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Schwarzwälder Kaltblut; Foto Claudia Rahm

Rheinische Zuchtvielfalt

Pferderassen aus aller Welt sind mittlerweile im Rheinischen Pferdestammbuch e.V. auf Schloss Wickrath zu Hause. Eine Reise durch die Entstehungsgeschichte der Abteilung B des Rheinischen Pferdestammbuches e.V mit Minis, Bunten, Mehrgängern, Dicken und sportlichen Überfliegern.

Mit Gründung des Rheinischen Pferdestammbuches e.V. 1892 in Wickrath als Zuchtverband für die rheinische Pferdezucht sollte vor allem die Zucht von Pferden für alle Zwecke gefördert werden, hier insbesondere die Zucht des Rheinisch-Deutschen Kaltblutes. Dennoch kam es im Verlauf der Geschichte der rheinischen Pferdezucht auch zu Importen von „exotischen“ Pferderassen, anfangs vor allem Ponys und Kleinpferde, wie z.B. das Shetland-Pony. Da im Rheinischen Pferdestammbuch e.V. eine offene Zuchtpolitik herrschte, wurden auch diese Exoten zuchtbuchmäßig betreut. Diese Rassen haben vor allem während der Phase der starken Mechanisierung der Landwirtschaft und Industrialisierung und dem dadurch resultierenden Rückgang der Kaltblut-Zucht dafür gesorgt, dass der Zuchtverband bis heute bestehen konnte.

Noch heute sind die Kaltblüter ein fester Bestandteil des Rheinischen Pferdestammbuchs. Foto: Claudia Rahm

Erst ab den 1970er Jahren stiegen die Pferdezahlen wieder langsam an. Parallel entwickelte sich die Zucht des Rheinischen Reitpferdes, weil fast nur noch der Sport nach Pferden verlangte. Da immer mehr Pferderassen züchterisch betreut wurden, wurde beschlossen, diese in zwei Abteilungen einzugliedern, in die Abteilung A und B. Da das Rheinisch-Deutsche Kaltblut bis zum Aufkommen des Rheinischen Reitpferdes die nominierende Pferderasse im Rheinland war, wurde es zusammen mit dem Rheinischen Reitpferd in der Abteilung A geführt, während die anderen Rassen in der Abteilung B untergebracht wurden. Mit der Übernahme des Zuchtbuches des Rheinischen Reitpferdes vom Hannoveraner Verband e.V. im Jahr 2015 wurde die Abteilung A beim Rheinischen Pferdestammbuch e.V. aufgelöst und fortan das Rheinisch-Deutsche Kaltblut in die Abteilung B überführt. Noch heute betreut das Rheinische Pferdestammbuch e.V. durch seine offene Zuchtpolitik mehr als 30 verschiedene Pferderassen. Obwohl es nur noch die Abteilung B beim Verband gibt, ist dieser Begriff bis heute in den Statuten des Verbandes und den Köpfen der rheinischen Züchter fest verankert. Diese Offenheit gegenüber exotischen Pferderassen und das Bestreben in der Vergangenheit, auch zu versuchen, Pferderassen zuchtbuchmäßig zu betreuen, die bis dahin nirgendwo betreut wurden, soll Anlass dazu geben, die Abteilung B mit seinen zahlreichen Rassen einmal vorzustellen, denn noch heute ist außerhalb vom Rheinland vielen Pferdeleuten der Begriff Abteilung B und deren Vielseitigkeit an Pferderassen unbekannt.

Wildbahnzuchten

Zu den urtümlichsten Gruppen der in der Abteilung B im Rheinland geführten Pferderassen zählt mit Sicherheit die Gruppe der Wildbahnzuchten. Als einheimisch in Nordrhein-Westfalen ist hier nur die Rasse des Dülmener Wildpferdes der Herzöge von Croy zu nennen, alle anderen heimischen Wildbahnzuchten NRWs, wie z. B. der Davertnickel, das Arenberg-Nordkirchener Pony (es gibt Bestrebungen zur Rückzüchtung) oder das Münsterländer Kleinpferd sind heute ausgestorben. Obwohl das Dülmener Wildpferd aus Westfalen stammt, gibt es auch im Rheinland seit langer Zeit Züchter, die kleine Zuchten mit aus der Wildbahn herausgefangen Jährlingshengsten gestartet haben. Einige haben aus diesen Anfängen Ihre Reitpony-Zuchten aufgebaut, aber einige wenige blieben dem reinrassigen Dülmener treu. Zu den größten Zuchtstätten im Rheinland von Dülmenern zählt heute das Gut Dicke der Familie Hinterecker. Aber auch eine ausländische Wildbahnrasse wird im Rheinland gepflegt, und zwar das französische Camargue-Pferd, welches seit 1975 seine Heimat im Rheinland hat. Eines der ersten Importpferde war der gekörte Hengst Gitan. Zu den bekanntesten Zuchtstätten im Rheinland gehört das Camargue-Gestüt Liberté der Familie Egert und ab 1990 die Zucht von Bernhard Franke. In den letzten Jahren haben sich vor allem die Camargue-Pferde aus der Zucht von Raphaela Rohm im Working Equitation-Sport auf deutschen und internationalen Meisterschaften einen Namen gemacht und sind sehr erfolgreich.

