
Das Vielseitigkeitsturnier in Strzegom mit seinen vielfältigen Startmöglichkeiten ist stets ein beliebtes Ziel der deutschen Buschreiter. So auch am vergangenen Wochenende beim October Festival, wo es einige neue Pferde und manche Empfehlung für höhere Aufgaben zu sehen gab.
CCI4*-L – diverse neue Championatspferde
Für einige deutsche Paare war die lange Vier-Sterne-Prüfung die Chance, sich zum Ende der Saison ein Qualifikationsergebnis für einen potenziellen Championatsstart zu sichern. Das gelang in souveräner Manier z.B. Julia Krajewski und ihrem elfjährigen Iren Tullabeg Platinum. Bis letztes Jahr hatte Jan Matthias den Rappen v. Dignified van’t Zorgvliet im Busch geritten. Krajewski sitzt seit dieser Saison in seinem Sattel. Ihre erste lange Vier-Sterne-Prüfung beendeten sie mit 35,9 Minuspunkten (30,7 aus der Dressur, 5,2 für die Zeit aus dem Cross) an dritter Stelle. Damit hat Julia Krajewski neben ihrem Olympiapferd Nickel einen weiteren Championatskandidaten im Stall.
Nickel stellte sie in Strzegom ebenfalls vor, lieferte das beste Dressurergebnis von 27,4 Minuspunkten, ließ sich im Gelände jedoch Zeit, so dass sie am Ende mit 43,8 Minuspunkten Rang neun belegten.
Auch Michael Jung präsentierte einen Yougster mit Championatspotenzial: den neunjährigen polnischen Wallach Fischersolution II. Nach der Dressur lagen die beiden mit 29,2 Minuspunkten an vierter Stelle. Im Cross kamen 4,4 Zeitfehler hinzu, im Parcours ein Abwurf. Das bedeutete Rang fünf mit 37,6 Minuspunkten.
Einen super Auftritt hatte mit dem Deutschen U25-Meister Brandon Schäfer-Gehrau auf seiner zehnjährigen Hannoveraner Viscount-Tochter Very Special auch ein Paar aus dem Rheinland. Die beiden hatten im vergangenen Jahr in Boekelo versucht, ihr CCI4*-L Ergebnis zu bekommen, mussten im Gelände aber aufgeben. Dafür klappte es nun. Zu ihren 33,8 Minuspunkten aus dem Viereck kamen lediglich 5,6 Zeitfehler im Cross hinzu. Machte 39,4 Minuspunkte insgesamt und damit ein toller sechster Platz noch vor dem Olympia-Silber- und Bronzepaar von Tokio, Vassily de Lassos unter Andrew Hoy (40,3). Für den Reiter wie auch für seine Stute war dies die erste Vier-Sterne-Langprüfung, die sie beenden konnten.
Calvin Böckmann ritt seine langjährige Erfolgspartnerin Altair de la Cense in der Vier-Sterne-Langprüfung und wurde mit 40,7 Minuspunkten (Dressurergebnis plus 9,6 Zeitfehler im Gelände) Achter vor Julia Krajewski und Nickel.
Die Plätze eins und zwei der Prüfung gingen übrigens nach Neuseeland dank Samantha Lissington mit dem neunjährigen Finnen Lucas Stone (29,9) und der Diarado-Tochter Delarado (34,0).
CCI4*-S – neue Vier-Sterne-Pferde auf dem Rodderberg
Auch die Vier-Sterne-Kurzprüfung ging an eine Reiterin aus Übersee: Olivia Barton aus Australien im Sattel ihrer zwölfjährigen australischen Stute Hollyander HG, die Hannoveraner Vorfahren hat. 46,4 Minuspunkten reichten für den Sieg vor dem Finnen Axel Lindberg auf der Qualito-Tochter Quelle Bonne (48,6) und Emma Brüssau mit Dark Desire GS als bestem Deutschen Paar (55,6).
Weitere Deutsche unter den Top Ten waren Rebecca-Juana Gerken mit Fame an fünfter Stelle (56,9) und Pia Leuwer im Sattel ihrer erst achtjährigen Hanami an achter Stelle (66,5). Für die ehemalige Bundeschampionatsfinalistin war es das erste Vier-Sterne-Ergebnis. Genannt war sie zwar bereits für einen Start im August in Luhmühlen, doch hier zog Leuwer vor dem Gelände zurück. Nun in Strzegom beendeten sie den Cross ohne Hindernis-, lediglich mit Zeitfehlern und hatten im Parcours einen Abwurf sowie 1,2 Zeitstrafpunkte.
