
Ein Künstler an den Leinen, ein weiterer Wiederholungstäter und noch viel mehr – der Reit- und Fahrverein Rheurdt 1892 e.V. hatte am Wochenende zu den Rheinischen Meisterschaften der Fahrer eingeladen und Aktive wie Zuschauer erlebten ein in jeder Hinsicht gelungenes Wochenende – trotz tropischer Temperaturen.
Freitag war Anreisetag im Reit- und Fahrverein Rheurdt 1892 e.V. Die Fahnen wehten munter über dem Turnierplatz, letzte Vorbereitungen wurden getroffen für die Fahrerinnen und Fahrer mit ihren Pferden. Es ging um einiges: zum einen um die Rheinischen Meisterschaften und die Klever Kreismeisterschaften, zum anderen um eine Sichtung für die Weltmeisterschaften der Para-Fahrer. Dementsprechend hoch war die Beteiligung.
Sportlich wurde es am Samstag. Die Fahrer, die sich um die Kreismeister-Titel bewarben, machten den Anfang mit ihrer Dressurprüfung der Klasse A. Pünktlich um 9 Uhr rollten auf zwei Plätzen die ersten Gespanne die Mittellinie hinunter. Schlussendlich waren es Kristina Koch und ihre Aurora vom heimischen RuFV Rheurdt, die die Dressur mit einer Wertnote von 8,4 gewannen. Damit legten sie bereits nach der ersten Wertung den Grundstein für ihren späteren Titel.
Die Rheinischen Meisterschaften wurden auf M-Niveau ausgetragen. Auch hier gab es einen Start-Ziel-Sieg, für den der alte und neue Rheinische Meister der Einspänner Pferde, Heinz Künstler, mit seiner Ebby in der Dressur die Basis schuf.
Nach der Dressur stand für alle das Kegelfahren auf dem Programm. Es wurde 18.30 Uhr, bis alle die kniffligen Kurse hinter sich gebracht hatten. Zeit für Pferde und Fahrer, die Energiereserven wieder aufzufüllen für den folgenden Geländetag.
Grillen und Gratulieren
Die Pferde konnten sich in ihren Interimsboxen entspannen, für Fahrer und Entourage war bereits das Grillbuffet aufgebaut und alles bereit gestellt für den Rheinischen Abend. 135 Fahrsportfreunde saßen bei selbstgemachten Salaten und sowohl vegetarischen als auch deftigeren Gerichten vom Grill beieinander und fachsimpelten. Diese würdige Kulisse nutzte der RuFV Rheurdt für die zweite Siegerehrung der Gespanne der Klasse M sowie der Para-Fahrerinnen und -Fahrer.
Sonne satt und Spitzensport
Am Sonntag stand das Highlight des Wochenendes auf dem Programm, die Geländeprüfung. Die Sonne brannte vom Himmel, doch alle Pferde und Ponys waren auf den Punkt fit und hatten damit kein Problem, wie die Tierärztin im Anschluss noch einmal explizit hervorhob.
Los ging es aber erst einmal mit einer Aufwärmstrecke. Nach dem Veterinärcheck starteten dann die Gespanne auf die Geländestrecke mit den Hindernissen. In Klasse A absolvierten alle Gespanne vier Hindernisse mit der Durchfahrt der Buchstaben von A bis D. In der Klasse M waren fünf Hindernissen mit der Durchfahrt von A bis E gefordert. In jeder Prüfung musste der Wassergraben durchfahren werden – bei diesem Wetter eine kleine Abkühlung. Das Fazit für den Aufbau: sportlich anspruchsvoll, aber fair. So endete der Geländetag ohne Unfälle und mit zufriedenen Zwei- und Vierbeinern.
Ein großer Dank gilt hier dem Team, den freiwilligen Helfern und allen Pferdefreunden, die am Start, auf der Strecke, an den Hindernissen und im Ziel trotz der Hitze ausgeharrt haben. Dieser Dank schließt ausdrücklich das begeisterte Fachpublikum mit ein, dass das Turniergelände an der Kirchstraße in Rheurdt dem Badesee vorgezogen hatte und hier fairen Sportsgeist beobachten konnte.
Die Pferde und Ponys standen längst wieder gewaschen und gut versorgt auf dem Paddock und ließen sich das Gras schmecken, als ihre Fahrer den Lohn für die gemeinsamen Anstrengungen entgegennehmen durften.