Miniaturpferde

Historisch gesehen war wahrscheinlich die Gruppe der Miniaturpferde für die Abteilung B im Rheinland am bedeutendsten, hier vor allem durch das Shetland-Pony. Die kleinen, harten Ponys konnten auch von ärmeren Leuten, die sich kein großes Arbeitspferd leisten konnten, gehalten werden und waren ideal für den Einsatz im Zirkus, in Kleinstbetrieben, Wäschereien, Kleingärtnereien und im Obst- und Gemüseanbau. Später mit der Zunahme des Reitsports waren sie bei Kindern auch als beliebtes Erstpferd im Reit- und Fahrsport begehrt. Zu den ersten Zuchtstätten im Rheinland zählten das Gestüt Haus Hülsdonk der Familie Langenfels in Willich und Burg Miel der Familie von Kintzel (hier war vor allem die gewaltige Stute Erika von Miel bedeutend), deren Pferde die rheinische Shetland-Pony-Zucht sehr prägten. War bis vor wenigen Jahren noch der Standard-Typ bis 105 cm Größe beliebt, wird er in den letzten Jahren vermehrt durch Shetland-Ponys unter 87 cm (sogenannte Mini-Shetlands) zurückgedrängt, deren Fangemeinde von Jahr zu Jahr stark zunimmt. Das Shetland-Pony war so beliebt, dass durch Einkreuzungen mit British Spotted Ponys und American Shetland-Ponys ab den 1960er Jahren viele Tigerschecken und sportliche Typen entstanden, die nicht mehr dem Original-Zuchtziel entsprachen. Aus ihnen wurden die Rassen Deutsches Partbred-Shetland-Pony (berühmt wegen seiner zahlreichen Tigerschecken) und Deutsches Classic-Pony (moderner, sportlicher Shetland-Typ) entwickelt, die Ende der 1990er Jahre als eigenständige Rassen anerkannt wurden. Bei der Entstehung dieser beiden neuen Rassen haben rheinische Züchter maßgebend mitgewirkt, hier vor allem die Zuchtstätte von Uda der Familie Hünnekes (Original Shetland-Pony und Deutsches Partbred-Shetland-Pony) und Hans-Josef Schlömer (Deutsches Classic-Pony) aus Dormagen, der zu den Gründungsmitgliedern der IG Classic e.V. gehört, dort lange im Vorstand war und dessen Gestüt 2022 sein 70-jähriges Bestehen feiert. In den letzten Jahren hat sich das Rheinische Pferdestammbuch e.V. auch der Betreuung des American Miniature Horse angenommen, dessen Zucht weltweit auf großes Interesse stößt.

Native Mountain- and Moorland-Gruppe

Mit dem Shetland-Pony kamen aber auch vermehrt die anderen Rassen der englischen Native Mountain- and Moorland-Gruppe ins Rheinland und fanden in der Abteilung B des Rheinischen Pferdestammbuches e.V. eine neue Heimat. Zu den sportlichen Vertretern, die nicht nur ab den 1960er Jahren in den Anfängen der Reitpony-Zucht eingesetzt wurden, sondern auch in Reinzucht nachgezogen wurden, sind hier das Connemara-Pony und New Forest Pony zu nennen. Die erste IG Connemara-Zuchtschau im Rheinland fand 1976 in Sprockhövel im Bergischen Land statt. Die ersten Importe von New Forest Ponys regten im Rheinland das Interesse an sportlichen Kinderponys. Auch die Sektionen der Welsh Pony-Zucht konnten durch einen Import-Boom ab den 1960er Jahren im Rheinland Fuß fassen. Zu den ältesten rheinischen Welsh-Zuchtstätten zählt das Gestüt Tree Stars von Ursula Größchen, auf dem seit über 30 Jahren Welsh Ponys aller Sektionen gezüchtet werden. Auch das Dartmoor-Pony fand Einzug in die Abteilung B, allerdings erst später als die anderen britischen Rassen. Erste Aufmerksamkeit wurde ihm geschenkt, nachdem in den 1970er Jahren der Züchter Ulrich Tettenborn ins Gremium des Zuchtverbandes Rheinland-Nassau berufen wurde.