„Wir haben zwei neue 4*-Pferde“, jubelten Pia und Ben Leuwer in ihrer Instagram-Story. Denn neben Hanami hat auch der ebenfalls erst achtjährige Holsteiner Wallach Zuccini MN sein erstes Vier-Sterne-Ergebnis in der Tasche. Nach Dressur und Springen lagen die beiden an zweiter Stelle, im Gelände hatten sie dann einmal 20 Strafpunkte für Verweigerung plus Zeitfehler. Aber sie konnten die Prüfung beenden, und zwar auf Platz 13.
Für ein deutsches Top Ten-Ergebnis hatten auch Carla Hanser und ihre Holsteiner Stute Castagnola gesorgt. Mit 67 Minuspunkten wurden sie Neunte.
CCI3*-L
Die Plätze eins bis sechs der langen Drei-Sterne-Prüfung waren mit deutschen Reitern auf ihren Nachwuchspferden besetzt. An der Spitze standen Michael Jung und der neunjährige polnische Fuchs Safran, die ihr Dressurergebnis von 30,5 Minuspunkten ins Ziel brachten.
Jérôme Robiné und sein achtjähriger OS-Wallach Thorsten v. Thagoras waren im Viereck sogar noch ein bisschen besser (30,1), kassierten im Gelände aber zwei Zeitfehler, Rang zwei.
Dahinter platzierte Michael Jung sein zweites Eisen im Feuer, die achtjährige Hannoveraner Stute Perseverance Funky Famous Flamborghini v. Szenario, die er erst seit wenigen Monaten unter dem Sattel hat (34,3).
Calvin Böckmann ritt Vorjahresbundeschampion Kasparow (v. Karajan) auf den vierten Platz. Sie hatten eine tolle Dressur (29,8, zweitbestes Ergebnis), eine schnelle Runde im Gelände (1,2 Minuspunkte) und einen Abwurf im Parcours.
Platz fünf ging an die frisch gebackenen Deutschen Amateur-Meister Sophie Vogg und Guy de Beauvallon (36,2). Dahinter reihten sich Anna Siemer und Zacky Zack ein. Der achtjährige Zack-Sohn hatte auf dem Viereck seinem Vater Ehre gemacht und mit 29,7 Minuspunkten das beste Dressurergebnis geliefert. Dazu kamen lediglich sieben Zeitfehler im Gelände.
Als Zehnte konnte auch Alina Dibowski auf Comaan sich über eine Top Ten-Platzierung freuen. Die Kölnerin Charlotte von Buttlar war mit ihrem Holsteiner Cascadello-Sohn Casiraghi zwölftbestes Paar der Prüfung mit 25 Teilnehmern, von denen allerdings nicht alle ins Gelände gegangen waren.
CCI3*-S
Die kurze CCI3*-Prüfung war ebenfalls fest in deutscher Hand. Sven Lux setzte sich auf der siebenjährigen Anglo-European Studbook-Vertreterin MBF Señorita v. Ramiro B mit 38,1 Minuspunkten gegen Sophie Leube auf dem Trakehner Wallach Isselhooks Asaro TSF v. Hirtentanz (38,4) durch. Dritte wurde Johanna Marloh mit der Hannoveraner Stute Crazy Carlotta (38,5), gefolgt von Konstantin Harting auf Caspara, Holsteiner Caspar-Tochter (Berlin) mit 38,7 Minuspunkten.
Und auch die Plätze dahinter gingen nach Deutschland dank Hedda Vogler auf Niagara de Champenotte (39,1) und Faye Füllgräbe-Jung im Sattel ihres Ignatz H (39,8). Mit der Holsteiner Big Star-Tochter Botswana hatte Konstantin Hartin noch ein zweites Eisen im Feuer. Allein im Gelände fügten sie ihrem Dressurergebnis Zeitfehler hinzu und beendeten die Prüfung mit 40,6 Minuspunkten als Achte.
