Sie stehen selten im Mittelpunkt, dabei sind sie die Stars hinter den Kulissen und ohne sie ginge nichts: die Pfleger. Foto: FEI/Christophe Taniere
Sie stehen selten im Mittelpunkt, dabei sind sie die Stars hinter den Kulissen und ohne sie ginge nichts: die Pfleger. Foto: FEI/Christophe Taniere

Für mehr Pferdewohl und bessere Arbeitsbedingungen – Pfleger im Springsport fordern „Kulturwandel“

Beim FEI Sportforum Anfang des Monats kamen auch die Pfleger zu Wort. Die International Grooms Association (IGA) und die Grooms Consultive Group (GCG) haben sich für eine Neuorganisation der Zeiteinteilungen eingesetzt, damit diese Pferden und Pflegern insbesondere bei Hallenturnieren ausreichend Ruhezeiten gewähren. Zwar gibt es eine entsprechende FEI-Regel. Dass diese Anwendung findet, sei aber eher die Ausnahme als die Regel, mahnen die Pfleger.

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Dies ist eine Zusammenfassung

Den vollständigen Text finden Sie auf worldofshowjumping.com

Eigentlich sollte bei Turnierveranstaltungen den Pferden – und damit auch den Pflegern – eine mindestens sechsstündige Ruhezeit zwischen der letzten Prüfung am Abend und dem Öffnen des Stalls am Morgen gewährt werden. Das klingt selbstverständlich, ist es aber nicht. Bei großen Hallenturnieren, meistens Weltcup-Qualifikationen, fangen die letzten Prüfungen zum Teil erst um 22 bis 22.30 Uhr an. Manchmal auch noch später. Bis die Platzierung beendet und die Pferde versorgt sind, ist es mitten in der Nacht. Und die Pfleger müssen morgens zwischen 5 und 7 Uhr füttern, damit die Pferde anschließend ihre leichte Morgenarbeit haben können. Dies sei eher die Regel als die Ausnahme, mahnte die IGA-Vorsitzende Lucy Katan im Rahmen des FEI Sport Forums an.

Die Website Worldofshowshowjumping hat mit Katan gesprochen. Sie fordert: „Wir brauchen eine kulturelle Veränderung in Bezug auf die zeitliche Planung von Hallenturnieren in Europa.“ Es ist nicht das erste Mal, dass IGA und GCG entsprechende Forderungen an die FEI gestellt haben, doch beim letzten Mal wurden diese abgebügelt mit dem Verweis auf die bereits bestehende Regel. Doch wie man auch dieses Jahr bei vielen Weltcup-Qualifikationen und anderen Hallenturnieren gesehen hat, wird diese nicht immer umgesetzt.

Vorschläge, um die Situation zu verbessern

Die IGA und die GCG fordern nun Anpassungen des Spring-Reglements. Einer ihrer Vorschläge an die FEI ist die Festlegung, dass keine Prüfung vor 8 Uhr morgens beginnen darf und dass die letzte, inklusive Siegerehrung, um 23 Uhr vorbei sein muss. Zudem solle festgelegt werden, dass zwischen der letzten Prüfung in der ein Pferd am Vortag gesprungen ist, und der ersten am Tag darauf mindestens 10 Stunden Pause sind. Zudem schlagen sie vor, dass bei Platzierungen nach 22 Uhr nur noch die ersten drei Reiter mit ihren Pferden erscheinen müssen.

Derzeit erlebe man es sogar, dass die Stewards die Pfleger zur Eile antreiben nach der letzten Prüfung – mit der Konsequenz, dass sich das negativ aufs Pferdewohl auswirkt. Die einzige Lösung wäre also wirklich, die Zeiteinteilungen entsprechend anzupassen.

Sanktionen für Veranstalter?

Worldofshowjumping hatte ein Statement bei der FEI eingeholt, welche Sanktionen es denn gäbe, wenn Veranstalter sich nicht an die 6-Stunden-Ruhe-Regel halten. Man erklärte, es gäbe hier keine Sanktionen, aber entsprechende Meldungen würden verfolgt und man behalte sich vor, das entsprechende Turnier aus dem Kalender zu streichen. Die FEI setze auf „Kooperation, Überwachung und Fortbildung, um sicherzustellen, dass Standards eingehalten werden“, so ein Sprecher.

Sicherheit und Social License

Eine Einteilung in Schichten sei weder für Reiter noch für Pfleger praktikabel, so Katan. Schon allein aus organisatorischen Gründen, weil die Veranstalter dann ja auch viel mehr Platz und Verpflegung vorhalten müssten. Trotzdem hätten auch die Reiter als Arbeitgeber eine Verantwortung ihren Pflegern gegenüber – und der würden sie nicht gerecht, wenn die Pfleger nicht genügend Schlaf bekommen und dann nicht selten nach dem Turnier die Pferde auch noch stundenlang nach Hause fahren müssten. Katan appelliert daher an die Reiter, einen extra Fahrer zu buchen. Schon allein aus Sicherheitsgründen. Außerdem würden all diese Maßnahmen verhindern, dass so viele Pfleger den Job hinschmeißen, weil sie körperlich und mental ausgebrannt sind.

Apropos – zu kurze Ruhezeiten wirken sich auch auf das Leistungsvermögen der Pferde auf. Von ihrem Wohlbefinden ganz zu schweigen. Von daher wäre eine strengere Regelung der Zeiteinteilung auch ganz im Sinne der Social License, gibt Katan weiter zu bedenken. Sie verweist auf eine Studie, an der unter anderem Inga Wolframm mitgewirkt hat und die zu dem Fazit kommt, dass schlechte Arbeitsbedingungen, eine hohe Fluktuation und ein Mangel an Arbeitskräften direkte Auswirkungen auf das Pferdewohl haben. Das wiederum wirke sich auf die Legitimität der gesamten Branche und damit auf die Social License aus.

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