Sieger im Grand Prix Special von Hamburg 2025: Isabell Werth und Special Blend. Foto: Lukasz Kowalski
Sieger im Grand Prix Special von Hamburg 2025: Isabell Werth und Special Blend. Foto: Lukasz Kowalski

Hamburg: Erster internationaler Sieg für Werths Special Blend

Sieger im Grand Prix Special von Hamburg 2025: Isabell Werth und Special Blend. Foto: Lukasz Kowalski
Sieger im Grand Prix Special von Hamburg 2025: Isabell Werth und Special Blend. Foto: Lukasz Kowalski

Isabell Werth und ihr Newcomer Special Blend haben den Grand Prix Special der Hamburger CDI5*-Tour für sich entschieden, der erste internationale Sieg für den zehnjährigen Sezuan-Sohn, aber sicher nicht der letzte. Bei den Siegern des Grand Prix, Ingrid Klimke und Vayron, war heute eine Schlüssellektion buchstäblich in die Hose gegangen. Anderes lief dafür wie am Schnürchen.

Es ist lange her, dass Isabell Werth am Himmelfahrtswochenende aus ihrer Heimat Rheinberg den Weg in Richtung Norden eingeschlagen hat. In den vergangenen Jahren war sie stets gen Süden zur parallel stattfindenden Pferd International nach München gereist. Angesichts dessen, dass sie in der Hansestadt einen „maximalen Dressurboden“ und insgesamt „top Bedingungen“ vorgefunden hat, könnte sich das nun ändern. Zumal Hamburg 2025 ein gutes Pflaster für sie ist. Nach Rang zwei im Grand Prix und zwei Siegen in der kleinen Tour sicherte sie sich heute mit 74,702 Prozent den Grand Prix Special der erstmals in Hamburg ausgeschriebenen CDI5*-Tour.

Partner des Erfolgs war der zehnjährige Oldenburger Wallach Special Blend, der seine erste Grand Prix-Saison geht. Inklusive einer Reitpferdeprüfung war Hamburg erst das sechste Turnier seiner Karriere. Kein Wunder, dass Isabell Werth sagt: „Special ist special, ein echter Kumpel.“ Und: „Er ist eines der unkompliziertesten Pferde, die ich je hatte“, so die erfolgreichste Dressurreiterin aller Zeiten. Nicht mal der begeisterte Applaus, der das Paar schon beim Einreiten ins Viereck empfing, konnte ihn nachhaltig aus der Ruhe bringen.

Im Grand Prix hatten sie noch Fehler in beiden Wechseltouren, die Werth auf ihre Kappe genommen hatte. Das lief heute deutlich besser. Den beiden gelang eine fehlerfreie Prüfung mit vielversprechenden Ansätzen besonders in der Piaffe-Passage-Tour. Die Piaffen sind schon sicher am Platz mit viel Abdruck und Fleiß und zunehmender Lastaufnahme bei gesenkter Kruppe und unter den Schwerpunkt arbeitenden Hinterbeinen. Leider arbeiteten die Hinterbeine jedoch nicht immer so gut unter den Schwerpunkt wie in den Piaffen und streckenweise wurde der Rappe kurz im Hals und kam hinter die Senkrechte.  

Werth sieht jedoch die Entwicklung, die Special Blend in den paar Wochen gemacht hat, die er nun turniermäßig im Einsatz ist. „Er ist seinen dritten Special gegangen und hat von Hagen über Lier bis heute einen Riesenschritt gemacht. Er ist routinierter geworden, hat mehr Kraft bekommen und mehr Geschlossenheit“, so ihr Fazit.

Vayron auf dem Weg nach oben

Platz zwei ging mit 73,128 Prozent an Ingrid Klimke und Vayron, die Sieger im Grand Prix. Sie hätten wohl gewonnen, hätte der Vitalis-Sohn nicht just im Ansatz zur ersten Piaffe ein dringendes Bedürfnis gehabt. Der zweite Moment, in dem sie Punkte verloren, war die Rückführung aus dem starken. Da sprang Vayron hinten einmal um. „Jedes Mal im starken Galopp sage ich mir: ,Riskier’ nicht so viel!‘ und jedes Mal kann ich mich nicht beherrschen“, nahm Klimke den Fehler mit Humor. Wahrscheinlich war die Multimedaillengewinnerin in der Vielseitigkeit gedanklich schon beim Galoppieren am Berg. Das war nämlich der Plan für die verbleibenden Stunden des Tages nach der Rückreise in die heimatlichen Münsteraner Gefilde. Natürlich nicht mit Vayron, sondern mit ihren Buschpferden.

