Fair gebaut und doch mit einigen technischen Raffinessen versehen erwartete heute der Geländekurs die Vielseitigkeitsreiter zu ihrer zweiten Teilprüfung auf dem Weg zu olympischen Medaille . Vor einer Kulisse die kaum schöner sein könnte säumten um die 40.000 Zuschauer die Geländestrecke. Und das das Kernstück der Vielseitigkeit die Rangierung noch einmal durcheinander bringen kann hat man auch heute wieder gesehen. Auch, dass Freud und Leid sehr eng beieinander liegen.
Mit gespitzten Ohren und großer Galloppade ließ Nickel den olympischen Geländekurs fast leicht aussehen. Julia Krajewski, die sich als erste Reiterin des Tages voll auf ihr Gefühl und ihre Erfahrung verlassen musste wählte an jedem Hindernis den direkten Weg. Und an fast jedem Sprung zeigte das Paar dem Publikum gleich zu Beginn, wie man die Strecke ideal bewältigen kann. Die vorgegeben Zeit nur knapp verfehlt gelang ihr am Ende ein absoluter Auftakt nach Maß. Dabei ließen die Beiden den ganzen Ritt wie eine Stilprüfung aussehen. Als dann der erste französische Reiter durch das Gelände galoppierte, konnte man fast den Eindruck gewinnen auf einem Rockkonzert zu sein. Doch nicht nur die heimischen Reiter wurden vom Publikum auf ganzer Linie unterstützt – jede Leistung wurde mit viel Applaus bedacht und unterwegs wurden die Reiter und ihre Pferde stets angefeuert. Das Daumen drücken half Nichts beim zweiten deutschen Teamreiter. Christoph Wahler stürzte, nachdem Carjatan S mit dem Hinterbein in einem Graben hängen geblieben war. Für das Paar bedeutete dies das Ausscheiden und für das deutsche Team 200 Minuspunkte auf dem Konto. Wissen, dass die Teammedaille verloren ist, galoppierte Michael Jung im Sattel von Chipmunk hoch motiviert durch den Cross. Auch er ließ die Prüfung eher wie einen Stilgeländeritt aussehen. Wie an der Schnur gezogen galoppierten die Beiden frisch ins Ziel und blieben dabei sogar ohne Zeitstrafpunkte. Nachdem sie in der Dressur noch an zweiter Stelle gelegen haben, konnten sie sich so auf Rang eins in der Gesamtwertung vorarbeiten. Momentan an zweiter Stelle liegen Laura Collett und London, die in der Dressur einen neue olympische Bestleistung aufgestellt hatten, im Gelände aber Zeitstrafpunkte sammelten. Fehlerfrei und stylistisch ebenfalls ein Highlight beendeten Christopher Burton und Shadow Man den Kurs. Damit erhielten sie ihr Dressurergebnis und liegen aktuell auf Rang drei. Sowohl über die Einzelmedaillen, als auch über die Teammedaillen entscheidet das morgige Springen. Zwischen Michael Jung und Laura Collet liegen nur 0,5 Punkte. Julia Krajweski konnte sich auf Rang 14 vorarbeiten. In der Mannschaftswertung führen die Briten mit 82,5 Punkten. Die Gastgeber aus Frankreich haben sich mit 87,2 Punkten auf Rang zwei vorgearbeitet. Mit 93,8 Punkten liegt Japan momentan an dritter Stelle. Die deutsche Mannschaft ist zwar nicht geplatzt, geht aber mit zusätzlichen 200 Minuspunkten in das Springen. Damit liegen sie aktuell auf Rang 14 von 16. Aufgrund der olympischen Sonderregelung darf Christoph Wahler morgen für die Mannschaft noch im Springen antreten. Davor muss er sein Pferd aber wie die anderen Teilnehmer noch einmal im Vet Check vorstellen. Auch Ersatzreiter Calvin Böckmann dürfte für das Team zum Einsatz kommen. Dann würden der Mannschaft aber noch einmal zusätzliche 20 Strafpunkte angerechnet.
Bevor die Vielseitigkeitsreiter heute in das Gelände gestartet sind, wurde es auch für die Dressurreiter zum ersten Mal spannend. Denn es stand der Vet-Check an und auch die Startzeiten wurden veröffentlicht. Alle Pferde bekamen das “fit to compete”. Nicht im deutsche Team ist das Rheinland vertreten. Neben Isabell Werth gehen auch Joao Pedro Moreira (Portugal) und William Matthew (Australien) an den Start. Und mit Marcus Orlob und Steffen Peters verstärken gleich zwei gebürtige Rheinländer das amerikanische Team.
Die Startzeiten sind wie folgt:
Dienstag:
13:47 h Joao Pedro Moreira
13:57 h Marcus Orlob
Mittwoch:
11:25 h Isabell Werth
12:19 h William Matthew
15:01 h Steffen Peters
Fotos: FEI / Benjamin Clark