Einmal ein prämiertes Fohlen züchten – der Traum eines jeden Züchters. Foto: Claudia Rahm

Unter der Leitung der rheinischen Dartmoor-Züchterin und Dartmoor-Richterin Patricia Decker konnte 1994 die IG Dartmoor e.V. gegründet werden. Sie zählt zu den erfahrensten Dartmoor-Züchtern im Rheinland und züchtete u.a. den Bundessiegerhengst von 1998, Oak Tree Starstorm. Auch die eher unbekannten britischen Rassen Highland-Pony und Fell-Pony zählen seit vielen Jahren zur Abteilung B, wenngleich ihre Bestände im Rheinland recht gering sind. Der erste Fell-Pony-Hengst in NRW war der aus dem Besitz von Baron Agnes von Donner stammende Marquis Ito, geb. 1914. Er wurde zum Gründerhengst der bei ihr in Schleswig-Holstein auf Gut Lehmkuhlen gegründeten Rasse des Lehmkuhlener Ponys, wurde von ihr aber auch regelmäßig zusammen mit anderen Ponys per Sonderzug ins Jagdschloss Conradsruh nach NRW gefahren, wo seine Besitzerin die Ferien verbrachte. Züchterisch genutzt wurde er in NRW allerdings nicht, sondern nur auf dem Stammgestüt in Schleswig-Holstein. Das größte rheinische Fell-Pony-Gestüt ist heute das Gestüt Merryland von Rita Kirstein.

Die kräftigen Highland-Ponys sind im Rheinland nur durch sehr kleine, aber feine Zuchtbetriebe vertreten, u.a. durch das Gestüt Oak Tree von Patricia Decker, die neben Dartmoor-Ponys auch Highland-Ponys züchtet.

Mittelgroße Klein- und Freizeitpferde

Zu den größten Rassegruppen der Abteilung B im Rheinischen Pferdestammbuch zählt vor allem die Gruppe der mittelgroßen Klein- und Freizeitpferde. Insbesondere die Rassen Haflinger und Norwegisches Fjordpferd blicken hier auf eine lange Zuchttradition im Rheinland zurück. 1952 kamen die ersten Fjordpferde durch Erwin Baldauf ins Bergische Land und die Eifel, weil man ein universelles, kleines Arbeitspferd für die kleinen Landwirte benötigte. So war der Kreispferdezuchtverein Rheinisch-Bergischer Kreis jahrelang Hengsthalter für Fjordpferde durch den Hengst Olaf (auch bekannt als Lustik). Züchter wie Josef Borsbach aus Bergisch-Gladbach (bekannt geworden durch den Einsatz des Hengstes Hoimar) und Wolfgang Hovenbitzer aus Hennef zählen zu den ältesten, noch aktiven rheinischen Zuchtstätten, ab 1992 hat sich außerdem der Fjordhof Giesen in Odenthal deutschlandweit einen Namen gemacht. Seit 1951 besteht die Haflinger-Zucht im Rheinland, hier hat die Familie Widdig aus Bornheim ab den 1980er Jahren für einen hohen Qualitätsstandard gesorgt, u.a. durch Minouch v. Midas, die 1986 den DLG-1b-Preis für das Rheinland gewann. Weitere wichtige Gestüte waren die Gestüte Reichshof und Hürtgenwald, aber auch die Zucht der Familie Westhoven war prägend für die rheinische Haflinger-Zucht, u.a. durch Merry v. Mandl, die über Nasall v. Nissan die Großmutter des Superhengstes und Bundessiegers Nastral ist. Zu den größten rheinischen Haflinger-Zuchtstätten heutiger Zeit zählen das Gestüt Kiefferhof und die Zuchtstätte von Dr. Hackländer. Mit dem Gestüt von Ewald Bröking und weiteren Züchtern ist auch der moderne Edelbluthaflinger schon seit Rassegründung Bestandteil der Abteilung B. Mitte der 1990er Jahre kam es zu einem vermehrten Import von Tinkern, seitdem ist auch diese irische Rasse von kaltblütigen Schecken im Rheinland heimisch geworden. Die Rasse boomte aufgrund ihrer attraktiven Scheckfarbe. Zu den größten Importeuren und Züchtern der Rasse im Rheinland gehört die Familie Pierkes aus Euskirchen mit so bedeutenden Hengsten wie Sligo und Cracker.

