Am heutigen Turnierfreitag war wieder Einiges los auf dem CHIO Aachen. Im Springen gab es unter anderem die rasante Jagdspringprüfung über Gräben und Wälle zu sehen, wie auch den hochkarätigen RWE Preis von Nordrhein-Westfalen. In der Disziplin Fahren gingen die Gespanne beim Vierspänner-Hindernisfahren auf die “Jagd um Punkte”. Im Dressurstadion schloss sich das beliebte Quadrillen-Championat dem 4*-Grand Prix Spécial an. Und auch die Vielseitigkeitsreiter starteten mit den ersten beiden Teilprüfungen des SAP-Cups ins Turnier.
Dabei waren die rheinischen Teilnehmerinnen und Teilnehmer in nahezu allen Disziplinen erfolgreich und konnten insgesamt fünf vordere Platzierungen für ihren Landesverband holen. Allen voran Isabell Werth, die nach ihrem gestrigen Doppelsieg mit Wendy de Fontaine auch heute im Viereck zu überzeugen wusste. Mit DSP Quantaz zeigte sie eine gelungene Vorstellung im Grand Prix Spécial, die nur von Charlotte Fry und Glamourdale überboten werden konnte. Die Britin und ihr beeindruckender, niederländischer Hengst – ein 13-jähriger Sohn des Lord Leatherdale – überragten mit ihrem Auftritt alle Konkurrenz und setzten sich mit 80,107 Prozent deutlich an die Spitze des Starterfeldes im Preis der Soers. Glatte 75 Prozent vergaben die Richter hingegen für den Ritt von Isabell Werth auf ihrem 14-jährigen Quaterback-Nachkommen. Platz drei erritten sich Frederic Wandres und Duke of Britain FRH mit 73,128 Prozent. Der aus der britischen Hannoveranerlinie stammende Wallach von Dimaggio, 2007 geboren, und sein Reiter komplettierten zu Recht das Siegertreppchen, das sich damit übrigens genauso zusammensetzte, wie schon im Grand Prix am Mittwoch. Auch hier waren es die Doppel-Weltmeister Charlotte Fry und Glamourdale gewesen, die als Einzige die 80 Prozent-Marke knackten. Ein Erfolg, den sie heute nach einer Gänsehaut-Vorstellung wiederholen konnten.
Doch neben dem Duell der britischen und der deutschen Dressur-Queen gab es im Deutsche Bank Stadion auch den Preis der Liselott und Klaus Rheinberger Stiftung, eine Junge Reiter Dressurprüfung, zu sehen. In dieser siegte Lana Pinou Baumgürtel mit Zinq Emma FH, einer westfälisch gezogenen Stute, und machte sich damit wohl selbst das schönste Geburtstagsgeschenk. Die talentierte Reiterin und ihre zehnjährige Tochter des Escolar konnten in der eindrucksvollen Aachener Kulisse punkten und mit 70,823 Prozent die Goldschleife an sich nehmen. Das erste Mal in Aachen, die erste Junge Reiter-Saison und ein Sieg zum Geburtstag – Lana Pinou Baumgürtel hatte heute wahrlich allen Grund, zu feiern! Dicht dahinter platzierte sich die Australierin Kate Kyros mit 70,176 Prozent. Sie hatte den elfjährigen KWPN-Hengst Intro K gesattelt, der von Apache abstammt. Zu Platz drei trabten Sophia Ludvigsen und Blue Hors Touch of Olympic L, am Start für Dänemark. Der Hengst, der auch aus dänischer Zucht stammt, ist ein 2014 geborener Sohn des Blue Hors Don Olymbrio und verhalf seiner Reiterin zu 69,765 Prozent.
Im Dressurviereck beweisen mussten sich auch die Vielseitigkeitsreiter zum Auftakt des diesjährigen SAP-Cups. Die erste Teilprüfung dieser CCIO4*-Wertung konnte Michael Jung für sich entscheiden. Gemeinsam mit fischerChipmunk FRH, seinem 16 Jahre alten Hannoveraner von Contendro, erzielte er ein sensationelles Ergebnis von 22,50 Minuspunkten. Ebenfalls hervorragend unterwegs waren Julia Krajewski und Nickel, ihr zehnjähriger Holsteiner. Im Sattel des Numero Uno-Sohns sicherte sich die erfahrene Reiterin mit 23,90 Minuspunkten den zweiten Platz. Platz drei ging an Emily King und damit Großbritannien. 28,00 Minuspunkte lautete das Ergebnis für sie und ihren französisch gezogenen Wallach Valmy Biats von Orlando.
