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StuteJungzüchter

Start in die Zucht

Selbst wenn man seit Jahren fest im Sattel sitzt, erscheint die Pferdezucht doch als Buch mit sieben Siegeln. Wir haben beim Rheinischen Stammbuch auf Schloss Wickrath nachgefragt, was man beachten muss, wenn man sich den Traum vom eigenen Fohlen erfüllen möchte.

In der Pferde- und Ponywelt gibt es beinahe unzählige Rassen – für jeden Geschmack, jedes Einsatzgebiet und jede Disziplin findet sich eine Pferderasse, die als besonders geeignet gilt. Das Rheinische Pferdestammbuch e.V. betreut eine Vielzahl dieser Rassen, registriert die Fohlen, unterstützt die Züchter und beaufsichtigt die Einhaltung der jeweiligen Vorgaben aus den Zuchtprogrammen. Hat man sich dazu entschlossen, ein Fohlen einer Pferderasse zu ziehen, die vom rheinischen Verband geführt wird, steht das Team des Rheinischen Pferdestammbuch dem neuen Züchter mit Rat und Tat bei den weiteren Schritten zur Seite.

Zuerst muss man Mitglied im Zuchtverband werden, um als eingetragener Züchter zu gelten. „Für diesen Schritt muss man aber nicht zwingend eine Zuchtstute besitzen“, erklärt Jörg Zahn, der Vorsitzende des Rheinischen Pferdestammbuch auf Schloss Wickrath. „Solange man noch nicht züchtet, gilt man als passives Mitglied. Als diese werden auch Züchter betitelt, die ihre Zucht eingestellt haben, aber trotzdem dem Stammbuch treu bleiben“, so Zahn. „Darüber hinaus stehen wir Neuzüchtern, die eine Zuchtstute suchen, in beratender Funktion zur Seite und stellen Kontakte her.“

Vor dem Start in die Zucht muss die Stute in das Stutbuch eintragen werden. Hierfür wird in der Regel eine Stutenschau genutzt, bei der ein Richtergremium die Anwärterin benotet und als offizielle Zuchtstute ins Stutbuch einträgt. Foto: Juliane Körner

Ob nun das eigene Reitpferd eine zweite Karriere als Zuchtstute einschlagen soll, oder ob extra dafür eine Stute gekauft wird, um den nächsten Schritt kommt man nicht herum: die Stute muss in das Stutbuch eintragen werden. Hierfür wird in der Regel eine Stutenschau genutzt, bei der ein Richtergremium die Anwärterin benotet und als offizielle Zuchtstute ins Stutbuch einträgt. Die Zuchtstute kann übrigens in mehreren Verbänden gleichzeitig eintragen werden, da diese Eintragung nicht mit der Registrierung als Fohlen zu verwechseln ist. Doch man muss zum Eintragen nicht unbedingt den eigenen Hof verlassen: „Im Rheinland haben wird den Vorteil, dass uns mehrere Kreistierzuchtberater zur Seite stehen, was Deutschlandweit einzigartig ist. Der Pferdebesitzer muss nicht zwingend mit seiner Stute auf eine Show fahren, um sie eintragen zu lassen. Der Kreistierzuchtberater fährt gegebenenfalls raus und nimmt die Zuchtstute auf“, erzählt Jörg Zahn.

Dieses Prozedere gehört auch zu dem Aufgabenbereich von Dana Leske, der Zuchtleiterin des Rheinischen Pferdestammbuches: „Zuerst einmal ist es wichtig, dass es sich um eine Stute handelt, dessen Rasse wir betreuen oder die als Veredler für eine unserer Rassen zugelassen ist“, erläutert Dana Leske. „Die potenzielle Zuchtstute muss die Kriterien der jeweiligen Rasse erfüllen, was in erster Linie das Exterieur betrifft. Nur in Ausnahmefällen, beispielsweise bei den Islandpferden und den Aegiedienberger müssen die Stuten, um in das Stutbuch 1 aufgenommen zu werden, eine Leistungsprüfung unter dem Sattel oder eine Materialprüfung bestanden haben“, fügt Leske erklärend hinzu.

