Was für eine Finale, was für ein Abschluss für den deutschen Reitsport insgesamt und für Christian Kukuk im Besonderen. Mit Michael Jung, Jessica von Bredow Werndl und Isabell Werth hatten drei deutsche Reiter in zwei Disziplinen schon herausragend vorgelegt, als es um die Einzelmedaillen ging. Heute waren dann mit den Springreitern vorerst die letzten Reiter in Versailles am Start. Vorerst, weil vom 3. bis zum 7. Dezember die Para-Reiter an den Start gehen werden. Mit dabei übrigens auch Regine Mispelkamp.
Doch zurück zum Springen – Aufgrund seines Springfehlers in der Finalqualifikation musste er heute im Abschlussspringen recht früh in den Parcours reiten. Bereits als achter Reiter galoppierte er im Sattel von Checker in den Parcours. Seine Nullfehlerrunde sollte eine von insgesamt nur drei strafpunktfreien Runden bleiben. Ebenfalls mit einer weißen Weste galoppierten Steve Guerdat mit Dynamix de Belheme und Maikel van der Vleuten im Sattel von Beauville Z über die Ziellinie. So war schon vor Beginn des anschließenden Stechens klar, dass alle drei Reiter eine Medaille gewinnen würden. Nur welche es wird, das galt es noch auszureiten. Christian Kukuk hatte den 555 Meter langen Parcours mit 19 Sprüngen am langsamsten zurückgelegt und musste deshalb als erster Reiter das Stechen bestreiten. Wohlwissend, dass dies nicht immer die beste Ausgangsposition ist, wählte er ein kalkuliertes Risiko, gerade genug um die beiden folgenden Reiter ein wenig unter Druck zu setzen. Der Plan ging auf ganzer Linie auf. Checker, den einst Bundestrainer Otto Becker entdeckt hatte, ließ erneut alle Stangen in den Auflagen liegen und absolvierte die Runde in einer schnellen Zeit. Beide nachfolgenden Reiter konnten die Zeit nicht unterbieten. Und selbst wenn ihnen dies gelungen wäre, hätte Kukuk dennoch triumphiert, denn seine beiden Konkurrenten um Gold leisteten sich jeweils einen Springfehler. Am Ende gewann der Schweizer Steve Guerdat aufgrund der schnelleren Zeit im Stechen die Silbermedaille, während der Niederländer Maikel van der Vleuten nun Bronze mit nach Hause nimmt.
Insgesamt kann die Deutsche Mannschaft mit den deutschen Leistungen sehr zufrieden sein. Es wurden nicht nur in jeder Disziplin die Einzelgoldmedaille gewonnen (Michael Jung, Jessica von Bredow Werndl und Christian Kukuk), sondern die deutschen Dressurreiter ergänzten noch Teamgold und Isabell Werth erhöhte die Bilanz um Einzelsilber. Sondern es wurden auch einige Meilensteine erreicht. Den Anfang machte Michael Jung, indem er nun zum dritten Mal Einzelgold bei Olympischen Spielen in der Vielseitigkeit gewann. Das schaffte noch kein Reiter vor ihm. Das Erfolgsverwöhnte Dressurlager lieferte auch dieses Jahr ab und bereits durch die Mannschaftsgoldmedaille wurde Isabell Werth zur erfolgreichsten deutschen Olympionikin überhaupt. Die Goldmedaille von Christian Kukuk war nicht nur die 100. Goldmedaille, die durch deutsche Reiter bei Olympischen Spielen gewonnen werden konnte, sondern auch das erste Einzelgold im Springen seit 1996, welches damals Ulrich Kirchhoff gewann.
Fotos: FEI / Benjamin Clark