In der zweiten Teilprüfung, dem Springen, wurden die Karten am Nachmittag allerdings noch einmal neu gemischt. Hier setzte sich James Alliston aus den USA an die Spitze des hochrangigen Klassements. Null Fehler und die Bestzeit von 82,20 Sekunden brachte er mit seiner zehnjährigen Stute namens Karma über die Ziellinie. Die Silberschleife wurde vergeben an Carla Brunner und Brookwood Supersable, eine neunjährige Stute. Das für die Schweiz startende Paar blieb ebenfalls fehlerfrei und schaffte eine Zeit von 83,26 Sekunden. Nur unweit langsamer waren Hallie Coon und Cute Girl, die unter der Flagge der USA Dritte wurden. Die 2014 geborene Stute und ihre Reiterin ließen sich keine Springfehler zu Schulden kommen und brauchten insgesamt 83,76 Sekunden für den Parcours. Diesen konnte auch Calvin Böckmann mit einer tollen Leistung abschließen, nachdem er in der Dressur mit dem zwölften Rang zwar knapp eine Top Ten-Platzierung verpasste, aber dennoch ein ordentliches Ergebnis vorlegte. Im Springen packte der rheinische Reiter, startend für den Reitclub Bergerhof, dann aber nochmal eine Schippe obendrauf und platzierte sich strafpunktfrei mit 84,51 Sekunden auf Rang fünf. Er hatte übrigens The Phantom Of The Opera mit nach Aachen gebracht, eine 2011 geborene Holsteiner-Tochter des Quo Vados. Auch im Zwischenstand nach Dressur und Springen findet sich Calvin Böckmann in der Riege der zehn Besten von insgesamt 45 Startern wieder. Hier belegt er vorläufig den neunten Platz.
Im NetAachen-Preis, einer Junge Reiter Springprüfung auf CSI1*-Niveau, war wiederum Tony Stormanns für das Rheinland erfolgreich. Der für den Eschweiler Pferdesportverein startende Reiter belegte Rang sieben nach einer fehlerfreien Runde in 73,12 Sekunden. Sein vierbeiniger Sportpartner war Donjon d’Asschaut, ein französisch abstammender Wallach von Vigo Cece, 2013 geboren. Direkt dahinter platzierte sich mit Geneviere Meyer seine Vereinskollegin, die zwar Amerikanerin ist, aber somit ebenfalls für einen rheinischen Verein startet. Sie hatte das belgische Warmblut Miles, einen 2012 geborenen Wallach von Emerald, gesattelt und blieb mit ihm fehlerfrei in 73,79 Sekunden. Der Sieg in dieser Prüfung ging an den Niederländer Siebe Leemans mit Karamella, der die schnellste Zeit von 68,17 Sekunden holte und natürlich ebenfalls ohne Fehler blieb. Damit vergoldete der Nachwuchsreiter sogleich seinen ersten Start in Aachen. Platz zwei wurde es für Tom Wachmann, Irland, und Obora’s Laura mit null Fehlern bei 69,57 Sekunden. Der dritte Platz ging ebenfalls an die Niederlande, genauer gesagt an Skye Morssinkhof und Oui Da d’Emma (0 Fehler/70,53 Sekunden).
Den nächsten großartigen Erfolg verzeichnete das Rheinland im RWE Preis von Nordrhein-Westfalen, einer hochkarätigen CSIO5*-Springprüfung mit Stechen. Hier ging der Schweizer Martin Fuchs als Sieger hervor, nachdem er im Sattel von Commissar Pezi das Bestergebnis holte. Zwei Nullfehler-Ritte und 43,06 Sekunden erbrachten dem Routinier aus der Eidgenossenschaft und seinem elfjährigen Hannoveraner von Commissario die Goldschleife in diesem hochdotierten Preis – und damit tatsächlich auch den ersten Einzelsieg in der Soers. Zu Platz zwei sprangen Lorenzo de Luca und Denver de Talma aus Italien. Der gleichaltrige Wallach mit französischem Blut von Vigo Cece schenkte seinem Reiter ebenso zwei Nullrunden und eine starke Zeit von 44,35 Sekunden. Platz drei auf dem Podest erklomm Patrick Stühlmeyer, welcher Drako de Maugre gesattelt hatte. Der Hengst aus der französischen Zucht (Vater Messenger) war ebenfalls elf Jahre alt und sprang ohne Fehler zu 44,52 Sekunden. Auf dem Rücken von Iron Dames Cala Mandia NRW, einer 2013 geborenen Westfalenstute, konnte außerdem Katrin Eckermann heute an ihre vorherigen Erfolge anknüpfen. Die für den Reitverein Kranenburg und Umgebung startende Reiterin und ihre vermögende Capistrano-Tochter kamen mit weißer Weste ins Stechen – für das sich nur zehn Starterpaare qualifizierten. Hier mussten die beiden jedoch vier Strafpunkte in Kauf nehmen, sodass sie bei einer Zeit von 47,96 Sekunden aber dennoch einen schönen achten Platz in diesem starken Starterfeld belegten.