Interesse an der Zucht, aber eine eigene Zuchtstute liegt noch in weiter Ferne? Wer beim Rheinischen Pferdestammbuch mittendrin im Geschehen dabei sein will, kann den Jungzüchtern beitreten.

Die Jungzüchter sind ein wichtiger Bestandteil der rheinischen Pferdezucht und tragen zum Fortbestand der Züchterschaft bei. Es handelt sich um junge Leute zwischen 10 und 30 Jahren, die sich für Pferdezucht und Haltung, Reiten und den Umgang mit Pferden und Ponys interessieren, aber keine Züchterkinder sein müssen. Sie erhalten durch den Zuchtverband eine Grundausbildung, die nach und nach vervollständigt wird, mit Allem, was mit dem Pferd zu tun hat. Wissen über Pferdesport, -zucht, -fütterung und -haltung sowie Information über die Strukturen der Züchtervereinigungen zählen hierzu ebenso wie die Praxis. Die Jungzüchter lernen von der Pike auf, wie die Pferde frisiert und optimal herausgebracht werden. Dazu gehört auch das Vormustern auf der Dreiecksbahn, das Freispringen und die Pferdebeurteilung. Die Jungzüchter führen auf ihren Kreisschauen auch Jungzüchterwettbewerbe durch. Es werden dann von dort aus oder zentral von Wickrath Fortbildungen, Ausflüge zu Gestüten, Hengststationen oder zu großen Pferdesportveranstaltungen organisiert. Die Kreispferdeschauen werden ebenso von den Jungzüchtern mitgestaltet wie die großen Veranstaltungen des Verbandes, wie Körungen und Stutenleistungsschauen. Ausführliche Informationen unter: www.pferdezucht-rheinland.de/verband/jungzuechter

Ist die Mission ‚Eintragung‘ geglückt, kann die Suche nach dem passenden Hengst starten. Der sogenannte Hengstverteilungsplan ist auf der Homepage des Rheinischen Pferdestammbuchs zu finden und zeigt immer die aktuell beim Verband geführten Deckhengste an. Hier lohnt es sich in jedem Fall, die Beratung des Zuchtverbands in Anspruch zu nehmen.  „Wir bieten Neuzüchtern, aber auch treuen Kunden gerne eine ausführliche Beratung an und sprechen eine Empfehlung aus“, erklärt Jörg Zahn. „Zudem können wir in unserem System überprüfen, aus welcher Anpaarung welche Nachkommen entstanden sind. Deren Erfolge in Sport oder Zucht sind dort auch detailliert aufgelistet. Aber nur als Zuchtverband hat man Zugriff auf solche Datenbänke, die viel ausführlicher sind als die gängigen Portale.“

Die Beratung stützt sich aber nicht nur auf den Stammbaum, sondern kann auf Wunsch gerne durch Fotos oder Videos ergänzt werden, damit sich das Team auf Schloss Wickrath einen besseren Eindruck über die Zuchtstute verschaffen kann. Neben dem Beratungsgespräch am Telefon, bietet das Rheinische Pferdestammbuch auch Beratung auf dem heimischen Hof an, wenn die Entfernung nicht zu groß ist.

Was will ich züchten?

