2009 stellte Heath Ryan den Hengst Regardez Mai beim Weltcup-Finale in Las Vegas vor. Foto:sportfotos-lafrentz.de
2009 stellte Heath Ryan den Hengst Regardez Mai beim Weltcup-Finale in Las Vegas vor. Foto:sportfotos-lafrentz.de

FEI-Ermittlungen gegen Olympiareiter Heath Ryan

2009 stellte Heath Ryan den Hengst Regardez Mai beim Weltcup-Finale in Las Vegas vor. Foto:sportfotos-lafrentz.de
2009 stellte Heath Ryan den Hengst Regardez Mai beim Weltcup-Finale in Las Vegas vor. Foto: sportfotos-lafrentz.de

Vor einigen Tagen wurde ein Video veröffentlicht, das einen Reiter zeigt, der mit aller Kraft auf ein Pferd eindrischt. Es soll sich um den australischen Vielseitigkeits- und Dressurreiter Heath Ryan handeln, der das auch nicht bestreitet. Der australische Verband hat Ermittlungen eingeleitet und Ryan vorläufig suspendiert. Nun hat der Weltreiterverband nachgezogen.

Worum geht es? Vor wenigen Tagen ging ein Video viral, das in einer Reithalle aufgenommen wurde. Darauf ist ein Mann auf einem Pferd zu sehen. Der Mann schlägt das Pferd mit aller Brutalität 42 mal in rund einer halben Minute. Das Pferd schlägt zwar aus, macht aber ansonsten keinerlei Anstalten, nach vorne zu flüchten etc. Es reagiert kaum auf die mit voller Kraft ausgeführten Hiebe. Bei dem Reiter handelt es sich um Heath Ryan, internationaler Dressur-, Vielseitigkeits- und früher auch Springreiter, der Australien bei den Olympischen Spielen 2008 in Hongkong vertreten hat.

Ryan streitet nicht ab, dass er es ist, der auf das Pferd einschlägt. Auf Social Media erklärte er am 11. Juni, wie es dazu gekommen ist. Er sagt, das damals sechsjährige Pferd namens Nico gehöre einer Freundin. Die habe durch das Verhalten des Pferdes ins Krankenhaus eingeliefert werden müssen. Wie es dazu kam bzw. was das Pferd Schlimmes gemacht haben soll, lässt er unerwähnt, sagt aber Nico sei schon immer ein „Problemkind“ gewesen, obwohl er „das beste Zuhause“ gehabt hätte.

Das Pferd sei in hervorragendem Zustand gewesen, als er es kennenlernte, und stamme von seinen besten Hengsten ab. Er habe so handeln müssen. Seine – wohl rhetorisch gemeinte – Frage auf Social Media: „Wenn ein schönes sechsjähriges Pferd auf Ihrer Anlage auftaucht, es von Ihrem Hengst abstammt und es einem Freund seit Kindertagen gehört, würden Sie es einfach zum Schlachter schicken??“ Denn das wäre nach Aussage von Ryan die Alternative gewesen. Doch er habe ihm eine Chance geben wollen.

So sei es dann zu den – laut Ryan zwei Jahre alten – Filmaufnahmen gekommen, die nicht nur visuell schwer zu ertragen sind. Mit Ton wird der Clip noch schlimmer, wenn man das Zischen der Peitsche und das Klatschen auf den Pferdeleib hört.

Ryan schreibt in seinem Statement weiter: „Am Ende des ersten Rittes hatte ich das Gefühl, Nico reagierte.“ Danach habe er ihn noch einige Tage länger geritten. „Er hat sehr gut reagiert und habe begonnen, vorwärts zu gehen, ohne dass exzessive Reiterhilfen nötig gewesen wären.“

Er habe das Pferd danach an einen befreundeten Grand Prix-Reiter vermittelt, der sehr begrenzt in seinen finanziellen Mitteln sei, aber immer auf der Suche nach besonderen Pferden. Hier habe Nico ein neues Zuhause gefunden und es gebe Videos, auf denen zu sehen ist, wie gut er sich entwickelt.

„Unglaublich, was das für eine Erfolgsgeschichte für alle Beteiligten ist – außer mir ist durch die Veröffentlichung dieses Videos“, beklagt sich Ryan und fügt hinzu, ein „unglücklicher früherer Angestellter“ habe das Video veröffentlicht.

Verbände verhängen Sperre

Am 12. Juni hat der australische Reiterverband ein Statement veröffentlicht. Equestrian Australia gibt hier bekannt, eine Untersuchung gegen den in der Stellungnahme nicht namentlich genannten Reiter eingeleitet zu haben. So lange diese andauert, sei er gesperrt.

Der Weltreiterverband FEI hat heute verlautbaren lassen, auf Basis der Anschuldigungen gegen den Reiter und der Videoaufnahmen ebenfalls Ermittlungen eingeleitet zu haben. In der FEI-Datenbank ist Ryan bereits als gesperrt vermerkt. Die Untersuchungen werden nun durch die FEI in enger Kooperation mit Equestrian Australia geführt.

FEI Generalsekretärin Sabrina Ibáñez: „Die dargestellten Szenen sind zutiefst beunruhigend und stehen in krassem Widerspruch zu den Grundwerten der FEI in Bezug auf das Wohlergehen von Pferden.“ Im Laufe der Untersuchung würden nun alle Fakten gründlich geprüft. Basierend auf den Ergebnissen der Untersuchung würden dann den FEI-Regeln entsprechende disziplinarische Maßnahmen beschlossen. „Wir sind entschlossen, sicherzustellen, dass jedes Verhalten, das das Wohlergehen der Pferde gefährdet, konsequent und fair geahndet wird“, so Ibáñez.

Sam Jones, CEO von Equestrian Australia, ist froh darüber, dass nun auch die FEI Maßnahmen ergriffen hat: „Es ist sowohl angemessen als auch begrüßenswert, dass die FEI die Untersuchung dieser Angelegenheit leitet.“ Er versicherte, Equestrian Australia werde die FEI „in jeder erdenklichen Weise unterstützen“. Der nationale Verband sei „nach wie vor äußerst besorgt über den Vorfall und die Vorwürfe“.

Jones weiter: „Wir wissen, dass unsere Gemeinschaft auf Antworten wartet, aber wir bitten um Geduld, da die FEI zu Recht einen gründlichen und fairen Prozess gemäß ihren Richtlinien und Verfahren durchführt.“

Die FEI bittet alle, die Zeugen des Vorfalls waren oder über relevante Informationen oder Beweise verfügen, sich per E-Mail an welfare@fei.org an die FEI zu wenden.

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