Dreamteam: Arne Bergendahl und Luthien. Foto: Toffi-images.de/Ludwiga von Korff
Dreamteam: Arne Bergendahl und Luthien. Foto: Toffi-images.de/Ludwiga von Korff

Bergendahl vor Badminton-Debüt: „Ich will es genießen, bin aber nicht ambitionslos“

Dreamteam: Arne Bergendahl und Luthien. Foto: Toffi-images.de/Ludwiga von Korff
Dreamteam: Arne Bergendahl und Luthien. Foto: Toffi-images.de/Ludwiga von Korff

Badminton – ein Name, ein Mythos. Es ist das schwierigste Vielseitigkeitsturnier der Welt. Im Park von Badminton House bestehen nur die besten der Besten. Dieses Jahr ist ein Paar aus dem Rheinland dabei, und das ist bestens vorbereitet auf alles, was kommt: Arne Bergendahl und Luthien.

1949 wurde das erste Vielseitigkeitsturnier im Park von Badminton House ausgetragen. Ein Jahr zuvor war London Schauplatz der Olympischen Spiele gewesen – wo die britischen Vielseitigkeitsreiter ziemlich erfolglos agierten. Einer der Besucher war der Duke of Beaufort, selbst ein begeisterter Pferdemann. Er hatte die Idee, dass ein Trainings- und Selektionsevent den britischen Reitern helfen könnte, bei den nächsten Olympischen Spielen besser abzuschneiden. So kam es, dass im Jahr darauf in seinem Park die ersten Badminton Horse Trials der Geschichte stattfanden. Die weitere Geschichte des Vielseitigkeitssports zeigt: Die Rechnung des Dukes ging auf!

Die Geschichte zu kennen, hilft zu erfassen, dass Badminton nicht nur sportlich ein einmaliges Event ist. Es ist gelebte Tradition seit 76 Jahren und Jahr für Jahr pilgern am Geländetag rund 120.000 Besucher durch den Park des Duke. Arne Bergendahl jedenfalls war beeindruckt, als er und seine Verlobte Caro am Dienstag Vormittag endlich Badminton House vor sich auftauchen sahen. Sie hatten eine lange Reise aus Hamminkeln in NRW in die Grafschaft South Gloucestershire, rund 100 Meilen westlich von London hinter sich: „Das war ein surreales Gefühl, in Badminton einzustallen, in der Ferne die ersten Sprünge und Badminton House zu sehen!“

Um 3.50 Uhr war die Reisegruppe auf die Fähre über den Ärmelkanal gerollt. Um ca. 10.30 Uhr waren sie endlich angekommen. Kein Wunder, dass die spontane Antwort auf die Frage nach dem gegenwärtigen Gefühl lautete: „Müde!“ Müde, aber auch zuversichtlich.

Ihr Fünf-Sterne-Debüt hatten der 34-jährige Bergendahl und die 13-jährige Westfalen-Stute 2023 in Luhmühlen gegeben. Und das mit einem tollen Ergebnis: Rang 14, nur 0,8 Zeitfehler im Gelände und ein Abwurf im Parcours. Das war ein Türöffner für Badminton: „Das hat sie so super gemacht, da hatten wir die Idee, wir könnten es versuchen.“

Daran hat auch ein nicht ganz so glücklicher Auftritt beim CCI5*-L in Pau 2025 nichts geändert. Dort schieden die beiden nach einem Reitersturz im Gelände aus. Dafür hatten sie aber ansonsten eine super Saison, in der sie unter anderem die CCI4*-S Prüfung in Maarsbergen gewannen und Zweite in Strzegom waren.