„Bei den Züchtern, die ich betreue, fahre ich auch sehr oft raus und  gucke ich mir die Stute vor Ort an“, erzählt Alexander Thoenes, der Zuchtberater der Abteilung B und Kommissionsmitglied. „Ich beurteile dann das Pferd nicht nur in Hinsicht auf das Exterieur, sondern lasse sie mir auch in allen Gangarten vorführen“, fährt Thoenes fort. Darüber hinaus sind auch alle anderen Informationen wichtig: „Hat die Stute schon einmal ein Fohlen bekommen? Ist sie geritten worden? Hat sie vielleicht auch sportliche Erfolge?“, zählt Thoenes die Eckdaten auf. Der Züchter sollte sich aber über einen Punkt schon im Vorfeld Gedanken machen: „Meine erste Frage lautet immer: Was wollen Sie züchten? Möchte man das Zuchtprodukt für sich selbst oder möchte man das potenzielle Fohlen für den Markt züchten? Wenn der Züchter das Fohlen auf dem Fohlenmarkt verkaufen möchte, ist ihm natürlich wichtig, dass das Fohlen direkt durch eine unheimlich hohe Bewegungsqualität besticht. Andererseits gibt es Pferde, die erst unter dem Sattel ihre Qualität zeigen. Dafür ist beispielsweise das De Niro-Blut sehr bekannt, da sie oft als Fohlen gar nicht so auffallen, sich später aber sehr oft im Grand Prix-Sport beweisen“, führt Alexander Thoenes ein bekanntes Beispiel an. „Es gibt auch Züchter, die unbedingt ein hübsches Pferd züchten wollen, andere wollen vorrangig ein stimmiges Gesamtpaket mit einem ordentlichen Fundament.“

Bei der Wahl des Hengstes geht es darum, eventuelle Schwächen der Stute zu verbessern. „Wenn die Zuchtstute beispielsweise sehr knapp im Rahmen oder im Stockmaß ist und über ein dünnes Röhrbein und kleine Hufe verfügt, würde ich einen Hengst empfehlen, der etwas mehr Größe vererbt“, rät Thoenes.

„Um rittige Pferde zu züchten, muss ich auch einen rittigen Hengst einsetzen. Wenn ich aber als Züchter den Fokus nur auf überdurchschnittliche Grundgangarten setze und dafür in Kauf nehme, dass das Pferd im Handling vielleicht nicht ganz so einfach ist, richtet sich mein Zuchtprodukt vielleicht doch eher an den Profireiter“, gibt Thoenes zu Bedenken.

Der Züchter muss sich nicht nur darüber im Klaren sein, was er für ein Pferd züchten möchte, sondern im Vorfeld schon überlegen, wann dieses verkauft werden soll, da mit jeder Option weitere Faktoren ins Spiel kommen. „Wenn ich ein Fohlen verkaufen möchte, geht es in erster Linie um Abstammung, Bewegung und Exterieur. Für ein drei- oder vierjähriges Verkaufspferd sind aber auch Gesundheit und Rittigkeit immens wichtig. Zudem sollte man auch immer den Markt beobachten, welche Nachkommen gerade gefragt sind.“ Denn neben den bewährten Starvererbern stehen oft deren Söhne schon in den Startlöchern, um ihr Potential unter Beweis zu stellen. „Mittlerweile besteht ein regelrechter Hype um neu gekörte Junghengste, dass ein Wettbewerb zwischen den Züchtern aufkommt, den ersten Fohlenjahrgang zu stellen.“

Während die Warmblutzucht – abgesehen von bewährten Althengsten – immer schnelllebiger wird, und der Trend dazu geht, jedes Jahr einen anderen Hengst einzusetzen, muss man die Deckhengste der Abteilung B unter anderen Gesichtspunkten betrachten. „Die Reitponyzucht ist schon fast mit der Warmblutzucht zu vergleichen, was das Deckgeschäft und Vermarktung angeht“, fängt Alexander Thoenes mit der Ausnahmen an. „Abteilung B – abgesehen von den Deutschen Reitpony – wird hauptsächlich im Natursprung gedeckt. Es gibt auch viele Shetlandpony- oder Islandpferdezüchter, die einen eigenen Hengst in ihrer Stutenherde mitlaufen lassen, der die Stuten dann im Natursprung über mehrere Jahre lang deckt.“

Wie die Handhabung mit der Bedeckung variieren auch die Ansprüche der Züchter an den Deckhengst: „Jede Rasse hat einfach andere Zuchtziele. Bei einem Shetlandpony steht weniger die Rittigkeit im Fokus, sondern das passende Stockmaß und die Wunschfarbe, beispielsweise Palomino oder Cremello. Der Islandpferdezüchter legt sein Augenmerk dagegen auf die Töltqualität“, so Thoenes.

