
Was für ein Wochenende für die Gastgeber beim FEI-Nationenpreis in Lier! Zum ersten Mal konnte eine belgische Dressurmannschaft einen Nationenpreis gewinnen.
Angeführt von den Shooting Stars Justin Verboomen auf Zonik Plus setzte sich die belgische Equipe mit 220,825 Punkten gegen Deutschland (218,892) und die Niederlande durch. Es war ein historischer Sieg für die Nachbarn und das dank eines Paares, das noch nie zuvor in einem Team dabei war, eben jenem Justin Verboomen und seinem erst neunjährigen Hengst.
Für die Nationenpreiswertung zählte ausschließlich der Grand Prix, den Verboomen und sein Hannoveraner v. Zonik-Hohenstein klar für sich entschieden: 78,543 Prozent. Das ist ein Ergebnis, mit dem das Paar sich bei Championaten auch für eine Einzelmedaille ins Gespräch bringt. Zumal sie sich bei (fast) jedem der nun fünf Grand Prix-Auftritte, die sie auf internationalem Parkett absolviert haben, um ein paar Prozent steigern konnte. Das Ergebnis von Lier markiert allerdings einen Quantensprung.
Wertnoten bis 9,0 gaben die Richter für die Piaffen, Passagen und Übergänge. Für die beiden Pirouetten zückte der Brite Peter Storr bei B gar die 10. Er hatte dem Paar ganze 83,804 Prozent gegeben. Die Kollegen waren etwas zurückhaltender: 77,50 Prozent von Irina Maknami bei E, jeweils 76,630 Prozent von Olivier Smeets, einem Landsmann des Reiters, und dem Niederländer Marten van der Heijden bei H und C, 78,152 Prozent von Katrina Wüst bei M. Doch alle fünf sahen das Paar unangefochten an der Spitze.
An Verboomens Seite auf dem Siegertreppchen standen mit Domien Michiels auf Intermezzo van het Meerdaalhof (69,174 Prozent) und Larissa Pauluis im Sattel von Flambeau (72,478) die beiden Olympiareiter von Paris – wobei Michiels und damit auch das Team hier disqualifiziert wurde, weil bei dem Reiter eine verbotene Substanz festgestellt worden war. Komplettiert wurde das siegreiche Quartett von Lier durch das ebenfalls championatserfahrene Paar Charlotte Defalque und Botticelli, das 2023 zur EM-Mannschaft in Riesenbeck gehört hatte.
Platz zwei für Deutschland
Team Germany war nur zu dritt unterwegs, nachdem Carina Scholz und Soiree D’Amour kurzfristig ausfielen. Also mussten Isabell Werth mit dem noch völlig unerfahrenen Sezuan-Sohn Special Blend, Dr. Svenja Kämper-Meyer auf Amanyara M sowie Katharina Hemmer mit Denoix PCH die Kohlen aus dem Feuer holen. Ein Streichergebnis konnten sie sich nicht leisten. Aber das war kein Problem für das Trio, das von Reitmeister Hubertus Schmidt als Equipechef angeführt wurde.
Dr. Svenja Kämper-Meyer und ihre selbstgezogene Ampere-Tochter Amanyara M legten mit 72,196 Prozent einen soliden Grundstein, auf dem Isabell Werth und Special Blend aufbauen konnten.
Für den zehnjährigen Oldenburger Wallach war Lier erst das zweite Grand Prix-Turnier seiner Karriere. Als Teampferd hatte er sich mit einem zweiten und einem dritten Platz in Hagen bei seiner Grand Prix-Premiere empfohlen. Er kam mit 71,739 Prozent aus dem Viereck in Lier.
Den Abschluss markierten die beiden Olympiareservisten, Katharina Hemmer und ihr nun 13-jähriger Destano-Sohn Denoix. „Purzel“ enttäuschte nicht. 74,956 Prozent gab es für eine solide Runde mit zahlreichen Highlights, die bei allen Richtern zweitbestes Ergebnis war. Das reichte aber nicht, um den Belgiern den Sieg wegzuschnappen.
Niederlande auf Rang drei, Deutschland in Gesamtwertung vorn
Für die drittplatzierten Niederländer ritten Geert Jan Raateland auf Gladiator (69,022), Marie-José Calis im Sattel von Limited Edition – ein neues Paar in der Reihe der Nationenpreisreiter der Niederlande, das in Compiègne sein Teamdebüt gegeben hatte – (68,326), Thamar Zweistra auf ihrer Nachwuchshoffnung Luxuriouzz (70,348) sowie Hans Peter Minderhoud, ebenfalls mit einem Nachwuchspferd beritten, nämlich dem zehnjährigen Taminiau (72,761).
Da Deutschland die beiden vorangegangenen Etappen des FEI-Nationenpreises gewonnen hatte, liegen sie in der Gesamtwertung der FEI-Nationenpreisserie mit 35 Punkten weiter an der Spitze. Die Niederlande sind mit 20 Zählern zweitbestes Team. Belgien und Portugal liegen mit jeweils 19 Punkten gleichauf an dritter Stelle.