Kaltblüter

Wie Anfangs schon erwähnt, war in der Historie des Rheinischen Pferdestammbuches e.V. vor allem die Gruppe der Kaltblüter das Maß aller Dinge. Die Zucht des Rheinisch-Deutschen Kaltblüters, die einst 50% des Kaltblutbestandes im gesamten Deutschen Reich ausmachte, ist heute vom Aussterben bedroht und wurde erst ab 2015 in die Abteilung B umgegliedert. Heute erhalten so traditionsreiche Züchterfamilien wie Platen, Faßbender, Wintgens, Boes, Markett, Nehnes-Honig, Reifferscheidt, Lorenz und viele weitere diese historisch wertvolle Rasse. Doch auch die Zucht der Rassen Schwarzwälder Kaltblut und Noriker wird im Rheinland gepflegt. Der Noriker mit seinem modernen, eher sportlichen Kaltbluttyp und seinen auffälligen Fellfarben wird seit mehr als 30 Jahren von Erwin Borkenhagen, der die größte Noriker-Zuchtstätte im Rheinland besitzt, betrieben.

Reit- und Sportrassen

Die zahlenmäßig größte Rassegruppe der Abteilung B macht heute die Gruppe der Reit- und Sportrassen aus. Allen voran ist hier vor allem die Deutsche Reitpony-Zucht zu nennen, wobei das Rheinland mit seinen Dressurponys zu den besten Zuchtgebieten Deutschlands zählt. Viele Züchter bauten in den Anfängen auf aus den Wildbahnen von Dülmen und Nordkirchen stammenden Stuten sowie New Forest Ponys, Connemara-Ponys und Welsh-Ponys in Verbindung von Veredlerrassen bedeutende Zuchtstämme auf, die noch heute europaweit begehrt sind. Hier sind insbesondere die bedeutenden Gestüte Ferienhof Stücker der Familie Wilbers (Wirkungsstätte der Hengste FS Champion de Luxe und FS Don’t Worry), das Gestüt Bönniger (Heimat von Dornik B und Golden Dancer), Adolf Theo Schurf (Wirkungsstätte von Dressman I) und Wolfgang Schmitz (Heimat von Valido) zu nennen.

Bei der Körung werden auch die kleinen Hengste genau unter die Lupe genommen. Foto: Claudia Rahm

Seit dem Jahr 2021 zählen ebenfalls Zuchtbücher für das Kleine Deutsche Reitpferd und das Kleine Deutsche Pony zur Abteilung B. Kleine Deutsche Reitpferde werden vor allem als beliebte Damen- und Amazonenreitpferde von handlicher Größe im edlen Reitpferdetyp nachgefragt, während das Kleine Deutsche Pony die kleinere Version des großen Deutschen Reitponys darstellt und vor allem zum Reiten für kleinere Kinder in den Turnierklassen E, A und Reiter- und Führzügelwettbewerb gezüchtet wird. Aber auch die Zucht des Lewitzers, der einzigen überlebenden Kleinpferderasse der ehemaligen DDR, die besonders wegen ihrer Scheckung als Kinderreitponys sehr beliebt sind, wird im Rheinland gepflegt.

Gangpferde.