Gesundheitscheck

Neuen Züchtern rät Alexander Thoenes, bei der Bedeckung einer Stute nicht zu lange zu warten, da noch Untersuchungen und Impfungen anstehen. „Zuerst muss der Besitzer Rücksprache mit seinem Tierarzt halten, damit dieser den Gesundheitszustand der Stute überprüft. Der angehende Züchter muss sich dann einen Überblick über den Zyklus der Stute verschaffen und beobachten, in welchen Abständen die Rosse kommt.“

Damit im nächsten Jahr ein gesundes Fohlen über die Wiese trabt, muss die Stute regelmäßig untersucht und geimpft werden. Foto: PEMAG

Darüber hinaus ist eine Impfung besonders wichtig: „Man sollte die Stute vorsorglich auf Herpes impfen, da Herpesaborte sehr oft vorkommen“, betont Thoenes. Ein weiter Grund für Fehl- der Totgeburten ist eine Erbkrankheit, die vor kurzer Zeit erst entdeckt wurde: „ Das Warmblood Fragile Foal Syndrome (WFFS) sollte im Vorfeld per Gentest ausgeschlossen werden. Zwar kann man mit einer positiv getesteten Stute trotzdem züchten, darf dann aber nur einen Hengst einsetzten, der WFFS negativ ist. Denn wenn Mutter und Vater beide WFFS positiv sind, besteht die Gefahr, dass das Fohlen nicht überlebensfähig geboren wird oder es zu einer Fehlgeburt kommt. Mittlerweile verfügt aber jeder Deckhengst über den Nachweis, ob er WFFS-Träger ist.“

Körungen und Hengstschau sind Pflichtprogramm

Auch wenn der Züchter sich schon im Vorfeld lange Gedanken über den richtigen Hengst gemacht hat, muss man doch oft umdisponieren. „Viele Hengste werden erst im Frühjahr bei den Hengststationen aufgestellt oder sporterprobte Hengst wechseln kurzfristig in den Deckeinsatz. Ich persönlich finde den Hengst, der sich im Sport bewiesen hat, immer interessanter als den Junghengst. Neben der Eigenleistung punktet der Sporthengst mit Erfahrungswerten, was Rittigkeit und Anpaarungen angeht. Für den Junghengst bezahlt man aber meistes eine deutlich günstigere Decktaxe. In dem Fall lohnt es sich im Spätherbst die Körungen zu besuchen, dann weiß man, welche Junghengste Anfang des nächsten Jahres aufgestellt werden“, erklärt der Zuchtberater. „Deswegen fange ich immer erst im Januar oder Februar an, mich mit den angehenden Züchtern nach einem passenden Hengst umzuschauen, wenn auch die ersten Hengstschauen stattfinden.“

Aber es gibt noch weitere Möglichkeiten, sich über einen passenden Hengst zu informieren: „Als Neuzüchter kann man die Mitgliederversammlung des Rheinischen Pferdestammbuchs nutzen, den  dort werden auch die neuen Hengste besprochen. Zum Teil ist auch einer der Ansprechpartner vom Landgestüt anwesend, der neue Hengste vorstellt und Kataloge verteilt.“

Das Timing muss stimmen

Ist der passende Hengst ausgesucht und die Stute gesund, kommt es auf das richtige Timing an. „Man sollte spätestens im März oder April mit der Bedeckung der Stute starten, da man nicht davon ausgehen darf, dass die neue Stute sofort aufnimmt. Wenn man erst einmal den Zyklus feststellen muss und dann vielleicht vier oder fünf Versuche braucht, damit die Stute aufnimmt, ist es auch schon schnell Mai oder Juni, sodass die Fohlen im Jahr darauf sehr spät kommen“, erläutert Thoenes.

