Für Hendrik Dowe war es diesmal ein Auftritt nach Maß. Drei Pferde brachte er mit zum Großen Preis von Bergisch Gladbach, eines hatte die Nase ganz weit vorn. Der Springreiter aus dem Westmünsterland setzte sich beim Höhepunkt der Bergisch Classics schon im ersten Umlauf an die Spitze des Starterfelds, das mit 48 Teilnehmern in den S**-Parcours ging: Keine leichte Aufgabe, aber Dowes erst acht Jahre alte Erfolgsstute Askala NRW nahm die Hürden in einer makellosen Runde und in Bestzeit. Für den Großen Preis, das Sonja-Kill-Gedächtnisspringen am Sonntagnachmittag, hatte sich Dowe viel vorgenommen. Schon bei einer Springprüfung der Klasse S am Mittag hatten sich der 35-Jährige und die Stute im Besitz der Odenthaler Westfalenzucht-Förderer Ursula und Joachim Rosendahl mit einem Null-Fehlerritt auf Rang zwei platziert – gleich hinter Thomas Kuck vom RV Laurensberg aus Aachen. Doppelnull-Erfolg für Dowe, der für den Zucht-, Reit- und Fahrverein Heiden antritt: Denn mit Dracon, siebenjähriger Westfalenhengst und ebenfalls im Besitz der Familie Rosendahl, sicherte er sich zudem noch Platz vier gleich hinter Cedric Wolf, dem diesjährigen Deutschen Vizemeister der Springreiter. So sah also Dowes Warmlaufen für den großen Auftritt aus.
„Es war sehr anspruchsvoll heute, lange nicht geschenkt, sehr schnell im Stechen“, kommentierte er bei der Siegerehrung und lobte sein Pferd. Askala habe schon über die gesamte Saison einen super Job gemacht. In Hebborn mobilisierten Pferd und Reiter alle Reserven, ins Stechen hatten es zehn Paarungen geschafft: Am Ende meisterte die braune Westfalenstute auch da nicht nur sprunggewaltig und fehlerfrei den Parcours, sondern ließ in rasantem Tempo auch die nachfolgende Konkurrenz hinter sich. Dowe verwies damit Sören Suppert im Sattel des Holsteiners Can Tici auf Platz zwei, gefolgt von Franziska Müller, Rheinische U25-Meisterin aus Hückeswagen, die gleich zwei ihrer Schützlinge auf die Plätze drei und vier reiten konnte. Vereins-Amazone Anna Maxi Althoff, gerade erst für ihre Erfolge im Sattel mit dem Goldenen Reitabzeichen geehrt, verlor wertvolle Sekunden, als ihr Enzo am Steilsprung vor den Zuschauerrängen ins Stocken geriet, und musste danach Fehlerpunkte wegen Überschreitung der Zeit hinnehmen.
Nicht selbstverständlich sei es, ein so hochklassiges Turnier wie dieses über zwei lange Wochenenden auf nationaler Ebene auf die Beine zu stellen, sagte Hendrik Dowe nach der Jagd durch den Parcours und richtete einen Dank ans Publikum: „Hier trifft man auf ein volles Haus und tolle Stimmung.“ Diese Atmosphäre wissen viele zu schätzen: Reiter aus dem Rheinland und ganz NRW zeigten sich begeistert über beste Rahmenbedingungen. Bei mehr als 20 Prüfungen in allen Leistungsklassen ging es um Schleifen und Platzierungen. „Das Feedback unter den Teilnehmern ist ausgesprochen positiv“, freute sich auch Vereinschef und Turnierleiter Matthias Beggerow. Die Gastgeber vom Reiterverein Hebborner Hof sorgen an den Turniertagen mit mehr als hundert Helfern und Ehrenamtlichen für einen reibungslosen Ablauf.
In die Siegerlisten eintragen wollten sich bei ihrem Heimturnier auch die Aktiven aus den Reihen des Reitervereins Hebborner Hof – allen voran Franziska Zimmermann, die in dieser Saison eine ganze Reihe von Nachwuchspferden vorstellt. Die Lokalmatadorin sicherte sich gleich mehrfach Platzierungen in Springpferdeprüfungen der Klassen A, L und M. Auch Vereinskollegin Chiara Heider konnte mit jüngeren Schützlingen unterm Sattel punkten. Die jeweils ersten Plätze schafften in Springprüfungen der Klasse L Lisa Marie Müller mit Flinstone, in der Klasse M Allison Rehbronn mit Ixelle ma Bell sowie Sabine Keßler mit Bimm Balou K. Eine Nullrunde legte Chantal Hebbel-Schneider im Sattel von Hauts Insurance in der S-Klasse zurück – die dazugehörige Zeit reichte für Platz zwei. Lisa Marie Müller und Sabine Keßler holten mit ihren Erfolgen auch den Titel der Kreismeisterin ihrer Leistungsklasse. In der Mannschaftswertung konnte das Team vom Hebborner Hof die Amazonen vom RST Leichlingen-Witzhelden aber nicht von Rang eins verdrängen.
In der Dressur konnte sich Heiner Schiergen schon vier Mal auf der Siegertafel verewigen. Der Erfolgsreiter aus Krefeld dominierte die schweren Prüfungen im Dressurviereck gleich mit mehreren Pferden und zeigte sich einmal mehr in ausgezeichneter Form. Im Sattel von Semias, einem neunjährigen Sir Donnerhall-Sohn aus westfälischer Zucht, lieferte Schiergen in der Grand-Prix-Kür einen fehlerfreien harmonischen Auftritt mit vielen Höhepunkten in den schwierigen Lektionen: Gänsehautmomente auf den voll besetzten Zuschauerrängen, die das Publikum auf der letzten Linie zur Grußaufstellung mit donnerndem Applaus belohnte. Den zweiten Platz sicherte sich Lina Wurm mit Benedetto Marone, ihrem 15 Jahre alten Rheinländer-Wallach. Und Platz drei belegte wiederum Heiner Schiergen, der für den Förderkreis Dressur Neuss antritt und auch den elfjährigen Oldenburger-Hengst J-Son StG vorstellte.
Zuvor war Schiergen schon im St. Georg Special mit zwei seiner Schützlinge an die Spitze des Wettbewerbs geritten: Platz eins mit 73 Prozent auf dem neun Jahre alten Kathmandu, einem Rapphengst aus niederländischer Zucht, und Platz zwei mit 72 Prozent ganz knapp dahinter auf der Westfalenstute Antonia. Zur Siegerehrung gratulierte auch NRW-Innenminister Herbert Reul, der den Bergisch Classics zur Sport- und Shownacht einen Besuch abstattete. Schiergen zeigte mit beiden Pferden auch am Folgetag konstante Leistungen und glänzte noch einmal auf den Rängen zwei und drei in der Konkurrenz beim Dressurchampionat, einer S**-Prüfung. Nur eine konnte den 55-Jährigen noch stoppen: Sophie Holkenbrink aus Münster setzte sich auf dem erst achtjährigen Westfalenhengst Franz Joseph Junior unter 15 Paarungen an die Spitze.
Katrin Voss
Fotos: Alex Scherer/Lightwork Photography, Aileen Hügging/Kleinefotowelt.de