
Stell dir vor, die Besitzerin des dir anvertrauten Weltklassepferdes kommt eigens aus den USA nach Deutschland, um dich in Hagen reiten zu sehen und es ist ihr Geburtstag. Was wäre das schönste Geschenk? Klar, ein Sieg. Katharina Hemmer und Denoix: gedacht, gemacht!
Lauter Jubel empfing Katharina Hemmer und Denoix nach der letzten Grußaufstellung im Grand Prix der 4* Kür-Tour. Eine weitere Salve brandete auf, als das Ergebnis bekannt gegeben wurde: 74,261 Prozent. Das bedeutete schlussendlich einen deutlichen Vorsprung auf den Rest des 14-köpfigen Starterfeldes.
Elastisch, frisch und lektionssicher präsentierte sich Denoix heute. Zu den Highlights der Aufgabe zählten die Traversalen (wobei die nach rechts fließender war als die nach links) und die Piaffe-Passage-Touren. Die Bewertung für das Paar wäre wohl noch höher ausgefallen, wäre der 13-jährige Destano-Sohn nicht immer mal wieder hinter die Senkrechte gekippt. Das Fazit von Katharina Hemmer: „Da waren auch noch einige Sachen, an denen wir arbeiten müssen, aber grundsätzlich waren wir sehr zufrieden.“
Der nächste Auftritt der beiden ist nun die Kür. Ganz bewusst hätten sie sich für einen Start in dieser Tour und nicht im Special entschieden, so Hemmer. „Das letzte Mal Kür geritten bin ich in Balve in 2024 und davor das Jahr auch in Balve, also wirklich sehr selten. Daher haben wir uns entschieden, hier auch mal etwas anderes zu machen, auch um ein bisschen Routine bei der Kür zu bekommen.“
Da wird „Purzels“ Besitzerin Nancy Gooding dann ihr zweites Geburtstagsgeschenk empfangen: „Sie hat sich Westernmusik gewünscht und das passt natürlich super mit dem Sieg heute, also reiten wir die Westernkür am Samstag.“
Platz zwei für Jovian
Der Däne Andreas Helgstrand darf wieder Turniere reiten. Nach der Ausstrahlung einer undercover gefilmten Dokumentation im dänischen Fernsehen, die tierschutzwidrige Trainingsmethoden in Helgstrands Stall in Vodskov zeigte, war er von Verbandsseite gesperrt worden. Den Beritt seines Toppferdes Jovian hatte er in der Zeit seinem Geschäftspartner Patrik Kittel überlassen. Nun hat er Jovian wieder selbst unter dem Sattel und Hagen ist das zweite große Turnier nach Herning im März. Zum Auftakt gab es einen zweiten Platz.
Nach den ersten Lektionen, starker Trab und – zweifach zählende – Traversalen, waren die beiden im Bereich von 80 Prozent. Die Qualität des elfjährigen KWPN-Hengstes im Trab, seine Elastizität, das Engagement der Hinterhand und das natürliche Bergauf sind überragend. Jovians großer Schwachpunkt bleiben die Piaffen, die reelle Versammlung vermissen lassen. Der Hengst stützt vorne und „hopst“ hinten. Ähnlich die Pirouetten, in denen der Apache-Sohn stemmt und dreht, statt mit gebeugten Hanken aktiv zu springen und die Bewegung durch den Körper zu lassen. Auch hörte man ihn immer wieder deutlich mit den Zähnen knirschen. Im Galopp kam dann noch Spannung auf, so dass unter dem Strich 71,391 Prozent standen.
Weltcup-Sieger 2024 auf Rang drei
An dritter Stelle hinter Helgstrand und Jovian reihten sich die beiden Weltcup-Sieger von 2024 ein, Patrik Kittel (SWE) und Touchdown. 70,783 Prozent gaben die Richter dem nun 13-jährigen schwedischen Quaterback-Sohn für seine heutige Vorstellung. Punkten konnte das Paar insbesondere in der Galopptour, wobei in den Einerwechseln ein Lapsus passierte, als Touchdown sich erleichtern musste. Für mehr Punkte in der Trabtour hätte Touchdown sich besonders in den Passagen mehr tragen und engagierter unter den Schwerpunkt treten müssen. Das galt auch für die Piaffen, wo Touchdown tendenziell hinten breit fußte.
Ingrid Klimke und First Class folgten mit 30,370 Prozent auf Rang vier. Dahinter reihten sich mit 69,652 Prozent. Fabienne Müller-Lütkemeier und Valencia As ein.