Hierbei gibt es auch Unterschiede zwischen reinen Zuchtstuten und Stuten, die noch geritten werden. „Gerade sporterprobte Stuten müssen aus dem Sportmodus raus und erst einmal wieder etwas runterkommen, damit sie aufnehmen können. Trotzdem gibt es aber keine Faustregel, ich habe auch schon Stuten erlebt, die mitten in der Turniersaison besamt wurden und dann noch einige Zeit weitergeritten wurden. Andere sind nie im Sport gelaufen und werden trotzdem nicht tragend.“

Dass eine Stute besser aufnimmt, wenn sie schon einmal ein Fohlen hatte, kann aber auch ein Trugschluss sein. „Manche Zuchtstuten haben Verletzungen von der Geburt davongetragen – die von Vernarbungen der Gebärmutter, über einen Dammriss, bis zu einer Nachgeburt, die nicht ganz abgegangen ist, reichen können – und nehmen deswegen schlecht auf“, mahnt der Zuchtberater. „Es gibt so viele Faktoren, die eine Rolle spielen, aber eine gesunde und vitale Stute nimmt in der Regel auf.“

Nur weil eine Zuchtstute schon einmal ein Fohlen ausgetragen hat, heißt es nicht, dass sie danach besser aufnimmt. Foto: Rebecca Thamm.

Je mehr Erfahrungen man als Züchter sammelt, desto besser kann man planen: „Wenn ich als Züchter weiß, dass die Stute direkt beim ersten Versuch aufnimmt, kann ich zukünftige Bedeckungen auch besser steuern, und direkt einen späteren Termin anpeilen. Das sind Erfahrungswerte, wobei jedes Pferd anders ist. Und das ist für mich auch das Interessante an der Zucht, dass es nicht immer nach Plan läuft.“

Auch wenn die Natur manchmal etwas unberechenbar ist, sollte der Züchter darüber Buch führen, besonders wenn der Tierarzt per Ultraschal überprüft, in welchem Zeitpunkt der Rosse sich die Stute befindet und ob der Zeitpunkt für eine Besamung richtig ist. „Mein Tipp bei der Follikelkontrolle lautet immer ‚Aufschreiben!‘  Wenn ich weiß, der Follikel hält bei dieser Stute immer drei Tage und muss eine bestimmte Größe haben, damit die Stute aufnimmt, bin ich schon einmal einen großen Schritt weiter“, betont Alexander Thoenes.

Wird die Zuchtstute nur schwer rossig, hilft ein alter Trick: „Bei dem sogenannten Anprobieren lässt man einen Wallach oder Shettyhengst an der Stute schnuppern und knabbern, denn durch das Hengstgebaren kann man eine Rosse deutlich verbessern.“

Wenn die Stute rossig ist, muss es dann manchmal ganz flott gehen mit der Samenbestellung. „Wie schnell ich den Samen von der Hengststation bekomme, hängt auch davon ab, wie stark der Hengst gefragt ist, denn hochfrequentierte Hengste sind teilweise schwierig zu bekommen. Aber eine Hengststation mit einem guten Service ist in der Regel in der Lage, wenn ich anrufe, mir am gleichen Tag noch den Samen zu schicken. Vielleicht muss man einen teureren Expressversand bezahlen oder das Sperma selbst abholen. Trotzdem sollte man im Hinterkopf behalten, dass bewährte Alt- oder Sporthengste manchmal nicht zur Verfügung stehen“, gibt Thoenes zu Bedenken. Sich den Samen eines Wunschhengstes zu reservieren, funktioniert nur in den seltensten Fällen, vielleicht wenn es sich um eine erfolgreiche Zuchtstute handelt, die schon gekörte Söhne vorweisen kann.