S-Springen als Badminton-Vorbereitung

Nach Pau begannen die Planungen für Badminton. „Seit Januar waren wir im Wald unterwegs“, erzählt Arne Bergendahl. „Dazu sind wir so oft wie möglich nach Warendorf gefahren, um mit unserer Dressurtrainerin Anne-Kathrin Pohlmeier zu arbeiten.“ Das allein reiche aber nicht, um seine La Calido-Tochter optimal vorzubereiten. „Ich bin S-Springen auf Turnieren mit ihr geritten. Ich hoffe, dass es nach hinten raus ein Vorteil ist, wenn sie die hohen Sprünge gewohnt ist“, erklärt Bergendahl seine Überlegungen.

Abgesehen davon, dass das Springen hoher Parcours auch physische Kraft bringt, ist Bergendahl überzeugt, Luthien profitiere davon auch in mentaler Hinsicht. Denn sie behält die Turnierroutine. „Luthien ist ein sehr aufgeregtes Pferd, das immer alles richtig machen will. Wenn sie einmal etwas verstanden hat, will sie es immer wieder genauso machen. Sie hat eigentlich keinen ausgesprochen guten Schritt. Aber den besten Schritt geht sie in einer Aufgabe auf dem Turnier. Das beschreibt ihren Charakter eigentlich sehr gut!“ Von daher tue es ihr gut, wenn Turniere zum gewohnten Programm gehören. „Und außerdem macht es Spaß!“ Die ersten Platzierungen in der schweren Klasse haben die zwei bei der Gelegenheit übrigens auch geholt.

Zwei Prüfungen haben die beiden zur Vorbereitung auf Badminton absolviert: Ende März in Luhmühlen einen CCI3*-S und drei Wochen später den CCI4*-S in Strzegom. Bei beiden Gelegenheiten blieben sie ohne Hindernisfehler, beeilten sich im Gelände aber nicht. Nun sind sie beide voller Saft und Kraft. Was Bergendahl sich vorgenommen hat?

„Ich möchte es genießen, aber ich bin nicht ambitionslos. Ich würde gerne unsere Dressurergebnisse der letzten Zeit bestätigen. Und mein Ziel ist ein Quali-Ergebnis für die Euro. Das habe ich noch nicht.“

Daumendrücker

Heute beginnt die 2025er Badminton-Auflage mit der ersten Verfassungsprüfung. Um 16.30 Ortszeit, 17.30 Uhr deutscher Zeit, präsentieren sich die Pferde der Jury, Zwei- und Vierbeiner bestens herausgeputzt. Morgen und Freitag geht es dann ins Viereck. Arne Bergendahl und Luthien sind 43. Starter. Dann heißt es Daumen drücken für die zwei. An Unterstützern mangelt es nicht. Neben der Verlobten reist Arne Bergendahls gesamte Familie an, um ihn und Luthien zu unterstützen – natürlich auch Vater Helmut, der nicht nur Züchter von Luthien (und u.a. ihrer Halbschwester Cascamara, Ingrid Klimkes Jungpferdeweltmeisterin) ist, sondern zwei Stutengenerationen auch selbst im Busch geritten hat.

Arne Bergendahl ist nicht der einzige Deutsche, der sich dieses Wochenende den Herausforderungen von Badminton stellt. Auch Jérôme Robiné und Black Ice sehen ihrem Badminton-Debüt entgegen. Christoph Wahler hatte bereits 2022 in Badminton mit seinem Olympiapartner Carjatan S brilliert. Der ist inzwischen Lehrpferd im Juniorenlager. An seiner statt bringt Wahler seine neue Nummer eins an den Start, D’Accord. Außerdem sind Nicolai Aldinger und Timmo dabei. Dazu das who is who dieses Sports – Oliver Townend, Tim und Jonelle Price, TomMcEwen, Yasmin Ingham, Ros Canter, Laura Collett, Harry Meade. Ferner Ben Hobday, der seinen Shadow Man zurück hat, den er letztes Jahr an den Australier Chris Burton ausgeliehen hatte, der ihn zu olympischem Silber ritt. Dann Luhmühlen-Siegerin Lara de Liederkerke-Meier, Felix Vogg und und und.

Alle Infos zu den Badminton Horse Trials finden Sie hier.

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