Das Rheinische Pferdestammbuch hat sich aber auch immer für besonders exotische Pferderassen stark gemacht, hier vor allem für die Gruppe der Gangpferde. Zu den Gangpferderassen der ersten Stunde gehörten die Islandpferde. Diese wurden ab 1955 vermehrt importiert, weil ein Presseaufruf damit warb, die Schlachtfohlen aus Island zu retten. Die deutschen Züchter kauften dadurch eine große Menge an Fohlen und legten den Grundstein der noch heute boomenden Islandpferdezucht. Damals wie heute zählen im Rheinland zu den bekanntesten Islandpferdezuchtstätten das Gestüt Aegidienberg der Familie Feldmann in Bad Honnef, das Gestüt Roetgen der Familie Dohr sowie das Gestüt Roderath. Es sei hier zu beachten, dass es heute so viele bedeutende rheinische Islandpferdezuchtstätten gibt, dass man sie nicht alle aufzählen kann. Auch im Gangpferdesport sind die rheinischen Isländer erfolgreich, so konnte Karly Zingsheim mit seiner selbstgezogenen Stute Náttrún vom Fortstwald 2020 Deutscher Meister im Töltpreis werden. Da der Isländer vielen Erwachsenen zum Reiten zu klein war, war die Nachfrage nach größeren Gangpferden groß, so konnte Walter Feldmann mit dem Aegidienberger, einer sytematischen Kreuzung von Islandpferd und Paso Peruano, die deutschlandweit erste, einheimische Gangpferderasse gründen, die noch heute vom Rheinischen Pferdestammbuch betreut wird. Hier spielte die Messe Equitana in Neuss und Essen eine große Rolle, denn größere, ausländische Gangpferderassen wurden dort seit den 1970er Jahren vorgestellt und verhalfen Ihnen zu einer Zucht im Rheinland.

Das Rheinische Pferdestammbuch hat Neuzüchter von Exoten stets unterstützt, doch nicht immer konnten Zuchtbücher für bestimmte Gangpferderassen dauerhaft gehalten werden, weil u. a. die  Zusammenarbeit mit den Ursprungsorganisationen schwierig war, so mussten beispielsweise Zuchtbücher für die Rassen Töltender Traber und Arravani wieder aufgegeben werden. Dennoch konnten bis heute die Rassen American Saddlebred, Mangalarga Marchador und Paso Peruano seit ihrer Einführung in den 1970er und 1980er Jahren die Abteilung B bereichern. In den letzten Jahren wurde auch die Rasse des Paso Ibero-Americano mit aufgenommen, bei der es sich um eine systematische Kreuzung von Pasopferden mit Barockrassen handelt. Seit 2020 ist auch das Speed Racking Horse aus den USA Bestandteil der Abteilung B, dessen Zucht durch zahlreiche Importe einen Aufschwung genießt, stellt es doch eine gute Alternative für größere Gangpferdereiter zum doch eher kleinen Islandpferd dar.

Westernpferde

Auch die Gruppe der Westernpferde ist Bestandteil der Abteilung B, wenngleich ihre Zahl in den vergangenen Jahren beim Rheinischen Pferdestammbuch e.V. sehr rückläufig ist. Ab den 1970er Jahren erhielt das Westernreiten einen Aufschwung, demzufolge wurden vermehrt amerikanische Westernrassen importiert, vor allem Quarter Horses, Paint Horses und Appaloosas. Alle drei Rassen wurden in die Abteilung B mitaufgenommen. Doch relativ bald kam es in Deutschland zur Gründung von rasseeigenen Verbänden für alle drei Rassen, die nicht nur die Zucht dieser Pferde, sondern auch das ganze Turnierwesen und die Shows mitbetreuten. Viele Züchter verließen daraufhin das Rheinische Pferdestammbuch und wurden dort Mitglied. Das hatte zur Folge, dass heute lediglich die Rassen Appaloosa, Criollo und Morgan Horse noch vom Rheinischen Pferdestammbuch e.V. betreut werden.

Spieglein, Spieglein an der Wand… Wer ist die Schönste im ganzen Rheinland? Foto: Claudia Rahm

Barockpferde

In den letzten Jahren stetig gewachsen, ist die Gruppe der Barockpferde in der Abteilung B. Hier waren es anfangs die Rassen Friese, aufgrund der Nähe zu den Niederlanden, und Berber, inklusive der Sektion Araber-Berber, welche die Abteilung B bereicherten. Die Züchter von Berbern und Araber-Berbern konnten im Laufe der Zeit sogar ihren eigenen Verein gründen, den Verein Berberzüchter im Rheinischen Pferdestammbuch e.V. Maßgeblich die Berberzucht im Rheinland prägen damals wie heute die Zuchtstätten al Mansour und Elevege d’Ivoire aus Belgien. Später kamen auch die Rassen Pura Raza Española und Lipizzaner hinzu. Über die deutschen Landesgrenzen hinaus bekannt wurde die Zucht des rheinischen PRE-Gestütes Haus Dohr. Ebenfalls konnte das Rheinische Pferdestammbuch e.V. im Jahr 2009 ein Zuchtbuch für den vom Aussterben bedrohten Frederiksborger aus Dänemark einrichten, dem bis dahin einzigen anerkannten Filialzuchtbuch außerhalb der Rasseheimat Dänemark. Seit dem Jahr 2021 wird außerdem die Rasse des Barock-Reitpferdes betreut, die ursprünglich aus dem Zuchtgebiet Weser-Ems stammt. Die Zucht des Barock-Reitpferdes bietet den Züchtern die Möglichkeit, Anpaarungen von Barockpferden mit anderen Rassen in einer neuen Rasse zu vereinen.