Nimmt die Stute nicht auf, kann man in der Decksaison jedoch nicht den Hengst in der Hoffnung wechseln, dass es mit einem anderen Vererber besser klappt. „Die Abrechnung mit unterschiedlichen Decktaxen und die Ungewissheit, welcher Hengst jetzt der Vater ist, ist für die Deckstation mit zu großem Aufwand verbunden, so dass sie es nicht anbieten“, so Thoenes.

Deckschein & DNA-Analyse

Hat die Stute jedoch aufgenommen, wird der Deckschein von der Hengststation erstellt und entweder an den entsprechenden Zuchtverband oder an den Züchter geschickt, der diesen dann an den Verband sendet. Daraufhin stellt der Verband eine Abfohlmeldung aus. „Hierfür muss die Decktaxe aber bezahlt sein, sonst wird kein Deckschein ausgefüllt, keine Abstammung eingetragen oder DNA Analyse vorgenommen“, mahnt Thoenes.

Sobald der Deckschein vorliegt, reserviert der Zuchtverband dem Fohlen bereits eine Lebensnummer. Jetzt heißt es abwarten und Daumen drücken. „Ist die Stute tragend, sollte sie so wenig wie möglich umgestellt werden, damit sie sich nicht immer wieder in eine neue Herde einfügen muss und immer neuen Bakterien sowie Keimen ausgesetzt ist. Jeder Stallwechsel bedeutet Stress. Ideal ist ein ruhiger und fester Tierbestand mit wenig Wechsel, denn nur so hält man das Verletzungsrisiko und die Aussetzung von Erregern gering“, bekräftigt der Zuchtberater.

Ist die Geburt geglückt, meldet sich der Züchter beim Verband oder Registrierungsbeauftragten. Wenn das Fohlen vier Wochen oder älter ist, wird bei der Fohlenaufnahme das Fohlen gechipt und es werden Haare für den DNA-Nachweis gezogen. „Das wird zwar noch nicht bei allen Rassen unserer Abteilung B so gehandhabt, aber es wird sich dahin entwickeln, da es durchaus zu Weidebedeckungen kommt, bei denen ein zweijähriger Hengst über den Zaun gesprungen ist und die Pläne des Züchters durchkreuzt hat“, erzählt Alexander Thoenes von solchen Unfällen, deren Dunkelziffer nicht abzuschätzen ist.

Das Ziel der Zucht sollte sein, aus etwas gutem etwas Besseres zu machen. Foto: Rebecca Thamm

Ist sichergestellt, dass das Fohlen den richtigen Vater hat, erhält es bald einen eigenen Pass. Hierfür erhält es einen Transponder und der Verband zeichnet alle Abzeichen und Wirbel in ein Diagramm. Das Fohlen kann man wahlweise im Heimatstall oder auf einer Fohlenschau registrieren lassen. Eins sollte man aber beachten: Eine Silber- oder Goldmedaille kann das Fohlen nur auf einer Schau erhalten. 

Nach ungefähr sechs Monaten bei der Mutter, wird das Fohlen abgesetzt und darf nun mit Gleichaltrigen heranwachsen. Nun stehen dem Züchter viele Möglichkeit offen den Werdegang des Fohlens weiter zu gestalten.

Auch hier bleibt das Rheinische Pferdestammbuch der Ansprechpartner und bietet mit zahlreichen Zucht- und Sportveranstaltungen eine Bühne. Stutenschauen, Hengstkörungen und Leistungsprüfungen finden mehrmals im Jahr in dem Pferdezentrum statt. „Das Ziel der Zucht sollte sein, aus etwas gutem etwas Besseres zu machen oder ein sehr hohes Niveau zu halten. Auch wenn jeder sein Fohlen liebt, muss man sich nachher sein Zuchtprodukt kritisch anschauen, ob die Anpaarung gelungen war. Man darf den neutralen Blick auf seine Zucht nicht verlieren. Denn wer weiterkommen will, muss auch offen für Kritik sein“, erklärt Alexander Thoenes.

Juliane Körner

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