Uwe Schwanz förderte ihn dann bis Grand Prix. Doch im Sommer vergangenen Jahres verletzte der Ausbilder aus Bayern sich und Jessica Neuhauser übernahm den Beritt. Mit Erfolg, wie man sieht.
Das Saisonziel der Sieger beider Touren steht übrigens fest: die Europameisterschaften in Crozet.