Farbzuchten

Seit Mitte der 1990er Jahren stetig auf dem Vormarsch sind außerdem die Farbzuchten. Diese Rassen, bei denen die Farbe eine große Rolle spielt, lassen sich einteilen in zwei Gruppen: Zu der ersten Gruppe gehören Rassen mit spezieller Farbe, die nach Historie, Abstammung und festem Körperbauzuchtziel gezüchtet werden. Dazu zählt der Knabstrupper, der schon viele Jahre Bestandteil der Abteilung B ist. Bekannt geworden ist die rheinische Knabstrupper-Szene vor allem durch Maunuela Hluchnik aus Bottrop und ihrem Hengst Ursus af Norholm. Zur zweiten Gruppe gehören die Farbrassen, bei denen ein Pferd lediglich die entsprechende Farbe haben muss, unabhängig der Abstammung und Rassezugehörigkeit der Eltern. Zu diesen Rassen zählen die amerikanischen Rassen Pinto und Palomino. Das Rheinische Pferdestammbuch hat sogar bis 2009 ein Zuchtbuch für den Barock-Pinto geführt, angeregt durch Frau Massaneck vom Gestüt Classica und dem unvergessenen Hengst Nico I. Nachdem 2009 das Ursprungszuchtbuch für den Barock-Pinto den Niederländern zugesprochen wurde, diese aber ein komplett anderes Zuchtziel verfolgten, wurde die Barock-Pinto-Zucht im Rheinland der Farbrasse Pinto angegliedert. Innerhalb des Zuchtzieles Pinto kann somit jeder Züchter das gescheckte Pferd seiner Wahl züchten, egal ob Warmblut-, Barock-, Gangpferd-, Western-, Pony-, Miniatur- oder Kaltbluttyp. Seit dem Jahr 2021 werden in der Abteilung B außerdem Filialzuchtbücher für die Rassen Deutscher Falbe und Deutscher Tigerschecke geführt, somit haben nun auch Züchter von Falben und Tigerschecken eine neue Heimat in der Abteilung B.

Typzuchten

Das Rheinische Pferdestammbuch e.V. war sich auch nie zu schade für spezielle Endprodukte oder in der Reiterwelt häufig als Typzuchten dargestellte Pferdezuchtprogramme zu entwickeln und diese dann als eigenständige Rassen anerkennen zu lassen. Hier ist vor allem das Deutsche Polopferd zu nennen, welches es von einer anfänglichen Typzucht mit dem Verwendungszweck im Polosport zu einer eigenständigen, anerkannten Rasse geschafft hat. Seit 1996 setzte sich das Gestüt Ullenboomshof von Dr. Liebrecht intensiv um eine systematische Zucht und eine Rasseanerkennung ein, sodass das Rheinische Pferdestammbuch e.V. im Jahr 2000 die Anerkennung des Zuchtbuchs und somit des Deutschen Polopferdes als eigenständige Rasse verkünden konnte.

Am Ende zeigt sich, dass die Abteilung B sehr vielseitig ist und viele verschiedene Pferderassen und Züchterpersönlichkeiten betreut. Auch in Zukunft wird das Rheinische Pferdestammbuch e.V. auch weiterhin offen für Zuchtbücher weiterer Pferderassen sein. Wünscht ein Züchter die Aufnahme einer neuen Pferderasse in die Abteilung B des Rheinischen Pferdestammbuches e.V., müssen folgende Bedingungen für die Beantragung eines Filialzuchtbuches vorliegen: eine genügend große Zuchtpopulation mit einer Mindestanzahl an jährlich registrierten Pferden und eine gute Zusammenarbeit mit dem Ursprungszuchtbuch.

Dana Leske

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