Künstler an den Leinen
Theo Nothofer, Präsidiumsmitglied im Pferdesportverband Rheinland, zeichnete die Rheinischen Meisterinnen und Meister zusammen mit dem PM-Delegierten des Rheinlands, Hans-Peter Molls, aus.

Bei den Einspännern Pferde wurde der alte Rheinische Meister auch der neue – zum inzwischen 19. Mal! Wir gratulieren Heinz Künstler mit Ebby von der RG Hübeck-Grefrath, der mit seiner feinen Hand sowie viel Erfahrung und Ruhe in hohem Alter einmal mehr alle Konkurrenten hinter sich ließ. Was für eine Leistung! Das Nachsehen hatte Dr. Franciscus Hellegers vom RFV Hüls vor Ursula „Mücke“ Hüsges vom RV Osterrath.
Neue Rheinische Meisterin der Pony-Einspänner ist Miriam Kampmann mit Luminahofs Matteo, RFV Schaag 1929 e.V.. Der Vize-Titel ging an Pascal Klomfaß mit Nario vom RFVV PF Gillbach. Bronze sicherte sich Laura Hüsges mit Adina vom RV Osterath e.V..
Rheinischer Meister der Zweispänner-Pony-Klasse ist ebenso wie im Vorjahr Tobias Müsges mit Mori und Max, RFV von Driesen Asperden-Kessel. Die Silbermedaille ging an Barbara Bierth mit Don Camillo und Pepone vom Fahrverein St. Medardus Zülpich e.V.. Aufs Bronzetreppchen stieg Jennifer Hüllenkreme vom RFV St. Martinus Nettersheim e.V., die mit mit Fiodora und Wienyleen unterwegs gewesen war.
Bei den Zweispännern Pferde holte Andreas Wintgens von der PSG St. Georg Grenzland den Titel mit Lux, Glücksstern und Sonet. Platz zwei ging an Andreas May mit Villinger, Vilomos und Vimo für die Fahrsportfreunde Reichshof. Markus Johannes Kemper von den Fahrsportfreunden Neuss 1995 e.V. belegte mit Charly und Oskar den dritten Rang.
Bei den Pony-Vierspännern triumphierte Markus Wertenbroich vom Fahrverein St. Medardus Zülpich e.V.. Das Nachsehen hatte Jan Schwanse von den Fahrsportfreunden Reichshof.
Dreimal Rheurdt
Keine Chance ließen die Fahrer gastgebenden RuFV Rheurdt der Konkurrenz im „Rennen“ um die Meisterehren des Kreises Kleve. Schlussendlich konnten Kristina Koch und ihre Aurora ihre überragende Dressurleistung bis ins Ziel bringen und aus der Hand von Norbert Paßens die Meister-Schärpe entgegennehmen. Und das in ihrer ersten Saison in Klasse A! Silber bzw. Bronze gingen an die Vereinskollegen Herbert Troost und Annalena Gilbert.
WM-Fieber
Fahrsport ist Inklusionssport pur. Hier nehmen die Para-Fahrerinnen und Fahrer an den gleichen Prüfungen teil, wie alle anderen auch. Eine eigene Wertung haben sie dennoch, und die in Rheurdt war dieses Wochenende besonders wichtig, denn es es ging darum, bei den Selektoren einen guten Eindruck in Hinblick auf die anstehenden Weltmeisterschaften zu hinterlassen.
Das gelang vor allem Patricia Großerichter und ihrem Deutschen Reitpony-Wallach DSP Gentle-Man mit der besten Dressur und jeweils der zweitbesten Leistung im Kegelparcours und im Gelände. Damit gewann sie die Prüfung vor Alexandra Sievers mit Equistar Lucie und Ivonne Hellenbrand mit ihrem Haflinger Maibach.
Fazit
Es war ein spektakuläres Pferdesportwochenende mit jungen Einsteigern und alten Hasen an den Leinen, mit Freudentränen und fairem Sport. Ein herzlicher Dank gilt allen Sponsoren, Förderern und Freunden des Fahrsports sowie allen Mitgliedern und Helfern des RuFV Rheurdt. Ohne sie wäre Pferdesport auf diese Art und Weise im Rheinland nicht möglich.
Beate Günther