Zuvor hatte mit dem VBR-Preis eine andere CSIO5*-Springprüfung im Hauptstadion stattgefunden. Die Ehrenrunde anführen durfte hier der Belgier Koen Vereecke, nachdem er in beiden Phasen dieses Springens fehlerfrei geblieben war und sich eine top Zeit von 27,64 Sekunden sicherte. Er setzte dabei auf die belgische Warmblutstute Oilily de Muze, 2014 geboren und abstammend von Vigo D Arsouilles. In seinem dritten Jahr in Aachen, freute er sich sichtlich über seinen ersten Sieg beim Weltfest des Pferdesports. Zweiter wurde Philipp Weishaupt mit Mescorial PS, einem ebenfalls zehnjährigen Hannoveraner von Messenger. Das Paar blieb ohne Fehler bei 28,39 Sekunden. Auf Rang drei fand sich Romain Duguet aus der Schweiz wieder, der die zwölfjährige Stawita PS, eine Stakkatol-Tochter aus der Oldenburger Sportpferdezucht, durch den Parcours pilotierte – und zwar strafpunktfrei in 29,13 Sekunden.
Mit einem rasanten Prüfungshighlight ging der heutige Turniertag schließlich weiter: Der Jagdspringprüfung über Gräben und Wälle. Den Sieg für sich verbuchen konnte hier Richard Vogel, der schon an den Tagen zuvor von Erfolg zu Erfolg sprang. Mit Phenyo van het Keysersbos, einem belgischen Hengst von Coridon aus dem Jahr 2015, lieferte er eine beeindruckend geschickte und schnelle Runde, durch die er deutlichen Abstand zwischen sich und die internationale Konkurrenz brachte. 61,21 Sekunden bedeuteten das eindeutige Bestergebnis im Feinkost Käfer-Preis, der nicht nur bei Reitern und Pferden, sondern auch beim Publikum für Begeisterung sorgte. Mit 64,17 Sekunden reichte der ebenfalls gelungene Ritt des Iren Cian O’Connor bei Weitem nicht an das Ergebnis von Richard Vogel heran. Platz zwei also für den frisch gebackenen Nationenpreissieger und Fox Chapel, eine französisch abstammende Stute von Calvaro F.C., geboren 2014. Mit dem dritten Platz belohnt wurden Philip Rüping und der Hannoveraner For Dilando PS. Der acht Jahre junge Wallach wusste sich in dieser CSIO5*-Prüfung eindrucksvoll zu behaupten und blieb ohne Fehler. Auch zeitlich gesehen machten es der For Pleasure-Nachkomme und sein Reiter durchaus spannend: Mit 64,29 Sekunden waren sie dem zweitplatzierten Paar dicht auf den Fersen.
Spannend ging es aber auch im Fahrstadion zu, und zwar beim Vierspänner-Hindernisfahren und der “Jagd um Punkte”. Denn die CAIO4* -Prüfung ist eine Kegelfahrprüfung der besonderen Art. Die Fahrer können in einer vorgegebenen Zeit frei wählen, welche Hindernisse sie wann anfahren und dabei möglichst viele Punkte sammeln. Je schwieriger das jeweilige Hindernis, desto höher fällt die Punktzahl aus, wenn es erfolgreich absolviert wird. Der Starter mit den meisten Punkten war in diesem Jahr der Australier Boyd Exell. Insgesamt 1900 Punkte fuhr er mit Celviro, Checkmate, Hero und Ivor an den Leinen ein. Der zweite Platz ging an Bram Chardon aus den Niederlanden. Er hatte Generaal, Idool N, James Bond und Juventus angespannt und holte mit ihnen 1840 Punkte. Rang drei sicherte sich der Schweizer Jérôme Voutaz mit seinen Pferden Flower de Gessenay, Leon, Lune de la Vielle Fontaine und Valerio. Das Gespann brachte es auf insgesamt 1820 Punkte.
Fotos: Rebecca Thamm, Luisa Poose, Leonie Minten