CCI2*-S – Generalprobe und Erstauftritte
Ingrid Klimke nutzte den CCI2*-S als Generalprobe für die Weltmeisterschaften der jungen Vielseitigkeitspferde, wo sie die siebenjährige Carridam-Tochter Candy vorstellen will. Die ist bereit, wie sie mit einem Start-Ziel-Sieg demonstrierte. Schon auf dem Dressurviereck erzielten die beiden mit 25,7 Minuspunkten das Bestergebnis. Dabei beließen sie es sowohl in Sachen Punktestand als auch hinsichtlich des Bestergebnisses. Rang zwei sicherten sich – ebenfalls mit Dressurergebnis – Julia Krajewski und Ero de Cantraie, ihr Deutscher Meister von vor zwei Jahren, der länger pausiert hatte, sich in Strzegom aber topfit präsentierte.
Hinter dem in Deutschland ansässigen Italiener Pietro Grandis auf der sechsjährigen Holsteiner Stute Libelle v. Lexicon (29,0) landete Christoph Wahler im Sattel eines neuen Pferdes, dem Selle Français-Wallach Gainsbourg de Bedon. Der neunjährige Mylord Carthago-Sohn war von dem Franzosen Stephane Landois in den Sport gebracht worden, hatte mit ihm siebenjährig die Weltmeisterschaften der jungen Vielseitigkeitspferde bestritten und war dieses Jahr ohne Hindernisfehler durch den Cross des CHIO Aachen gekommen. Dies war das erste Turnier mit Mannschaftsweltmeister Wahler und sie beendeten es mit ihrem Dressurergebnis von 29,4 Minuspunkten auf dem vierten Platz. Das sieht nach dem Beginn einer großen Freundschaft aus.
Die verbindet Julia Krajewski und die siebenjährige Upsilon-Tochter Indian Tonic – auch sie ein Selle Français – schon etwas länger. Sie waren auch schon auf Drei-Sterne-Niveau erfolgreich, diesmal wurde es Rang fünf (33,3).
Der siebte Platz ging an den EM-Vierten Calvin Böckmann, der ebenfalls ein hoch interessantes junges Pferd vorstellte: Bubine P, eine siebenjährige Brandenburger DSP-Stute aus der erfolgreichen Zucht der Pietscher GbR. Für die Stute war es der erste Zwei-Sterne-Start. Sie ist eine Tochter des Bubalu VDL, der mit Jur Vrieling unter anderem Mannschaftsgold bei den Weltreiterspielen 2014 und Silber bei den Olympischen Spielen 2012 geholt hatte. Vor allem aber ist der Mutterstamm von Bubine interessant. Die direkte Mutter Van Hera P v. Verdi ging mit Ingrid Klimke im internationalen Sport. Aus deren Mutter Hera v. Heraldik xx stammte unter anderem Klimkes Jungpferdeweltmeisterin Asha P, deren Karriere aufgrund einer Verletzung ein vorzeitiges Ende nahm, sowie deren gekörter Vollbruder Araldik.
Mit Brandon Schäfer-Gehrau schaffte es noch ein weiterer Reiter aus dem Rheinland unter die Top Ten der Prüfung. Er ritt die achtjährige belgische Diamant de Semilly-Tochter Perseverance Diamant d’Elle de Ravel mit 38,3 Minuspunkten (31,9 in der Dressur, ein Abwurf im Springen, 2,4 Zeitfehler im Cross) auf den zehnten Platz.
Sonstige Ergebnisse fürs Rheinland
Die CCI1*-Intro Prüfung entschied Ben Leuwer mit dem elfjährigen Zangersheider Wallach Perseverance Great Warrior für sich. Es war der dritte internationale Auftritt für die beiden und sie konnten sich von Prüfung zu Prüfung steigern. Diesmal siegten sie mit ihrem Dressurergebnis von 27,8 Minuspunkten.
Josephine Schnaufer-Völkel ritt ihren sechsjährigen Westfalen Chedi in der gleichen Prüfung auf Rang vier (31,1). Brandon Schäfer-Gehrau konnte sich mit Perseverance Sheer Magic an zehnter Stelle behaupten.
Dazwischen sorgten Marlene Mauss auf Gwendolyn BB, Sven Lux mit Celebration und Justus von Paepcke im Sattel von Carjatan S auf den Plätzen sechs, sieben und acht für weitere deutsche Top Ten Platzierungen. Bei Carjatan S handelt es sich um jenen Holsteiner Schimmel, mit dem Christoph Wahler unter anderem Mannschaftsweltmeister geworden war und den er nach den Olympischen Spielen 2024 in „Aktiv-Rente“ zur Familie von Paepcke geschickt hatte.