Wobei Vayron auch viel im Gelände galoppiert, wie Klimke berichtete. Auch das dürfte zu den positiven Veränderungen beigetragen haben, die bei Vayron erkennbar sind, seitdem er bei Ingrid Klimke steht. Nicht, dass der Vitalis-Sohn mit seinem Stockmaß von gut und gerne 1,90 Meter noch wachsen müsste, aber nun verspricht er auch im übertragenen Sinne ein Großer zu werden. Zwar stand unter anderem bereits eine olympische (Mannschafts-)Silbermedaille auf seinem Erfolgskonto, als er zu Ingrid Klimke kam, doch die Reitmeisterin hat es geschafft, den 14-jährigen westfälischen Hengst noch einmal deutlich zu verbessern. 

„Anfangs hatte ich immer ein bisschen das Gefühl, Achtung“ Heck schwenkt aus!“, beschrieb sie nach dem Grand Prix die ersten Male in Vayrons Sattel. Inzwischen hat sie den Braunen in sich stabiler, ohne dass er seine Losgelassenheit und Elastizität verloren hätte. Besonders deutlich wird das in den Passagen und den Serienwechseln, wo er früher in der Tat immer etwas schwankend unterwegs waren. Im Hamburg blieb er schnurgerade. Nicht nur das, war er bei den ersten Turnierauftritten noch immer wieder phasenweise eng geworden, gelang es Klimke dieses Wochenende während der gesamten Prüfung, ihn vor sich zu behalten. Ein Schwachpunkt waren zuvor auch die Piaffen gewesen, in denen Vayron – lapidar gesagt – vorne stützte und hinten hopste. Nun beginnt er, wirklich Last aufzunehmen. 

Die beiden Patzer, die den beiden heute passierten, ändern nichts an der Perspektive. Da wurde sogar schon die Frage nach Plänen für die Europameisterschaft in Crozet gestellt. Doch da wollte Klimke sich nicht in die Karten schauen lassen. „In zwei Wochen ist Balve. Wir sprechen am Sonntag darüber.“ 

Zusätzlich zur silbernen Schleife konnte Klimke noch zwei weitere Auszeichnungen mitnehmen: die für den erfolgreichsten Reiter der Special-Tour und den Anrecht Harmonie & Fairness Preis, der eine Publikumswahl ist, und der zum dritten Mal an Klimke ging. 

V ist Trumpf

Das Vivaldi-/Vitalis-Blut ist aus der Dressur nicht mehr wegzudenken. Auch die Stute auf Rang drei ist eine Tochter des einstigen Nürnberger Burg-Pokal Gewinners Vitalis: Valencia AS von Fabienne Müller-Lütkemeier. Die filigrane Stute, ihre „Prinzessin“, wie ihre Reiterin und Ausbilderin sie nennt, hat in den letzten Jahren an Kraft gewonnen, ist viel sicherer in der Anlehnung geworden und konstanter vor den treibenden Hilfen. Das immer wieder geöffnete Maul trübte das Seitenbild etwas. Zudem hatten sie einen Patzer am Ende der Zweierwechsel, so dass es unter dem Strich 71,277 Prozent für das Paar aus Westfalen wurden. 

Der Vitalis-Vater Vivaldi zeichnet verantwortlich für den Hengst auf Platz vier (71,021), Blue Hors Veneziano unter Carina Scholz. Den beiden gelang eine gute Prüfung mit Höhepunkten in den Piaffen. Leider hatte der Hengst das Maul über weite Teile der Aufgabe immer wieder deutlich geöffnet, obwohl die Reiterin sichtlich bemüht war, möglichst wenig mit der Hand einzuwirken und immer wieder nachzugeben.

Alle Ergebnisse finden Sie hier.

Grand Prix Kür an Lexner

Die Zweitplatzierte des Grand Prix, Schwedens Sofie Lexner, hatte sich für einen Start in der Kür-Tour entschieden. Sie hatte eine „Girl Power-Kür“ angekündigt und das war es, was sie und ihre zwölfjährige Johnson-Tochter Inoraline geliefert haben. Mit 76,720 Prozent gewannen sie die Prüfung vor Kathleen Kröncke und Uniteds Märchen mit 73,660 Prozent. Ein schöner Erfolg für die einstige Derby-Siegerin, für die dieses Wochenende eine Rückkehr in die alte Heimat ist, nachdem sie inzwischen mit ihrer Familie in England lebt.

Susan Pape hat quasi den umgekehrten Lebensweg eingeschlagen. Sie ist Britin, lebt und arbeitet aber seit Jahren in Deutschland, Seite an Seite mit Mann Ingo auf der Hengststation Pape in Hemmoor. Sie hatte den Oldenburger Vivaldi-Sohn V-Plus mit nach Hamburg gebracht, der sich in der Kür mit 73,490 Prozent knapp hinter Kröncke und United Märchen einordnete.

Alle Ergebnisse finden Sie hier.

Artikel teilen

Empfohlene Artikel